Bergedorf (hy). Die Biber sind in Hamburg auf dem Vormarsch. Mindestens acht Reviere haben sich die Tiere in der Hansestadt erobert, davon sechs in den Vier- und Marschlanden. Dort leben zehn bis zwölf Tiere.
Die Tiere seien noch sehr viel unterwegs, würden nach optimaleren Revieren Ausschau halten, berichtet Frederik Landwehr (29) von der Loki-Schmidt-Stiftung. Der Diplomingenieur Landschaftsentwicklung hat erste Ergebnisse aus den Beobachtungen der 15 ehrenamtlichen Biber-Betreuer zusammengefasst. Morgen präsentiert er sie im Naturschutz-Informationshaus Boberger Niederung.
Unter anderem zeigt Landwehr Fotos und einen kurzen Film, in dem ein Biber in der Morgendämmerung durch ein Brack in Borghorst schwimmt. "Ich war mehrmals dort, um den Biber zu beobachten - meist vergeblich. An dem Tag hatte ich Glück. Ich musste nicht lange warten, bis ich ihn vor die Linse bekam", sagt er.
Seit Oktober 2011 sind Biber-Betreuer mit Kameras und Ferngläsern in den Gegenden im Einsatz, in denen die Nager leben oder vermutet werden. Alle drei Monate treffen sie sich, um Erfahrungen und Daten auszutauschen. Unterwegs sind die Ehrenamtlichen vor allem im Winterhalbjahr: "Im Sommerhalbjahr ist die Vegetation zu hoch, dann sind die Burgen kaum zu sehen. Außerdem fällen Biber dann selten Bäume, weil sie andere Nahrung finden", sagt Landwehr. Zudem wollen die Naturschützer die brütenden Vögel nicht stören.
Derzeit erarbeiten sie ein Flugblatt, das an Anwohner und Landwirte verteilt werden soll. "Darin wollen wir über die Tiere aufklären, mit Vorurteilen aufräumen", sagt Landwehr.
"An Dove- und Gose-Elbe gibt es noch viel Platz für Reviere", sagt Landwehr. Grundsätzlich gilt: Ein Biber-Revier an einem Fluss erstreckt sich über etwa zwei Kilometer. Aber auch an ruhenden Gewässern wie dem am Kiebitzbrack könnten sich Biber wohlfühlen. "Hier haben wir bisher nur Fraßspuren entdeckt. Sie zeigen, dass ein Biber durchgewandert ist."
Erst wenn an den Bracks und den Elbe-Armen "alles besetzt" ist, müsse mit Biber-Bauten an den größeren Bewässerungsgräben gerechnet werden. Landwehr: "Dann kann es auch sein, dass die Tiere Staudämme bauen." Hat es sich ein Biber-Pärchen in einem Revier bequem gemacht, kann die Zahl der Familienmitglieder dort bis zu sechs anwachsen. Der ältere Nachwuchs wird von den Eltern im Alter von etwa zwei Jahren vertrieben. Die Jungtiere siedeln oft in der Nähe - sofern dort ein freies Revier ist. Die Tiere paaren sich zu Jahresbeginn im Wasser, bekommen höchsten einmal jährlich Junge.
Menschen, die in der Nachbarschaft von Bibern leben, müssen damit rechnen, "dass ihr Lieblings-Baum fallen kann". Biber mögen nämlich auch das Holz von Obstbäumen sowie von Weiden und Pappeln. Landwehr rät, den gefällten Baum liegen zu lassen: "Sonst geht der Biber an den nächsten Baum."
Biber werden bis zu 100 Zentimeter lang (plus 35 Zentimeter lange "Kelle") und 35 Kilogramm schwer. Die Vegetarier leben von Pflanzen und Baumrinde. Ihre großen Schneidezähne werden beim Fressen geschärft. Natürliche Feinde sind Wölfe und Seeadler. Biber leben im Familienverband (zwei Generationen) an stehenden und fließenden Gewässern, werden - in der Natur - bis zu 20 Jahre alt. Am Ufer bauen sie Burgen, deren Zugang sich unter Wasser befindet. Die nachtaktiven Tiere sind scheu. Sie sind europaweit streng geschützt, auch ihre Burgen und Dämme dürfen nicht angetastet werden.
Der etwa einstündige Vortrag an der Boberger Furt 50 startet um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten.