Bergedorf. Bergedorf. Erstmals seit mehr als 200 Jahren gibt es nachgewiesenen Biber-Nachwuchs in Hamburg.
Die Mitarbeiter des Biber-Projektes der „Loki Schmidt Stiftung“ sprachen von einer Sensation, als sie gestern eine Entdeckung präsentierten: Das erste Biber-Junge in Hamburg seit mehr als 200 Jahren. Das Jungtier, das erstmals am 23. Juli mit einer Wildkamera in der Nacht nahe der Biberburg fotografiert worden war, ist der erste in der Hansestadt nachgewiesene Nachwuchs der Elbebiber Castor fiber albicus, seitdem die Tiere hierzulande 200 Jahre ausgestorben waren. Fotografiert wurde der Mini-Biber in den Vier- und Marschlanden.
Wo genau sich die Biber-Familie aufhält, wollen Frederik Landwehr (33), Leiter des Projektes Biber der „Loki Schmidt Stiftung“, und seine Kollegen nicht verraten. Sie wollen einen „Biber-Tourismus“ vermeiden, damit die Tiere in ihren neuen Lebensräumen nicht gestört werden.
Wildkamera nahe der Biberburg aufgestellt
Die Wildkamera hatten die Naturschützer nahe der Biberburg an einem Platz aufgestellt, an dem sie zuvor diverse Spuren – etwa angenagte Hölzer – entdeckt hatten. „Auch zahlreiche Füchse, Hasen und Rehkitze sind dort fotografiert worden“, sagt Landwehr.
Das Biber-Projekt ist eine Kooperation der Umweltbehörde und der „Loki Schmidt Stiftung“. Landwehr: „Ziel des Projekts Biber ist die Akzeptanz und der Schutz der in Hamburg lebenden Biber. Dafür haben wir auch eine kindgerechte Wanderausstellung für Kitas und Schulen entwickelt.“ Einrichtungen, die sich dafür interessieren, erreichen Landwehr unter der E-Mail-Adresse biber@loki-schmidt-stiftung.de.
Hauptaufgabe des Projektes ist die Dokumentation der Biber-Vorkommen in Hamburg und die Vermeidung von Konflikten, etwa mit Landwirten, auf deren Flächen die großen Nager Schäden angerichtet haben. Ehrenamtliche Biberbetreuer erfassen die Bestände der Tiere, stehen den Landwirten beratend zur Seite.
Erste Nager erreichten Hamburg vor 16 Jahren
Biber gab es jahrzehntelang nur in der DDR. „Diese kleine Population breitete sich nach der Wende nach Westen aus“, sagt Landwehr. Vor 16 Jahren erreichten die ersten Nager über die Elbe Hamburg.
„Wir wissen von sechs Biber-Revieren, die es inzwischen in Hamburg gibt. Vermutlich sind es sogar acht“, sagt der Projektleiter. 15 bis 20 Tiere leben dort – einzelne Tiere, Paare und mindestens ein Jungtier mit seinen Eltern.
Bis auf eines, das sich im Naturschutzgebiet Rhee in Wilhelmsburg befindet, sind die anderen Reviere alle in den Vier- und Marschlanden. Die Tiere lassen sich unter anderem an der Dove- und Gose-Elbe nieder, weil die stehenden Gewässer ihre Burgen nicht fluten. An der Stromelbe gibt es laut Landwehr bisher noch keine Biberbauten.