Neuengamme. Immer sonntags führen Mitarbeiter des “Arbeits- und Förderkreises Kirchliche Gedenkstättenarbeit an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme“ Besucher über das Gelände am Jean-Dolidier-Weg 75 - ab 12 und 14.30 Uhr zu jeder Jahreszeit.

Das Publikum ist international, kommt aus Ländern wie Polen, Russland, Frankreich und den Niederlanden.

Bei den ein- bis zweieinhalbstündigen Spaziergängen stehen keine besonderen Themenschwerpunkte im Vordergrund. "Wir richten uns nach dem Interesse der Teilnehmer", sagt Pastor Hanno Billerbeck. Der 51-Jährige ist seit Februar zuständig für die kirchliche Gedenkstättenarbeit und leitet den Arbeitskreis. Doch der bereitet Billerbeck Sorgen. Viele der etwa 25 Gruppenbetreuer sind seit der Gründung vor 17 Jahren dabei und längst im Ruhestand. Immer mehr hören aus Altersgründen mit der ehrenamtlichen Arbeit auf. "Deshalb suchen wir neue Mitarbeiter", sagt Billerbeck, der auch selbst über das Gelände führt.

Die 36-jährige Selina Dukowski aus Lohbrügge ist die Ausnahme im Kreise der Senioren. "Ich war im Mai 2011 zum 66. Jahrestag des Kriegsendes in der Gedenkstätte und dachte mir 'Du musst Dich selbst engagieren, um gegen das Vergessen zu kämpfen'", sagt sie. Zur Einarbeitung begleitete sie knapp vier Monate lang die anderen Guides, von denen einige aus Bergedorf und Umgebung, andere von weiter her kommen, etwa aus Schenefeld, Pinneberg und Poppenbüttel. Jetzt führt sie selbst Gruppen von vier bis acht Teilnehmern über das Gelände. "Ein Guide sollte weltoffen sein. Fremdsprachenkenntnisse sind von Vorteil", sagt die Lohbrüggerin, die gut Spanisch spricht.

Die Führungen beginnen immer am Plattenhaus nahe dem Klinkerwerk (Bushaltestelle "Mahnmal"). Das Plattenhaus ist die Basis der Guides, von denen sich sonntags zwischen 11.30 und 17 Uhr jeweils zwei bis drei dort aufhalten. Billerbeck: "Wir freuen uns auch über Menschen, die als Ansprechpartner im Plattenhaus die Stellung halten und Besucher empfangen, während die Guides unterwegs sind." Die Teilnahme an den Führungen ist kostenlos, "aber wir freuen uns über Spenden, von denen wir Kaffee und Kekse für die Besucher kaufen", sagt Selina Dukowski.

Die Arbeit als Gruppenleiter sei für sie "erfüllend", berichtet die 36-Jährige: "Wenn die Besucher emotional berührt das Gelände verlassen, weiß ich, dass ich erfolgreich gegen das Vergessen gekämpft habe."

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