Billwerder. Billwerder. Der Umzug wurde jahrelang vorbereitet. Nun ist der Tag gekommen: Anfang März ziehen die Insassinnen von Hahnöfersand nach Billwerder.

1500 Kartons sind gepackt, die Umbauarbeiten abgeschlossen: „Nun soll es endlich losgehen“, sagt Rosemarie Höner-Wysk. Die Leiterin der Teilanstalt für Frauen, ihr 42-köpfiges Team und derzeit 61 inhaftierte Frauen können den Umzug von Hahnöfersand nach Billwerder kaum noch erwarten. Anfang März soll es so weit sein: Dann nimmt die Teilanstalt für Frauen in der Justizvollzugsanstalt Billwerder den Betrieb auf. Neben derzeit 550 Männern werden dann in der 2003 eröffneten Haftanstalt bis zu 102 Frauen untergebracht. Justizsenator Till Steffen (Grüne) und das Team um Rosemarie Höner-Wysk und Ullrich Quietzsch (Anstaltsleiter) stellten gestern die neuen Räume in Hafthaus 3 vor.

Platz für vier Mütter mit Kindern

Mehr als ein Jahr lang wurde das Gebäude für die Frauen umgebaut, 62 Plätze für Strafhaft und 40 für Untersuchungshaft sind entstanden, dazu eine Küchenzeile, Gruppenräume und sogar Mutter-Kind-Zellen. Bis zu vier Mütter können künftig in Billwerder ihre Haftstrafe mit ihren bis zu fünf Jahre alten Kindern absitzen. Die Dauer der Haftstrafen ist breit gefächert: Insassinnen bleiben von wenigen Wochen bis zu lebenslänglich. Statistisch bleiben sie im Durchschnitt neun Monate.

Der Senat will durch die Zusammenlegung Geld und Personal sparen. Doch am Umzug der Frauen in die Männeranstalt hatte es viel Kritik gegeben. Auch gestern prangerte Richard Seelmaecker, justizpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, das Verhalten des Justizsenators an: „Noch im Wahlkampf hatten die Grünen den Umzug des Frauenvollzugs nach Billwerder massiv bekämpft und zu Recht davor gewarnt, dass weibliche Gefangene so Opfer sexueller Gewalt zu werden drohen.“

Sexualstraftäter werden in Fuhlsbüttel inhaftiert

Dem will Till Steffen entgegenwirken, indem Sexualstraftäter künftig in Fuhlsbüttel inhaftiert werden – auch wenn sie nur eine kurze Haftstrafe verbüßen müssen. „Wir werden die hohen Qualitätsstandards aus Hahnöfersand auch hier sicherstellen“, sagt er.

Die langen Flure schimmern in mintgrün und vanille, die Zimmer. Die sich hinter den zahlreichen Türen verstecken, haben hingegen eher den nüchternen Charme eines Jugendherbergszimmers: Tisch, Stuhl, Schrank und Regale aus Holz, dazu ein blaues Metallbett. Kleiner aber entscheidender Unterschied: Es gibt Gitter vor den Fenstern. Ab Anfang März sollen hier bis zu 102 Frauen untergebracht werden. Dann zieht die Teilanstalt für Frauen von Hahnöfersand nach Billwerder um. Bevor es so weit ist, stellten Hamburgs Justizsenator Till Steffen (Grüne), Rosemarie Höner-Wysk, Leiterin der Teilanstalt, sowie Ullrich Quietzsch (Anstaltsleiter) gestern die neuen Räume vor.

Ihre zehn Quadratmeter großen Hafträume dürfen die Insassinnen in der Zeit von 6 bis 18.30 Uhr frei verlassen, haben sogar einen Schlüssel um ihre eigenen vier Zellenwände abzuschließen. „Selbstverständlich hat unser Personal einen Zweitschlüssel“, erklärt Rosemarie Höner-Wysk.

Neben der Gastronomie arbeiten die Insassinnen in der Gebäudereinigung. So waren bereits einige Frauen in Billwerder im Einsatz, um ihre zukünftige Anstalt zu säubern. „Sie haben den anderen Frauen von Billwerder erzählt und nun können alle den Umzug kaum erwarten“, sagt Rosemarie Höner-Wysk. Zwar ist die Aussicht aus den Zellen zukünftig nicht mehr so schön: Statt freiem Blick durch Zäune auf den Deich, endet die Sicht an einer grauen Gefängnismauer. Dafür gibt es mehr Platz im Gebäude und ein weitläufiges Außenareal mit Tischtennisplatten und Spielplatz. Auf den Rutschen und Wackeltieren werden bis zu vier Kinder toben, die mit ihren Müttern in Billwerder untergebracht werden können.

Sichtschutzwände trennen Frauen und Männer

Um einen intensiven Blickkontakt zwischen Frauen und Männern zu vermeiden, wurden hölzerne Sichtschutzwände aufgestellt. „Dass Frauen und Männer sich mal sehen, lässt sich nicht verhindern“, sagt Rosemarie Höner-Wysk. Eine Begegnung sei aber ausgeschlossen. In Besucherzentrum, Sporthalle, Kirche oder im Laden sind daher getrennte Nutzungszeiten vorgesehen.

Anstaltsleiter Ullrich Quietzsch sieht dem Zuzug der weiblichen Häftlinge gelassen entgegen: „Für die Männer ändert sich nichts. Außer dass im Haus 3 künftig Frauen untergebracht sind“.

Kommen weitere Frauen aus Lübeck?

Der Anteil der weiblichen Häftlinge könnte sogar noch steigen: Hamburg prüft eine Kooperation mit Schleswig-Holstein. Dann würden die Frauen aus dem Lübecker Gefängnis nach Billwerder umziehen. Der Jugendvollzug beider Bundesländer würde in Neumünster oder Schleswig konzentriert. Das über 100 Jahre alte Gefängnis in Hahnöfersand könnte dann schließen.