Kirchwerder. Erstaunt, enttäuscht und auch ratlos - das sind Reaktionen von Einzelhändlern aus Vierlanden auf die Nachricht, dass sich am Süderquerweg auf dem ehemaligen Kamps-Gelände mit Rewe ein Vollsortimenter auf 1700 Quadratmetern Verkaufsfläche ansiedeln darf.

"Wir sind nur 2,2 Kilometer davon entfernt. Das kann für uns das existenzielle Aus bedeuten", sagt Anja Stoof, die seit fast 18 Jahren einen Edeka-Markt mit etwa 230 Quadratmetern Größe am Süderquerweg betreibt. Erst vor zwei Jahren hat sie umfangreich investiert und modernisiert. Jetzt fühlt sie sich von der Kommunalpolitik verschaukelt: "Die haben uns komplett verladen." Die Kommunalpolitik habe immer eine "kleine Lösung" zugesichert - 900 Quadratmeter Discounter plus jeweils 400 Quadratmeter Drogerie- und Getränkemarkt. "Mehr gibt die Region auch nicht her", ist Stoof überzeugt. Weder aus den Gebieten jenseits der Elbe noch aus Bergedorf oder Geesthacht seien große Kundenströme denkbar.

Nicht anders geht es Klaus Bahn. Seine Familie betreibt schon seit 70 Jahren den Edeka-Markt (200 Quadratmeter) am Zollenspieker. "Wir sind sehr überrascht, dass die Baugenehmigung so durchgegangen ist", sagt er. "Ziemlich geplättet", ist Marianne Krogmann von "Rieckens Getränke Depot" am Sander Deichweg. Doch sie weiß nicht recht, ob sie sich nicht noch mehr über das Erstaunen der Politiker wundern soll, die den Vollsortimenter trotz anders lautender Willensbekundung nicht verhindert haben.

"Nicht den Kopf in den Sand stecken", ist die Devise von Harald Eggert vom Edeka-Markt (700 Quadratmeter) in Fünfhausen. Doch auch er ist empört, dass die Politik die Nahversorger nicht geschützt hat. Er befürchtet den Abbau von Arbeitsplätzen bei den umliegenden Einzelhändlern und das Aus kleinerer Geschäfte. Konsequenz: Vierlandens Einzelhandelsvielfalt und Infrastruktur veröden.

Hier setzt auch die Kritik von Christian Clausen (Vierländer Markt in Neuengamme) an. Die Politiker, zumindest der Bezirksamtsleiter, hätten frühzeitiger eingreifen müssen. "In Bergedorf schützt man solche Gebiete, lässt Einzelhandel nicht zu, wenn es für die anderen wirtschaftlich nicht tragbar ist."

Bezirksamtsleiter Arne Dornquast wiederum mag den Schwarzen Peter nicht annehmen. Man habe die Änderungen in den Ausschüssen kommuniziert. Letztlich sei die Größe der Fläche - ob in drei Teilen oder in einem Stück - ja auch unverändert geblieben. Widerspruch gegen die Baugenehmigung am Süderquerweg können jetzt nur noch betroffene Anwohner einlegen, deren "baurechtliche Ansprüche" durch das Vorhaben verletzt werden. Sie sind bereits vom Bezirksamt benachrichtigt worden und haben für ihren Widerspruch einen Monat Zeit.