Neuengamme. Pfeifenclub Gemütlichkeit Zum Jubiläum gastiert die Deutsche Meisterschaft
. Die Letzten werden die Ersten sein, lautet das Motto der Raucher im Pfeifenclub Gemütlichkeit. Denn bei ihnen geht es stets darum, drei Gramm Pfeifentabak möglichst lange glimmen zu lassen, also sehr langsam zu rauchen. Am Sonnabend, 30. September, 15 Uhr, kommt es auf jede Minute an: Dann treten sieben Frauen und zwölf Männer des Pfeifenclubs bei der Deutschen Meisterschaft an. Geraucht wird in einem Festzelt, das neben dem Vereinslokal Kücken’s Gasthof am Neuengammer Hinterdeich 54 aufgebaut wird. Denn der Pfeifenclub ist erstmals Ausrichter der Deutschen Meisterschaft.
Gegründet wurde der Club vor 125 Jahren. „Wir feiern Jubiläum, haben deshalb auch den Zuschlag als Ausrichter der Meisterschaft gekriegt“, sagt der Vorsitzende Heiner Borstelmann (61). Der Club ist außerdem erst 2002 dem Verband Deutscher Pfeifenraucher beigetreten, der über die Ausrichtung der Meisterschaften entscheidet. 17 Pfeifenraucher-Clubs und -Vereine sind in dem Dachverband organisiert.
Obwohl der Traditionsclub 183 Mitglieder (alles Männer, und zehn Frauen im Club im Club „Gemütliche Pfeife“) zählt, sind die meisten Mitglieder Nichtraucher. „Uns geht es in erster Linie um Spaß und Geselligkeit“, sagt Dirk Haeselich (48).
Die „Gemütlichen“ machen auch Rad- und Boßeltouren, organisieren Kinderfeste, feiern Grillabende, spielen Karten oder treffen sich zum Armbrust schießen bei einem befreundeten Verein. 25 Herren und acht Frauen greifen regelmäßig zur Pfeife, „allerdings nur um zu paffen“, betont Annegret Kowald (59), eigentlich Nichtraucherin.
Die Krankenschwester hat das langsame Pfeiferauchen trotzdem drauf, war 2007 und 2015 Deutsche Meisterin, außerdem mehrfach Norddeutsche Meisterin. Ehemann Günter Kowald (67) hat ebenfalls schon den Titel Norddeutscher Meister erraucht.
Auch bei Weltmeisterschaften sind die Neuengammer angetreten, in Köln, Kopenhagen und Venedig. „Nur kommendes Jahr in Tokio werden wir nicht dabei sein – da kommen wir schlecht hin“, sagt Borstelmann.
„Schon bei der Gründung des Clubs 1892 ging es um die Pflege der Geselligkeit“, sagt Borstelmann. Die Mitgliedschaft sei für Anlieger vom Hinterdeich inzwischen Pflicht, fügt der Vorsitzende mit einem Augenzwinkern hinzu: „Der Vereinseintritt kommt noch vor der Ummeldung der Meldeadresse.“
Die Pfeiferaucher qualmen an jedem ersten Freitag im Monat, 20 Uhr, in Kücken’s Gasthof. Dort wird mit einer Stoppuhr das Langsamrauchen trainiert.
Bei der 45. Deutschen Meisterschaft werden zehn Vereine mit rund 100 Mitgliedern (davon ein Drittel Frauen) antreten. Auch die 37. Norddeutsche Meisterschaft wird am Sonnabend parallel ausgetragen – von vier der zehn Vereine. Die Piepenclub-Mitglieder erwarten diverse Journalisten, auch vom Fernsehen. „Das Hamburg Journal im NDR will den Beitrag am Sonnabend ab 19.30 Uhr senden“, sagt Borstelmann.
Fenster und Türen müssen geschlossen bleiben, damit die Raucher durch Zug keine Vor- oder Nachteile haben. Deshalb ist der Besuch des Wettrauchens schwierig. „Ab 17 Uhr sind Besucher jedoch willkommen“, sagt Michael Peters. „Schankwagen und Grill stehen bereit, um 19 Uhr werden die Sieger geehrt.“
Die Pfeiferaucher richten sich nach internationalen Wettkampfregeln: „Jeder hat fünf Minuten Zeit zum Stopfen, bekommt zwei Streichhölzer und muss den Tabak in einer Minute angezündet haben“, sagt Annegret Kowald. Ihre Bestzeit liegt bei 118 Minuten. Den Vereinsrekord hat Rudi Geringshoff mit 132 Minuten aufgestellt. Ein Italiener kann den Weltrekord für sich verbuchen: Bei der Europameisterschaft 2008 paffte er seine drei Gramm Tabak sage und schreibe 213 Minuten lang.