Neuengamme. Die Aufstellung von Containern auf dem Feld am Kirchwerder Landweg wurde in den vergangenen Tagen von Anwohnern und Passanten skeptisch beobachtet.
Seit gestern ragt ein vermeintlicher Bohrturm in den Himmel und schürt Argwohn: "Hat das mit Fracking zu tun?"
"Nein, absolut nicht. Unser Unternehmen speichert Erdgas und betreibt kein Fracking", versichert Ralf Meyer, Betriebsleiter von "Storengy" vom Erdgasspeicher Reitbrook. Vielmehr wird eine der 20 "Pferdekopfpumpen" gewartet, die zwischen Autobahn 25 und Elbe stehen. Die "Erdölbohrung Reitbrook R 69" wurde 1941 eingerichtet und erreichte eine Erdöllagerstätte in mehr als 700 Meter Tiefe. 1987 wurde sie auf 850 Meter vertieft und fördert bis heute Erdöl beziehungsweise "Nassöl". Das Wasser-Öl-Gemisch wird auf dem Hochtankplatz am Allermöher Deich getrennt.
Derzeit ist die markante "Pferdekopfpumpe" abgebaut. Stattdessen ist ein etwa 35 Meter hoher Turm mit einer mobilen Winde über der Bohrung installiert. Mit ihr könnend die Arbeiter die schweren Stahlrohre aus dem Bohrloch ziehen, die bis in 850 Meter Tiefe reichen. Sie werden in 18,5 Meter langen Abschnitten zu Tage befördert. Auch wenn die Seilwindenvorrichtung mit einer Zuglast von 350 Tonnen hilft, ist das für die zwölf Arbeiter, die in zwei Schichten anpacken, Schwerstarbeit: Die Rohrzüge sind jeweils etwa 300 Kilogramm schwer und müssen von den Arbeitern an den richtigen Ablagestellen verschwenkt werden. Letztlich wird bei der Wartung auch die etwa vier Meter lange Kolbenpumpe ersetzt. "Eine normale Verschleißerscheinung nach elf Jahren", erklärt Meyer. Der Austausch kostet etwa 250 000 Euro.
Das Erdölfeld Reitbrook wurde 1937 mit der "Bohrung Reitbrook 1" entdeckt. Weitere Bohrungen wurden abgeteuft, und die Gesellschaften Preussag und Deutsche Vacuum Öl AG gründeten den Erdölbetrieb Reitbrook. Infos zum Erdgasspeicher Reitbrook und heutigen Betreiber "Storengy" gibt es auch im Internet unter www.storengy.de oder per Telefon (040) 735 00 20.