Schwarzenbek. Die “Guerilla-Stricker“ aus Glinde inspirieren die Schwarzenbeker Innenstadt. Auch hier sollen die Poller in der Einkaufszone jetzt bunt und plüschig werden.
Sie kommen zumeist unerkannt in der Nacht, „verzieren“ öffentliche Plätze mit bunten Farben und verschwinden so lautlos, wie sie gekommen sind. Die Rede ist nicht von Graffiti-Sprayern und sonstigen Schmierern, sondern von strickenden Hausfrauen. „Guerilla Stricken“ heißt diese öffentlichkeitswirksame Kunstform, die 2005 im texanischen Houston entstanden ist.
Auch im Norden ist die Strick-Kunst angekommen: Eine Glinderin hat im vergangenen Monat Poller und Straßenschilder mit bunten Mützen versehen: Ihre Form von Protest gegen einen von Rechtsextremen frequentierten Modeladen. Den Bericht darüber las Optiker Steffen Möller, Inhaber der Schwarzenbeker Brillenschmiede, in unserer Zeitung und schlug den Ladeninhabern der Innenstadt eine ähnliche Aktion vor.
„Wir haben keinen politischen Hintergrund. Uns geht es um die Verschönerung der Stadt. Alle können mitmachen, und es kostet nicht viel“, sagt Schuhhändler Uwe Krützmann, Vize-Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung (WVS). Die mehr als 80 braunen Poller entlang der Lauenburger Straße sind den Geschäftsinhabern schon immer ein Dorn im Auge: Vor mehr als 20 Jahren wurden sie gesetzt, um das Parken am Straßenrand zu unterbinden.Die Idee führte zu einer kontroversen Diskussion innerhalb der Kaufmannschaft und ihrer Kunden: Von „Klorollen-Mentalität“ war die Rede und ob die „plüschige“ Idee die Stadt nicht als altbacken abstempele. So ein „Überzieher“ sei doch auch schnell wieder abgenommen, sagt Krützmann angesichts der Kritik: „Es ist keine Tätowierung fürs Leben und wir machen dann halt etwas Neues.“
Letztlich stimmten jedoch 80 Prozent der Einzelhändler für die Aktion, an der sich auch der Hausfrauenbund DHB-Netzwerk Haushalt beteiligt. Ingenieur Agnar Boysen hat die Poller vermessen: Sie sind 65 Zentimeter hoch, haben oben einen Durchmesser von 9,5 und unten von 15 Zentimeter. Schneidermeisterin Antje Wengeler von der Mode-Werkstatt hat daraus eine Strickanleitung gefertigt. Dort gibt es auch kostenlose Wolle für alle, die einen Poller „bestricken“ wollen.
Die Seniorenresidenz St.-Franziskus stellt sogar einen Strickraum zur Verfügung. Den kann Mann oder Frau nutzen, muss jedoch nicht: Schließlich ist das Merkmal von „Guerilla Knitting“ neben der kreativen Ausführung der Überraschungseffekt.