Curslack. Curslack. Kritiker des Projektes sammeln 400 Unterschriften gegen Gewerbeansiedlung am Curslacker Heerweg.
Das Ringen um eine neue Heimat für vier Vierländer Handwerksbetriebe (insgesamt 110 Mitarbeiter) geht in eine neue Runde: Nachdem im Sommer die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens für den „Vierländer Meisterhof“ am Curslacker Heerweg beschlossen wurde, sprechen sich Anwohner nun gegen eine Ansiedlung von Gewerbe auf der 4,6 Hektar großen Fläche südlich der Autobahn 25 aus.
Die Anwohner sammelten in ihrer Nachbarschaft Unterschriften. „Wir haben fast 1000 Flyer in die Briefkästen gesteckt – und bekamen knapp 400 Rückmeldungen“, sagt Rudi Kowalczyk vom Curslacker Heerweg. „Darauf wurde ausnahmslos gegen das geplante Gewerbegebiet gestimmt.“
„Weitere Handwerker schon in den Startlöchern“
Die Initiatoren der Umfrage fürchten, dass die geplanten Handwerkerhöfe nur ein „Fuß in der Tür“ seien, wie Bernd George es formuliert. „Viele weitere Handwerker sind schon in den Startlöchern. Wir fürchten, dass uns hier mittel- oder langfristig ein Industriegebiet vor die Nase gesetzt wird.“ Die Unterschriften sollen der Bezirksversammlung überreicht werden, zusammen mit einer Eingabe, die den Stopp der Planungen fordert.
Die Anlieger beziehen sie sich bei ihrem Protest auf den Entwurf „Strategie Vier- und Marschlande – Kulturlandschaft mit Zukunft“, den der Ortsausschuss bereits 2004 beschlossen hat. Dort wird die Umwandlung landwirtschaftlicher Flächen in Gewerbeflächen im Landgebiet abgelehnt.
Unterstützung bekommen die Anwohner von den Grünen, die sich gegen eine Gewerbefläche in Höhe der Anschlussstelle Curslack aussprechen. Rolf Wobbe bezeichnet das Vorhaben als „Vertrauensbruch“ und wünscht der Arbeitsgemeinschaft „viel Erfolg“. Wobbe fordert eine Stadtwerkstatt, in der eine alternative Fläche gefunden werden soll.
Strategiepapier sei „rechtsverbindlich“
Der Politiker verweist darauf, dass das Gewerbegebiet gegen das Strategiepapier verstoße, bezeichnete es, auch weil es 2012 als Beschlussvorlage bekräftigt worden sei, als „rechtsverbindlich“. Dem widersprechen die anderen Parteien: Heinz Jarchow ( SPD) bezeichnete das Papier als einen „Leitfaden, wie die Entwicklung im Landgebiet zukünftig aussehen könnte“. Jarchow betonte, dass es ein Bebauungsplanverfahren geben werde – „selbstverständlich mit Bürgerbeteiligung“. Die Grünen würden das Mega-Bauvorhaben Oberbillwerder mitverantworten, meint Ernst Heilmann (Die Linke). Sie seien außerdem gegen die Bauvorhaben in Ochsenwerder, wie sie aufwendig von Bürgern in einer Stadtwerkstatt mitentwickelt worden waren. „Vor diesem Hintergrund ist die Forderung eine Frechheit“, sagt Heilmann.
Bezirksamtsleiter Arne Dornquast geht davon aus, dass das B-Planverfahren im Sommer 2018 beendet sein wird. Danach werde vermutlich mit dem Bau begonnen werden können.
Handwerker verstehen den Rummel nicht
Die Handwerker verstehen den Rummel nicht: „Wir sind doch nicht die Großindustrie, sondern örtliche Handwerksbetriebe“, sagt Christian Hamburg, Geschäftsführer des Malerei- und Raumausstattungsbetriebs Ewald Hamburg in Altengamme. „Bisher funktionieren unsere Betriebe mitten in Vierlanden, teilweise seit Generationen.“ Doch an den alten Standorten gebe es keinen Platz zum Expandieren. Und das sei nötig, um weiterhin gegen die Konkurrenz bestehen zu können. Die Zimmerei Pietsch (Curslack) hat bereits Lagerräume an der Randersweide angemietet. „Wir fahren viel hin und her“, sagt Betriebsleiter Wolfgang Pietsch. Am neuen Standort würden „täglich 3000 Kilometer auf der Straße aus Vierlanden gezogen werden“: Strecken, die (in Bergedorf wohnende) Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten zu den aktuellen Standorten zurücklegen.
Die Probleme würden sich zuspitzen
Den Leitfaden von 2004 lassen die Handwerker nicht als Argument gelten: „Der Regionalausschuss hat auch erklärt, dass er Gewerbe südlich der A 25 unterstützt, etwa um die Deiche zu entlasten“, sagt Jesco Reher, Projektplaner bei Pietsch. „Mir liegt die Genehmigung für einen weiteren Anbau am Altengammer Elbdeich vor“, sagt Christian Hamburg, „aber in fünf, sechs Jahren könnte es wieder eng werden“.
Dass die Kunden lange Wege scheuen und Mitarbeiter ohne Pkw morgens um sechs kaum ihre Arbeit am Elbdeich antreten könnten, seien weitere Hindernisse, betont Hamburg. Auch der Lieferverkehr über schmale Deichstraßen sei nervig. „Früher kamen die Lieferanten täglich mit einem Sprinter, inzwischen sind es große Lkw, mit denen sie uns wöchentlich beliefern. „Die Ware wird dann am Hauptdeich aufwendig umgeladen, weil der Truck nichts vors Haus fahren kann.“
Die Probleme würden sich zuspitzen, berichten die Handwerker. Doch wollen sie mit einem Umzug an den Curslacker Heerweg auch nicht die Vierländer verärgern. „Schließlich sind das unsere Kunden“, sagt Hamburg.
Mindestens 135 Meter von Wohnhäusern entfernt
Die Werkhallen sollen mindestens 135 Meter von den Wohnhäusern entfernt entstehen. Hamburg: „Ein Lärmgutachten hat ergeben, dass die Anwohner uns nicht hören werden. Für die Eschenhofsiedlung würden wir sogar eine Barriere bilden, die den Verkehrslärm vom Curslacker Heerweg reduziert.“
Die Frage sei grundsätzlich, „ob eine Bestandserweiterung immer die bessere Lösung für die Kulturlandschaft ist?“, fragt Hamburg. „Der Flächenfraß ist bei einem Zusammenschluss vermutlich geringer.“ Bei den Handwerkerhöfen handle es sich um einen Vorhaben-bezogenen B-Plan „ohne Hintertürchen“, sagt Hamburg. „Der kann nicht plötzlich erweitert werden.“