Allermöhe. Allermöhe. Der Senat hat die Ausweisung des Naturschutzgebietes Allermöher Wiesen beschlossen. Damit sei eine Lücke im Grünkorridor geschlossen.

. Viele Monate hat die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) diesen Schritt vorbereitet, nun ist es amtlich: Der Hamburger Senat hat gestern die Ausweisung des Naturschutzgebietes „Allermöher Wiesen“ beschlossen. Es ist das 33. Naturschutzgebiet im Hamburger Stadtgebiet. „Damit sind erstmals mehr als neun Prozent der Landesfläche Hamburgs Naturschutzgebiete – mehr als in jedem anderen Bundesland“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan bei der Vorstellung im Rathaus.

Lückenschluss zwischen Boberger Niederung und Reit

Die „Allermöher Wiesen“ seien ein wichtiger Lückenschluss zwischen den Naturschutzgebieten „Boberger Niederung“ und „Die Reit“. „Der notwendige Grünkorridor zwischen den beiden Biotopverbunden wird damit dauerhaft gesichert“, sagte Jens Kerstan.

Trotz Flüchtlingsquartier im Gleisdreieck, wo ein großer Teil des Grünkorridors bebaut wurde, würde die grüne Verbindung als Orientierung für Zugvögel funktionieren. „Der Korridor ist noch 200 bis 300 Meter breit“, sagte Kerstan.

Umweltsenator Jens Kerstan stellte das neue Naturschutzgebiet im Hambugrer Rathaus vor.
Umweltsenator Jens Kerstan stellte das neue Naturschutzgebiet im Hambugrer Rathaus vor. © BGZ | Lena Diekmann

Angesichts der starken Bautätigkeit in der Umgebung, sowohl im Gleisdreieck am Mittleren Landweg als auch künftig im geplanten Stadtteil Oberbillwerder nördlich des S-Bahnhofes Allermöhe, sei der Schutz des Gebietes für einen funktionierenden Naturhaushalt besonders wichtig, so der Umweltsenator.

Auch bei der Anbindung von Oberbillwerder habe die BUE den Naturschutz im Blick: „Das wird noch eine Herausforderung werden“, sagte Kerstan. In der Lenkungsgruppe sei die Behörde ebenso dabei wie das mit der Planung beauftragte Unternehmen IBA und die Politik.

Feuchtwiesen und Trockenflächen auf 106 Hektar

Die Allermöher Wiesen haben eine Fläche von 106 Hektar und liegen zwischen Autobahn 25, Bahnstrecke, Neuallermöhe und Gewerbegebiet Allermöhe. Teile waren bereits als Ausgleichsflächen, unter anderem für den Bau der Autobahn 26, ausgewiesen – standen bisher aber nicht unter Schutz.

© BUE | BUE

Ein Großteil der Fläche (88 Hektar) ist von Gräben durchzogenes Grünland, geprägt durch Wiesen und Rinderweiden. Zwei Landwirte werden sie wie gewohnt extensiv bewirtschaften können. Wiesenvögel wie der Kiebitz, Rotschenkel oder Bekassine – alle gehören zu den am stärksten gefährdeten Arten in Deutschland – finden in den Feuchtgebieten optimale Lebensbedingungen. Und auch die Uferschnepfe fühlt sich hier wohl: Sie gilt als vom Aussterben bedroht.

Artenvielfalt neben dem Gleisdreieck

Auch auf dem alten Billwerder Bahndamm, der ebenso unter Schutz gestellt wird, gibt es eine Reihe gefährdeter Arten, die sich vor allem im Trockenen wohlfühlen: Insgesamt kommen auf dem Bahndamm 142 verschiedene Pflanzenarten vor, von denen 33 auf der Roten Liste stehen. Auch für Tiere spielt der Bereich eine Rolle, insbesondere für Insekten und Wildbienen – 153 verschiedene Bienenarten wurden dort nachgewiesen.

In unmittelbarer Nachbarschaft zu diesem Artenreichtum konnte dagegen die ökologische Baubegleitung im Gleisdreieck keine wertvollen Tierarten nachweisen. Im Zusammenhang mit dem Bauprojekt wurde dieser Aspekt vielfach kritisiert. Jens Kerstan hat für das geringe Vorkommen von Tieren eine Begründung: „Die Fläche wurde vorher intensiv bewirtschaftet.“