Altengamme. Altengamme. Den Deichverband Vier- und Marschlande gibt es 75 Jahren. Deichvogt Peter Stoof ist bereits seit einem halben Jahrhundert dabei.

. Früher waren sie steil, schmal und ummauert. Kein Vergleich zu heute: „Die neuen Deiche sind sehr gut und sicher. Das einzige Problem ist die große Verkrautung hier“, sagt Deichvogt Peter Stoof (76). Er muss es wissen. Er ist schon seit 50 Jahren im Deichverband der Vier- und Marschlande aktiv, den es seit 75 Jahren gibt. Außerdem sitzt er im Verwaltungsausschuss für den Hochwasserschutz.

Erstem Deichvogt wurde Straße gewidmet

1942 hatten sich die Verbände der einzelnen Gemeinden zum Deichverband Vier- und Marschlande zusammengeschlossen. Erster Deichvogt war Henry Graumann (nach ihm ist die Graumanntwiete in Ochsenwerder benannt), es folgten Hermann Heitmann, Hans-Heinrich Wobbe und Werner Rolffs. Seit 15 Jahren steht Peter Stoof dem Verband vor, war davor bereits zehn Jahre Stellvertreter. Er mag den Zusammenhalt im Deichverband. Egal ob Feiertag, nachts oder bei Sturm und Regen: Jeder gehe raus an seinen Deich, schaue, ob alles in Ordnung ist und packe, wenn notwendig, selbst mit an.

Damals wie heute ist die Deichverbandarbeit ehrenamtliche Männerdomäne – mit zwei Ausnahmen. So funkt heute auch eine Frau im Team, und für die Büroarbeit engagiert sich Manuela Denker, die Tochter von Peter Stoof. Er könne sich auch Frauen als Deichgeschworene vorstellen, sagt Deichvogt Stoof.

Deichschau mit Kutsche und Pferd

Davon gibt es zehn und zehn Stellvertreter, die zwischen Altengamme und Tatenberg einen Deichabschnitt der 34 Kilometer langen Strecke im Blick haben. Sie und der Deichvogt sind bei Übungen der Technischen Einsatzleitung und den Deichschauen im Frühjahr und Herbst aktiv. Früher wurden diese Touren mit Pferd und Kutsche unternommen. Harald Richter berichtete in der Zeitschrift „De Latücht“ (Heft 58, Dezember 2004), dass am Ende jeder Schau ein ausgiebiges Essen stand, „das von den eingezogenen Strafgeldern finanziert wurde“. Im Januar 1612 uferte das offenbar aus. Die Chronik berichtet von einer „fast großen Unordnung und Verschwendung mit dreytägigem Fressen und Saufereien, was vors erste hinfüro, so viel möglich, gemäßiget und geringer gemachet werden soll.“

Das hat – auch Dank eingeführter Deichordnungen – geklappt. Heute ist die Deichkommission im Reisebus unterwegs – unterbrochen von einigen Fußmärschen, zu denen Michael Schaper vom Landesverband Straßen, Brücken und Gewässer auffordert. Zum Schluss gibt es ein Essen – aber kein Gelage mehr.

Nur noch die Torlatte ragte aus den Fluten

Die Deiche sind höher geworden (derzeit bis zu 8,50 Meter), die Elbe tiefer. Beides soll noch weiter gehen. „Die Elbe wird schneller, der Tidenhub höher, Sturmfluten werden bis hinter Lauenburg auflaufen“, fasst Peter Stoof knapp zusammen. Trotzdem befürwortet er die Elbvertiefung: „Hamburg braucht sie, weil zu viele Arbeitsplätze daran hängen.“ 1960 war der Tidenhub bei einem Meter, heute bei 2,50 Metern, sagt Stoof.

Die niedrigste Stelle der Vier- und Marschlande liegt nicht nah am Deich, sondern am Mittleren Landweg südlich der Bahn. Die höchste aber schon: „Wenn früher der Fußballplatz unter Wasser stand, dann war die Flut richtig hoch“, sagt Stoof. Das „Elbestadion“ in Altengamme lag außendeichs. 1997 etwa ragte nur noch die Latte des Tores aus den Fluten.

Keine Probleme mit Nachwuchs – aber mit den Wählern

Die Deichwarte, wie sie die Behörde nennt, sind alle im gehobenen Alter, doch von Nachwuchsproblemen will Peter Stoof nicht sprechen. Allein bei der Neuwahl des Verbandsausschusses im „Bezirk Billwerder und Allermöhe, unterwärts Mittlerer Landweg, Moorfleet und Vorort Billbrook“ gab es Probleme. Kandidaten für Deichgeschworenen und Stellvertreter gab es durchaus. Aber es fand sich kein Wähler ein. Was viele nicht wissen: Alle Eigentümer von Grundstücken im Landgebiet sind Mitglied im Verband und wahlberechtigt. Der neue Termin für den genannten Bezirk: Montag, 18. Dezember, 17 bis 18 Uhr, Verbandsbüro, Ochsenwerder Landstraße 33.