Billwerder(ten). Manche hatten geunkt, das sei alles eine Nummer zu groß und gar nicht zu schaffen.
Umso überwältigender dieser Erfolg: Mit stehenden Ovationen und minutenlangem Applaus feierten gut 250 Gäste die Aufführung des Telemann-Oratoriums in der St.-Nikolai-Kirche zu Billwerder und sorgten mit ihrer Begeisterung sogar noch für eine Zugabe.
Damit hat die Kirche wirklich ein großes und gelungenes Geschenk zum 100. Geburtstag bekommen, das Kantor Max Lojenburg in souveräner Gesamtleitung erstklassig zu überreichen wusste.
Das Oratorium "Siehe da! Eine Hütte Gottes bei den Menschen" hat Georg Philipp Telemann zur Einweihung des damaligen Billwerder Gotteshauses 1739 geschrieben. Die Kirche brannte 1911 nieder, wurde aber bis 1913 nach altem Vorbild wieder aufgebaut.
Erst zum dritten Mal überhaupt erklang jetzt das anspruchsvolle Oratorium, das Max Lojenburg und Professor Klaus Eichhorn (Orgel) mit den 14 Mitgliedern des Bremer Barock Consort, der 20-köpfigen Kantorei und vier Solisten einstudiert hatten. Die grandios zart eingesetzten Pauken und der Klang der historischen Trompeten unterstützte das Barock-Flair ebenso wie die bestens aufgelegten Sänger der Kantorei. Nicht minder mit Herzblut bei der Sache waren die Solisten. Chiyuki Okamura (Sopran) und Masanori Hatsuse (Tenor) brillierten sympathisch mit leichtem Akzent die deutschen Texte. Der herausragende Carsten Krüger (Bass) und Christine Süßmuth (Alt) hatten kaum zwei Tage Zeit, sich auf die Partitur vorzubereiten. Sie waren kurzfristig für zwei erkrankte Solisten eingesprungen. Aufgrund der Kürze der Zeit übernahm auch der Tenor zwei Rezitative.
Alle Gruppen holten das Beste aus sich heraus - besonderer Respekt gilt dabei sicherlich der Kantorei. Max Lojenburg darf stolz sein auf seine 13 Sängerinnen und sieben Sänger, deren Stimmgewalt einen viel größeren Chor vor Ort vermuten ließen. Der Wechsel von minimalistischer Orgelbegleitung zur großen Instrumentierung sorgte für eine berührende Stimmung, die von dem Licht der Kerzen an den Kronleuchtern atmosphärisch unterstützt wurde.
"Was für eine Klangewalt, dieser kleine Chor singt wunderbar", lobte Martin Reinhold (67) und Stefanie Neudeck (48) resümierte: "Das Konzert gefällt mir richtig gut." Besucherin Karin Möller (66) freute sich: "Ich bin so froh, dass ich hierher gekommen bin. Wäre ich bei dem schönen Wetter auf der Terrasse geblieben, hätte ich ein unglaublich schönes Konzert verpasst."