Neuengamme. Intarsienkunst Günther Dahm fertigte 1983 zwei Stühle als Geburtstagsgeschenk
. Das Haus von Helmut und Loki Schmidt in Langenhorn gleicht einem Museum, doch es eignet sich nicht, Massen hindurch zu schleusen. So will die private Helmut-und-Loki-Schmidt-Stiftung noch in diesem Jahr einen virtuellen Rundgang ins Internet stellen. Von der berühmten Hausbar bis zum Druckaschenbecher auf dem Bürotisch gibt es umwerfend viel zu entdecken. Dabei ist auch ein Kleinod aus Vierlanden, das im Wohnzimmer links und rechts neben dem berühmten Schachtisch sofort ins Auge fällt: zwei Intarsienstühle. Günther Dahm aus Neuengamme hat sie gefertigt – vor mehr als 30 Jahren.
Nicht nur Loki und Helmut Schmidt haben regelmäßig auf ihnen gesessen, wenn sie gemeinsam Schach spielten. Auch Peer Steinbrück gehörte als Schachpartner zu den „Besitzern“. Von Brandt bis Kissinger waren die großen dieser Welt im Langenhorner Haus zu Gast – und wer immer Turm, König und Pferd führen konnte, wird auf einem Intarsienstuhl Platz genommen haben. Valéry Giscard d’Estaing spielte mit Helmut Schmidt ebenfalls das königliche Spiel, auch wenn Schmidt behauptet haben soll: „Schach habe ich als Kind von meinem Vater gelernt, und seitdem nichts dazu gelernt.“
„Die Stühle hat 1983 die Bergedorfer SPD bestellt“, erinnert sich Günther Dahm (83). Sie waren deren Geschenk zum 65. Geburtstag für „Schmidt Bergedorf“. So wurde der spätere Bundeskanzler früher im Bundestag kurz und knapp nach seinem Wahlkreis aufgerufen. Nicht von ungefähr feierte Altkanzler Schmidt 1983 seinen 65. Geburtstag im Bergedorfer Haus im Park, nachdem ihm tags zuvor die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt Hamburg verliehen worden war.
In feinster Intarsienarbeit mit hellem Ahorn und dunklerem Nussholz zieren üppige Blumenkörbe die Lehnen der Geburtstagsstühle: „Jeder ist ein bisschen anders“, sagt Günther Dahm. Dazu gestaltete er in seiner Werkstadt an der Feldstegel das Datum 23. 12. 1983 und jeweils einen der Namen von Loki und Helmut Schmidt. Etwa drei Wochen lang saß er an den Einzelstücken aus Eiche – inklusive Drechsler- und Flechtarbeiten. Die handgeflochtenen Peddigrohr-Sitzflächen „sind etwas nach hinten abgeflacht, sodass sich bequem sitzen lässt“, erklärt Dahm. Viele Details verweisen auf die Blumenregion Vierlanden, so auch die gedrechselten Tulpen als Stege zwischen Sitz und Armlehne. Auf der Rückseite der Rückenlehne findet sich schließlich ein kleines Symbol, ein ab-straktes G und D – das Zeichen des Intarsienkünstlers Günther Dahm.
Seine Arbeiten sind in allen Ecken der Welt zu sehen. Mehr als 1000 Stühle hat er schon hergestellt, ein Mehrfaches an Intarsienmotiven ausgesägt. Dazu spannt er ein hauchdünnes Sägeblatt, wie es sonst Goldschmiede nutzen, in die Laubsäge. Immer wieder spitzt er beim Sägen die Lippen und pustet – damit das dünne Blatt nicht zu heiß wird und reißt – oder die zarte Holzarbeit anbrennt.
Mittlerweile ist Sohn Thomas Dahm Chef in der Werkstatt – auf die schönen „Specials“ des Seniors möchte aber niemand verzichten. Wer mehr erfahren oder einen Intarsienkursus besuchen möchte klickt im Internet: www.tischlerei-dahm.de.