Moorfleet. Vor genau 30 Jahren, am 18. Juni 1984, wurde das Boehringer-Chemiewerk an der Andreas-Mayer-Straße geschlossen. Bis heute kämpfen erkrankte Ex-Mitarbeiter um eine Entschädigung.

Es war ein bis dato in Deutschland einmaliger Vorgang. Ein Chemiewerk musste aus Gründen des Umweltschutzes schließen. Mehr als drei Jahrzehnte lang war an der Andreas-Meyer-Straße 31-35 unter anderem das Insektengift Lindan hergestellt worden. Die in der Hamburgischen Bürgerschaft noch junge GAL hatte so hartnäckig gebohrt, dass Umweltsenator Wolfgang Curilla (SPD) dem Chemiegiganten Boehringer Ingelheim schließlich strenge Auflagen auferlegte. Der Konzern musste passen.

Doch mit der Schließung der Fabrik in Moorfleet waren die Probleme nicht gelöst. Alle 1589 Mitarbeiter, die dort seit dem Start der Produktion von Pflanzenschutzmitteln im Jahre 1952 mindestens drei Monate lang gearbeitet hatten, waren oder sind mit Dioxin belastet, das in den Abfallprodukten aus der Herbizid- und Insektizid-Herstellung enthalten war. Viele sind an 2,3,7,8-TCDD, dem stärksten jemals von Chemikerhand hergestellten Gift, gestorben.

Experten vermuten, dass weit mehr als die Hälfte der heute noch lebenden Boehringer-Mitarbeiter erkrankt ist. Im Institut für Arbeitsmedizin im früheren Hafenkrankenhaus gibt es noch immer eine medizinische und soziale Beratungsstelle für ehemalige Boehringer-Mitarbeiter. Sie wurde 1987 von Professor Dr. Alfred Manz im Auftrag der Gesundheitsbehörde eingerichtet. Ende 1991 legte Manz seinen ersten Bericht vor – eine Sterblichkeitsstudie. „Sie belegte eine deutliche Überhäufigkeit bei Krebs und Selbstmorden unter den früheren Boehringer-Mitarbeitern“, sagt Manz.

Wie damals die Schließung des Werks erzwungen wurde und warum das Kapitel für die Boehringer-Geschädigten noch längst nicht abgeschlossen ist, lesen Sie ausführlich in der Printausgabe der Bergedorfer Zeitung/Lauenburgische Landeszeitung vom Mittwoch, 18. Juni. E-Paper / Abo.