Ochsenwerder. Ochsenwerder. Vor 30 Jahren wurden die „Veer- un Marschlanner Rundümwieser“ gegründet. Bias heute ein Erfolgsmodell.
Die „Veer- un Marschlanner Rundümwieser“ schauen in diesem Jahr auf eine 30-jährige Erfolgsgeschichte zurück: Ihre Gästeführungen sind gefragt wie eh und je – so kann es die nächsten 30 Jahre weitergehen.
Die Landfrauen Ellen Rademacher und Gunda Schumacher, damals Vorsitzende der Hamburger Landfrauen, setzten 1986 die Idee um, geführte Bustouren durch die Vier- und Marschlande anzubieten. Elf Landfrauen stellten als Basis alles Wissenswerte etwa über die Kirchen, die Entstehung der Deiche oder die Geschichte des Gemüseanbaus in einer Mappe zusammen, besuchten Schulungen, fuhren diverse Male durchs Landgebiet.
Qualität der Führungen spricht für sich
Schließlich starteten die Rundümwieser mit ersten Bustouren durchs Landgebiet – und die Qualität der Führungen sprach sich schnell herum. „Es bringt immer noch Spaß und es ist immer noch aufregend, denn jede Gruppe ist anders, man weiß nie, was auf einen zukommt“, sagt Heidi Rohde (73) aus Ochsenwerder. Sie ist nach Gunda Schumacher und Annita Eggers seit zehn Jahren Vorsitzende der Rundümwieser.
Im Schnitt begleiten die Frauen im Jahr 80 Busse mit etwa 40 Gästen, dazu kommen diverse „Schnupperfahrten“ mit VHH-Oldie-Bussen am Wochenende – etwa 100 000 Menschen aus aller Welt haben „den Garten Hamburgs“ so schon kennengelernt. Darunter sind viele Vereine aus ganz Deutschland aber auch Studienfahrten mit Teilnehmern aus Afrika, dem Irak, Schweden oder der Schweiz.
Auch kuriose Sachensind passiert
Lächelnd erinnert sich Heidi Rohde an das Pärchen, das Freunde und Verwandte zu einer Tour eingeladen hatte. Es setzte sich unterwegs kurz ab, traf die Gruppe samt Pastorin an der Neuengammer Kirche wieder: Sie ganz in Weiß, er im Smoking – selten dürfte eine Hochzeitsgesellschaft bei der anschließenden Trauung verblüffter gewesen sein.
Manchmal ist das Unwissen „der Städter“ erstaunlich: Manche wähnen sich fälschlicherweise im „Alten Land“, andere halten im Frühjahr glitzernde Folien auf den Feldern, unter denen Pflanzen gedeihen, für Schnee.
Jede gestaltet die Touren individuell
Ob auf Platt, in Hochdeutsch, auf Englisch oder Holländisch, forsch, oder verbindlich, locker oder besonders lehrreich – die Rundümwieser gehen ihre Touren je nach Temperament unterschiedlich an. Heidi Rohde erzählt gern aus der Geschichte, spricht auch Kritisches wie das Höfesterben an. So habe sich die Zahl der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe in den Vier- und Marschlanden mehr als halbiert. Aber sie verrät auch Tipps (Petersilie gedeiht auf dem Boden durchmischt mit Ofenasche besonders gut) und scherzt vor einem Rundbau in Curslack, dass die Schwiegermutter im neuen Haus wohl ein Eckchen für sich haben wollte.
Neben ihrer Kompetenz ist auch die Kleidung ein Markenzeichen der Rundümwieser geworden: weiße Bluse, rote Jacke, Tuch samt Brosche und ein schwarzer Rock mit drei farbigen Streifen – grün für die Wiesen, gelb für das Getreide, rot für die Häuser.
Sie führen Stadt und Land zusammen
Schließlich sind die Rund-ümwieser ein verbindendes Element zwischen Stadt und Land. Das beweisen sie auch am „KuLaBe“-Wochenende (Kultur-Landschaft-Bergedorf, 28. und 29. Mai) mit Oldiebus-Fahrten ab Bergedorf und Führungen im Curslacker Rieck-Haus (www.bergedorfer-museumslandschaft.de/region/kulabe-2016/).
Infos zu den Rundümwiesern gibt es im Netz unter www.rundumwieser.de und bei Heidi Rohde, Telefon (040) 7 37 58 51.