Neuengamme/Neustadt. Neuengamme. Als die Nazis an die Macht kamen, wurde auch der Sport gleichgeschaltet. Eine Ausstellung widmet sich dem Hamburger Fußball im Regime.

Wenn man die Lieblingssportarten der Deutschen betrachtet, steht der Fußball unangefochten auf der Spitzenposition. Selbst in den schlimmsten Zeiten hat der Fußball hierzulande die Menschen begleitet: „Während des Zweiten Weltkrieges fand das Ligasystem bis 1945 statt. Nachts fielen die Bomben, und tagsüber wurde Fußball gespielt“, sagt Herbert Diercks.

Der Historiker und wissenschaftliche Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme hat anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar die Ausstellung „Hamburger Fußball im Nationalsozialismus“ zusammengestellt. Kommenden Donnerstag, 14. Januar, wird sie im Hamburger Rathaus eröffnet.

Weder Vereine noch Historiker haben es als Thema erkannt

Sie gibt Einblicke in eine jahrzehntelang verklärte Geschichte. Denn Vereine oder Historiker haben sich lange Zeit nicht damit beschäftigt. „Mit dem Auftreten rechter Fangruppierungen Ende der 80er-Jahre wurde es als Thema erkannt“, sagt Herbert Diercks. Dabei hatte sich der Nationalsozialismus auch intensiv auf die Sportwelt ausgewirkt: Ab 1933 wurde die vielfältige Vereinswelt gleichgeschaltet, Arbeitersport verboten, Juden und politisch Andersdenkende aus den Vereinen gedrängt.

Herbert Diercks, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, ist  Kurator der Ausstellung im Rathaus.
Herbert Diercks, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, ist Kurator der Ausstellung im Rathaus. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Nach einer Idee von Paula Scholz, studentische Mitarbeiterin in der Gedenkstätte, hat ein Team um Herbert Diercks nun ein ganzes Jahr lang Material gesammelt und eine Ausstellung mit 48 Schautafeln sowie einem Begleitprogramm mit 17 Vorträgen oder Filmvorführungen zusammengestellt. Die Zerstörung des Millentorplatzes für Pflugvorführungen, die Geschichte von Uwe Seelers Vater Erwin, die Verfolgung einzelner Sportler oder auch aktuelle rechte Bewegungen und Gegenaktionen sind darin zu sehen.

Viel Material von privaten Sammlern

Viel Material wurde durch private Sammler wie Ralf Klee aus Lauenburg oder Werner Skrentny, Verfasser zahlreicher fußballhistorischer Bücher, zur Verfügung gestellt. „So eine umfangreiche Ausstellung zum Fußball während der NS-Zeit hat es bisher noch nicht gegeben“, sagt Herbert Diercks. „Wir hoffen, durch diesen neuen Blickwinkel auf die Geschichte viele Menschen zu erreichen“, sagt der Kurator.

Die Ausstellung ist bis zum 7. Februar zu sehen. Schulklassen oder Gruppen können Führungen durch die Ausstellung im Rathaus vereinbaren. Infos: www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de.