Ochsenwerder. In einem 800 Quadratmeter großen Be- und Entwässerungsteich an der Ochsenwerder Landstraße sind am Wochenende massenhaft Fische verendet. Anwohner haben alleine 700 Kadaver, darunter 40 Zentimeter lange Hechte, aus dem Brack geholt. Die Feuerwehr wurde alarmiert, um das Gewässer zu belüften.

Für John-Marten und Jesper war es ein spannendes Abenteuer – für die Eltern ein riesen Ärgernis. Immer wieder tauchen die beiden zehnjährigen Jungs ihre Kescher in das trübe Wasser des Bracks. Jedes Mal kommt das Netz randvoll mit Fischen wieder an die Oberfläche. Erschrechend: Alle Tiere im Kescher sind tot!

Fischsterben Ochsenwerder Landstrasse, 700 tote Fische
Fischsterben Ochsenwerder Landstrasse, 700 tote Fische © Klein | NEWS & ART

Die Anwohner des 800 Quadratmeter großen Be- und Entwässerungsteiches an der Ochsenwerder Landstraße 33 fischten am Wochenende insgesamt rund 700 tote Fische aus dem Wasser. „Wir haben die Kadaver auf dem Feld vergraben“, erzählt Renate Dobrindt, deren Garten direkt an den Teich grenzt: „Wir mussten handeln, die Fische haben ganz fürchterlich gestunken.“

Erste Hinweise auf das massenhafte Fischsterben hatten sie und ihre Nachbarn bereits am Freitagabend: „Da schwammen die ersten Fische mit dem Bauch nach oben im Wasser.“ Am Sonnabend sei dann der ganze Teich voll toter Fische gewesen – hunderte kleiner Tiere, aber auch 40 Zentimeter lange Hechte.

Die Anwohner fischten den Teich ab, beließen es dabei. Erst am Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr alarmierte ein Spaziergänger die Polizei. Dann ging alles ganz schnell: Der Umweltdienst der Feuerwehr, die Wasserschutzpolizei, ein Mitarbeiter des Bezirksamtes und der Ent- und Bewässerungsverband rückten an. Die Diagnose der Experten: Durch Sauerstoffmangel bei warmen Temperaturen und zu geringem Wasserdurchfluss seien die Fische verendet. Die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Neudorf wurden gerufen und belüfteten mit mehreren Pumpen den 800 Quadratmeter großen Teich. Bis in die Abendstunden waren sie beschäftigt.

Anwohner fragen: Gab es Pannen beim Be- und Entwässern?

Messungen des Umweltdienstes haben ergeben, dass die Sauerstoffkonzentration in dem Teich erheblich abgesenkt war. Fremd oder Giftstoffe wurden dagegen nicht gemessen. Jörg Plagens vom Management öffentlicher Raum des Bergedorfer Bezirksamtes hat sich vor Ort persönlich ein Bild der Lage gemacht: „Belüftung und Wasseraustausch ist das Einzige, was wir hier jetzt tun können.“

Underdessen fragen sich die Anwohner, wer für das Massensterben in ihrem Idyll verantwortlich ist. „Normalerweise werden die Gräben und Bracks über Wehre regelmäßig be- und entwässert“, erklärt Renate Dobrindt. Dadurch entstehe ein Wasseraustausch im Teich und auch die Fische selbst können kommen und gehen. In der letzten Zeit seien die Gräben aber ausgebaggert worden. Während der Reinigungsmaßnahmen blieben die Wehre dicht. Dobrindt vermutet: „Das Fischsterben ist wohl eine Folge von falschem Be- und Entwässerungs-Management.“ Der Behördenvertreter wollte sich gestern vor Ort hierzu nicht äußern.

John-Marten und Jesper nehmen die Angelegenheit eher gelassen: „Da kommen sicher neue Fische aus der Elbe“, hoffen die Jungs. „Und auf die werden wir dann ein wachsames Auge haben und im Zweifel schneller Alarm schlagen.“

Verantwortung bleibt unklar

Weder die Wasserwirtschaft des Bezirks noch der Ent- und Bewässerungsverband Marsch- und Vierlande mögen die Verantwortung für das große Fischsterben in einem Teich am Ochsenwerder Landstraße übernehmen. Wie berichtet, waren am Wochenende etwa 700 Fische in dem 800 Quadratmeter großen Teich wegen Sauerstoffmangels verendet.

Die Wasserwirtschaft des Bezirks sorgt für die Sohlen- und Böschungsmahd der Hauptgräben. Für die Bedienung der Wehre zeichnet der Verband verantwortlich. Der Teich an der Ochsenwerder Landstraße in Höhe Hausnummer 33 ist etwa zur Hälfe Teil eines Hauptentwässerungsgrabens und zur anderen Hälfte in Privatbesitz. Erst in der vergangenen Woche war eine sogenannte „Sohlenmahd“ im Auftrag des Bezirks erfolgt. Dabei holt ein Bagger mit einem Mähkorb überschüssige Pflanzen aus dem Wasser. Schlamm wird dabei aber nicht entfernt. Während der Sohlenmahd sei das Wehr nicht – wie von Anwohnern erwähnt – geschlossen gewesen. Es habe einen Wasseraustausch gegeben. Allerdings verbrauche auch Schlamm viel Sauerstoff und es sei möglich, dass das Zusammentreffen von Hitze und zu starker Verschlammung zum Fischsterben geführt habe.