SC Seefeld: Große Feier zum 100. Geburtstag - Erste Schüsse fielen 1914 zwischen Bohnen und Kartoffeln
Dass der Schießclub Seefeld am letzten Maiwochenende sein 100-jähriges Bestehen feiern kann, ist reiner Zufall. Denn ursprünglich hatten sich am 18. Februar 1914 ein paar Männer im "Fährhaus Seefeld" an der Gose-Elbe getroffen, um Karten zu spielen. Als sie beim Klönschnack feststellten, dass es im ganzen Kirchspiel Kirchwerder noch keinen Schießclub gibt, besannen sie sich eines Besseren: "Wie mütt 'n Scheetclub hebben!" So war der "Schießclub Seefeld von 1914" aus der Taufe gehoben.
Die genaue Anzahl der Gründer kann nicht mehr nachvollzogen werden. Jedenfalls trafen sich fortan Heinrich Lütten, Karl Meyer, Hermann Schmidt, Heinrich Eggers, Hermann Neben und Heinrich Rathmann im Fährhaus Seefeld zum Schießen - und natürlich auch zum Kartenspielen. Wenig später gesellten sich Hermann Lorenz, Karl Lütten, Rudolf Albers, Julius Grell, Otto Henningsen und Wilhelm Peper dazu. Wegen Platzmangels wurde vom Flur aus in die große Diele geschossen. Zwischen Bohnen und Kartoffeln feuerten die Schützen ihre ersten Schüsse mit einem Bolzengewehr ab.
Am 27. Februar 1915 wählten die Mitglieder den ersten Vorstand. Er setzte sich zusammen aus Karl Meyer (1. Präses), Hermann Lorenz (Vizepräses), Karl Lütten (Kassierer), Heinrich Lütten (1. Schriftführer) und Hermann Meyn (2. Schriftführer). Wegen Unstimmigkeiten mit dem Wirt Heinrich Otten wechselten die Schützen 1916 ins Gasthaus "Zum Hinterdeich". Nach dem Ersten Weltkrieg, 1919, zogen sie abermals um - in den "Gasthof Seefeld" von Magdalena Timmann. Sie heiratete ein Jahr später Karl Meyer, sodass einer der Mitbegründer des Schießclubs nun auch Vereinswirt wurde.
Am 18. Dezember 1921 gründete der Schießclub Seefeld gemeinsam mit Nachbarvereinen den Bund der Vierländer Schießclubs, der bis heute besteht. Einmal im Jahr werden beim Bundesfest die Bundesmajestäten ausgeschossen. Nach der Weihe des ersten Vereinsbanners im Jahr 1924, führten die Seefelder ein Jahr später einheitliche Uniformen ein. 1928 entschlossen sie sich, nicht mehr mit dem Bolzen-, sondern mit dem Kleinkalibergewehr zu schießen und nannten sich fortan "Seefelder Schützengesellschaft von 1914".
Wenige Wochen vor Beginn des Zweiten Weltkrieges feierten die Seefelder ihr 25-jähriges Bestehen. Als der Krieg ausbrach, erlahmte das Vereinsleben, viele Schützenbrüder wurden eingezogen. Erst 1950 ging es weiter - mit Luftgewehren und den bis heute gebräuchlichen Luftgewehrkugeln, auch Eierbecher genannt. Im selben Jahr wurde der langjährige 1. Vorsitzende, Heinrich Lütten, zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1957 wurde eine Jungschützenabteilung ins Leben gerufen, 1964 das 50. Jubiläum gefeiert. Anfang 1967 wollten es 13 Frauen ihren Männern gleichtun und griffen fortan einmal im Monat, am Freitagabend, zum Luftgewehr. Getroffen wurde nicht nur das Ziel, sondern auch Tür und Wandverkleidung. Henry Heitmann und Richard Winkler, die den Damen das Schießen beibrachten, versteckten sich hinter den Tischplatten. Vereinswirt Karl Meyer war es zu gefährlich: Er ließ sich an diesen Abenden nicht mehr im Clubraum blicken.
Das Jahr 1972 brachte wesentliche Änderungen. Anlässlich eines neuen Banners nannte sich der Verein wieder "Schießclub Seefeld von 1914" und gründete eine Jugendabteilung, um sein Fortbestehen zu sichern - aus heutiger Sicht eine kluge Entscheidung. 1976 wählten die Seefelder Karl-Heinz Frentz zum neuen 1. Vorsitzenden. Er ist es bis heute. Im März 1982 starb der Ehrenvorsitzende im Alter von 86 Jahren, ein Jahr später wurde ihm zu Ehren das "Heinrich-Lütten-Pokalschießen" ins Leben gerufen.
Als einer der Höhepunkte in der Vereinsgeschichte der Damenabteilung gilt das Bundesfest 1990: Marlis Puttfarcken wurde Bundeskönigin, Ingrid von Hacht und Angela Dangers erste und zweite Adjutantin.
Im Januar 1991 wandelte sich der damalige Vorstand zum Bauherren. In Eigenregie wurde ein Schießstand am Kirchwerder Landweg 210 errichtet und im Herbst eingeweiht. Mit finanzieller Unterstützung einiger Schützenbrüder erstand der Verein 1992 einen Trecker - einen 11er Deutz, Baujahr 1955. Drei Jahre später nahmen die Seefelder zum ersten Mal am Erntedankumzug teil und präsentierten ihren neuen Vereinstrecker. 1999 war es endlich soweit: Erstmalig in der Vereinsgeschichte erlangte ein Ehepaar Königswürden. Erika und Helmut Heitmann führten den Verein in das neue Jahrtausend.
2001 schaffte Fabian Elze einen "Durchmarsch" vom Jung- zum Stammschützenkönig. Vier Jahre später legte sich der Verein eine Scatt-Anlage für Jugendliche unter zwölf Jahren zu. Als Ausrichter des Bundesfestes 2013 stellte der SC Seefeld in allen Abteilungen die besten Schützen. Damit liegt die Messlatte für kommende Feste hoch. Aber die Seefelder sind immer für eine Überraschung gut.