Kirchwerder. Kirchwerder. Nora Picka-Pamperin (40) bringt mehrmals pro Woche Wildtiere in Not ins Tierheim.
Schon als Siebenjährige kümmerte sich Nora Picka-Pamperin um Vögel, die aus dem Nest gefallen waren. Seitdem hat die 40-Jährige, die am Süderquerweg in Kirchwerder lebt, zahlreichen Vögeln, aber auch anderen Wildtieren, das Leben gerettet. Derzeit hat sie besonders viel zu tun, „auch weil die Vögel immer weniger Insekten zu fressen bekommen“, sagt sie.
Längst hat sich das Engagement der Tierfreundin herumgesprochen: Häufig bekommt sie Anrufe, SMS oder E-Mails von Bekannten, die wegen eines verletzten Tieres Rat benötigen. Andere bitten Nora Picka-Pamperin darum, sich um die Möwe mit gebrochenem Bein, die aus dem Nest gefallene Schwalbe oder das von einer Katze attackierte Eichhörnchen zu kümmern.
Auch Waschbären, Igel, Füchse und Fledermäuse gehören zu den Patienten der 40-Jährigen. Sie engagiert sich seit fünf Jahren als ehrenamtliche Helferin der Wildtierstation Hamburg. Die Station hat Auswilderungsflächen bei Elmshorn. Langzeitpflegefälle bringt Nora Picka-Pamperin in die Hamburger „Filiale“, das Tierheim Franziskus an der Lokstedter Grenzstraße. „2200 Wildtiere wurden dort in 2015 aufgenommen“, sagt sie.
Tierheim-Leiter bekannt aus dem Fernsehen
Geleitet wird das Heim von Frank Weber, bekannt aus der Fernsehsendung „hundkatzemaus“ auf Vox. „Wildtierstation und Tierheim sind privat geführt und werden ausschließlich durch Spenden finanziert“, sagt Nora Picka-Pamperin. Denn die dortige Behandlung der Tiere braucht – anders als bei Tierärzten – nicht von den Findern oder Rettern bezahlt werden. Das Tierheim Süderstraße steuert sie nicht an: „Die sind auf Haustiere spezialisiert.“
Erste Hilfe leistet die 40-Jährige oft selbst, etwa das Reinigen von Wunden oder des Fells oder das Aufpäppeln der Tiere mit Wasser und Traubenzucker oder Futter. Im Tierheim kann den Tieren dann umfangreicher geholfen werden, stehen etwa Medikamente und Inkubatoren (zum Aufwärmen) zur Verfügung.
Das Auto voller Krähen, Füchse und Waschbären
Derzeit ist Nora Picka-Pamperin zweimal in der Woche „mit dem Auto voller Krähen, Füchse und Waschbären“ unterwegs zur Lokstedter Grenzstraße. Die Spritkosten zahlt sie aus ihrer eigenen Tasche.
Immer häufiger versorgt die Tierfreundin entkräftete, unterernährte Vögel. „Sie finden immer weniger Insekten. Schuld daran sind die Monokulturen und Pflanzengifte auf den Feldern.“ Deshalb werde inzwischen auch ganzjähriges Zufüttern empfohlen, berichtet Nora Picka-Pamperin. „Viele Leute haben noch Meisenknödel oder Körnermischungen vom Winter übrig. Über das Futter freuen sich die Vögel auch im Sommer.“
Der Nabu verhält sich neutral
„Das Thema wird kontrovers diskutiert“, sagt Christian Gerbich, Nabu-Gebietsbetreuer in Bergedorf. Der Nabu verhalte sich neutral, denn es gebe gute Argumente für und gegen die Sommerfütterung: „Im Frühjahr benötigen die Jungen proteinreiche Nahrung, also Würmer und Insekten. Kommen ihre Eltern leicht an Körnerfutter, kann dies zu Störungen bei der Entwicklung des Nachwuchses führen. Andererseits haben sie so in jedem Fall genug Futter“, sagt Gerbich. Wichtig sei, für mehr Insekten zu sorgen, „etwa durch weniger Flächenversiegelung und extensivere Landwirtschaft“.
Ihr Engagement für Wildtiere sei nur möglich, weil sich die Assistentin eines Musikproduzenten ihre Arbeitszeit frei einteilen könne und oft zu Hause arbeite, so Picka-Pamperin. Dort hat die Mutter einer Tochter (8) zwei Haustiere: Zwergpinscher „Pedro“ (9) und Senegal-Papagei „Susi“ (39). Doch nicht immer endet jeder tierische Notfall gut: „Einmal wurde mir eine schwer verletzte Möwe gebracht.Ich habe sie dann nicht quer durch die Stadt transportiert und ihr zusätzlichen Stress bereitet, sondern sie sterben lassen.“
Das Spendenkonto des Franziskus-Tierheims: Hamburger Sparkasse, IBAN: DE65 2005 0550 1049 2207 99.Weitere Infos: www.wildtierstation-hamburg.de und www.franziskustierheim.de. Wer ein verletztes Tier findet, kann das Tierheim telefonisch unter 01 57/52 58 56 24 erreichen.