Billwerder. Billwerder Das Geld ist knapp, die Mitgliederzahlen sind gering: Die Kirchengemeinde St. Nikolai in Billwerder muss kämpfen.
Wird aus der Billwerder Kirche St. Nikolai schon bald ein Museum? Ulrich Stubbe (66), Kirchengemeinderatsvorsitzender, schließt dieses Szenario nicht aus, sollte Billwerder beim Stellenstrukturplan, den die Synode im September in Angriff nimmt, „hinten runter fallen“.
Erhalt der halben Stelle ist kein Selbstgänger
Derzeit hat die Kirchengemeinde eine halbe Pfarrstelle, die Pastorin Dagmar Rosenberg ausfüllt. Doch weniger als die Hälfe der Wohnbevölkerung ist Gemeindemitglied (858 zu 2056, Stand April 2015), da ist der Erhalt der halben Stelle kein Selbstgänger.
Auch die Kirche selbst ist bei der Gebäudeplanung im Kirchenkreis-Ost bereits in eine niedrigere Kategorie eingestuft worden als die meisten „Dorf-Bezugskirchen“ in den Vier- und Marschlanden. So ist das Gebäude zwar in jedem Fall förderfähig, soll also nicht über kurz oder lang abgerissen werden. Doch der Zusatz lässt aufhorchen, da es „als historisches Erbe und symbolisches Kapital auch im Falle des Endes seiner regulären gemeindlichen Nutzung zu pflegen ist“.
Kirchenkreis verliert jährlich im Schnitt 5500 Mitglieder
Im April hatte die Synode ein Gebäudekonzept beschlossen, nach dem bis zum Jahr 2026 etwa ein Drittel der Kirchen und Gemeindehäuser nicht mehr genutzt werden sollen. Faustregel ist, dass jeweils für etwa 5000 Christen eine Kirche bleibt. Das ist auch die Zahl der Gemeindemitglieder, die der Kirchenkreis derzeit durch den demografischen Wandel und Austritte jedes Jahr im Schnitt verliert (1,25 Prozent).
Kirchliches Leben neu aktivieren
Für Ulrich Stubbe ist daher klar: „Damit die St. Nikolai nicht zu einer Kirche ohne Gemeinde wird, müssen wir etwas tun, das kirchliche Leben neu aktivieren.“ Dabei lässt die finanzielle Situation keine großen Sprünge zu. „Das ist alles nicht so einfach. 1999 gab es noch 170 000 D-Mark aus der Kirchensteuer. Jetzt sind es 34 000 Euro, also nur noch 40 Prozent“, sagt der Kirchengemeinderatsvorsitzende.
Gespräche mit der rumänisch-orthodoxen Gemeinde
Bei einer außerordentlichen Gemeindeversammlung wurden bereits Ansätze für die Zukunft vorgestellt. „Wir sind zum Beispiel mit der rumänisch-orthodoxen Kirche im Gespräch“, sagt Ulrich Stubbe. Die christliche Gemeinde, die bisher in Wandsbek ihre Gottesdienste abgehalten hat, kann dort nicht mehr bleiben und sucht eine neue Heimat. Zudem wird in Billwerder überlegt, das Gemeindehaus besser zu nutzen, dort wieder einen Kindergarten einzurichten. Bedarfe für Kirche und Kindergarten sieht Ulrich Stubbe auch im Neubaugebiet Gleisdreieck oder mit Blick in die Zukunft durch das Projekt Oberbillwerder.
Wahl im November macht Sorgen
Sorgenfalten treibt Ulrich Stubbe die Kirchengemeinderatswahl im November auf die Stirn. Einige der bisherigen Mitglieder hören altersbedingt auf oder ziehen weg. Sechs Kandidaten müssen aber letztlich in das Billwerder Gremium gewählt werden.
Auf die Frage an Ulrich Stubbe, ob er selbst erneut kandidiert, sagt der 66-Jährige: „Das ist sehr davon abhängig, ob sich genügend engagierte Menschen finden, die im Kirchengemeinderat mitmachen.“