Reitbrook. Reitbrook. 39-jähriger Agrarwissenschaftler übernimmt Hof seiner Eltern und steigt in die Firma ein. Er hat auch Käse im Angebot.

Der Milchpreis ist im Keller, treibt Milchviehhalter zur Aufgabe. Doch Jan-Hendrik Langeloh vom Milchhof Reitbrook schaut optimistisch in die Zukunft. Der gelernte Landwirt und studierte Agrarwissenschaftler übernimmt am 1. Juli den Hof von seinen Eltern. Ingrid (66) und Gerd Langeloh (65) setzen sich zur Ruhe. Der 39-Jährige übernimmt auch ihre Anteile an der „Milchhof Reitbrook GbR“. Die Familie Langeloh und Nachbar Rainer Kohrs betreiben die Gesellschaft bürgerlichen Rechts seit 1997 zu etwa gleichen Teilen. Die Geschichte der GbR ist eine Erfolgsgeschichte. Los ging es mit knapp 60 Milchkühen, heute sind es 180.

Insgesamt 1,5 Millionen Liter Milch produzieren sie pro Jahr. Die Hälfte wird direkt vermarktet – das Haupt-Standbein des Unternehmens. Etwa 1000 Abonnenten lassen sich regelmäßig Vorzugs- und pasteurisierte (erhitzte) Milch und Joghurt an die Haustür bringen. „Zum Start Ende der 90er-Jahre waren es nur wenige Dutzend Kunden“, sagt Jan-Hendrik Langeloh. Inzwischen sind die acht Lieferwagen in Bergedorf und direkter Umgebung, aber auch in Billstedt und Wilhelmsburg unterwegs.

Zu den Kunden zählen Kitas, Schulen und 100 Cafés

Zu den Kunden zählen auch 30 Schulen und Kitas, etwa ein Dutzend Einzelhändler und rund 100 Cafés in ganz Hamburg. „Die Cafés sind in der jüngeren Vergangenheit der am stärksten gewachsene Bereich und unser größter Abnehmer“, sagt der neue Chef.

750 000 Liter Milch werden jährlich an die DMK-Molkerei verkauft. „Die zahlt uns derzeit nur 20 Cent pro Liter. Doch die Erzeugung kostet deutlich über 30 Cent“, sagt der 39-Jährige. Vor eineinhalb Jahren sei der Preis doppelt so hoch gewesen. „Der Weltmilchmarkt ist derzeit gesättigt. Der Preis bewegt sich zyklisch, wird auch wieder deutlich steigen.“ Deshalb und weil der Betrieb den Direktvertrieb als zweites, lukrativeres Standbein hat, bleibt der Landwirt entspannt.

„Der Verkauf von Kühen lohnt sich nicht“

„Der Verkauf von Kühen lohnt sich nicht. Wir würden derzeit wenig Geld für Tiere bekommen, die wir genau kennen und die hochwertige Milch liefern. Außerdem sind wir auf 180 Tiere ausgerichtet, etwa mit dem entsprechenden Futteranbau.“ Langeloh schaut lieber, in welchen Bereichen er stattdessen sparen kann, „etwa beim Futtermittel oder durch das Aufschieben von Investitionen“.

Der Milchhof hat 25 Mitarbeiter, vor allem in Teilzeit. Gerd und Ingrid Langeloh wollen auch künftig am Melkstand, beim Beladen der Lieferfahrzeuge und im Büro mitanpacken, aber nicht mehr von morgens bis abends.

Neu im Angebot haben die Landwirte Käse, der von einer Expertin am Vorderdeich 75 verkäst wird. Erhältlich sind die Milchprodukte sowie selbstgebackener Kuchen von Jan-Hendrik Langelohs Ehefrau Christine (34) im Hofverkauf – montags, donnerstags und sonnabends von 10 bis 12 Uhr sowie mittwochs und freitags von 15 bis 17 Uhr.

Neue Mitarbeiter eingestellt

Der Junior hat sich bisher als Herdenmanager etwa um die Koordination der Fütterung, das Gesundheitsmanagement und die Planung der Befruchtung der Kühe gekümmert. Diese Arbeit übernimmt nun ein neuer Mitarbeiter. Auch einen ausgebildeten Molkeristen hat der Landwirt neu eingestellt.

Langeloh, seit 2011 im elterlichen Betrieb angestellt, wird sich vor allem um Personal- und Finanzplanung, die Optimierung der betrieblichen Abläufe und das große Ganze kümmern, damit der Betrieb weiterhin erfolgreich wachsen kann. „Mein Vater wird mich dabei unterstützen“, sagt er.

Langelohs erstes großes Projekt wird der Bau einer neuen Molkerei sein: „Wir brauchen mehr Platz.“ Er arbeitet an der Planung, 2017 soll gebaut werden. Auch für Neues ist er aufgeschlossen: „Vielleicht betreiben wir irgendwann auch eine Käserei.“