Bergedorf. Am Ende war es “nur“ eine schlaflose Nacht - für rund 500 Anwohner an Gose- und Dove-Elbe, für die Helfer von sechs Freiwilligen Feuerwehren und die Katastrophenschützer im Bergedorfer Rathaus.

Der nächtliche Hochwasseralarm im Landgebiet ging ohne Sandsackschleppen und nasse Füße ab, weil Petrus das Sturmtief "Andrea" in seine Schranken wies und sich die Regenwolken in der Nacht verzogen. Am Ende haben wieder einmal alle Glück gehabt.

Dabei sah es am späten Donnerstagabend ganz anders aus: Klaus Wolters, Leiter der Katastrophenabwehr im Bezirksamt, eilt im Laufschritt in den Keller des Bergedorfer Rathauses. Im Lagezentrum tritt der Katastrophendienststab zusammen. Die Pegel der Gose-Elbe und die der Dove-Elbe, östlich des Schleusengrabens, haben höchst kritische Werte erreicht. "Am Heinrich-Stubbe-Weg 244 ist das Wasser bereits über die Ufer getreten", informiert Bernd Link von der Feuerwehr Bergedorf. Katastrophen-Koordinator Christian Fröhling markiert auf der Wandkarte die Stelle mit einer roten Magnetnummer. Immer mehr rote Buttons folgen. Denn 500 Häuser sind potenziell von einer Überschwemmung bedroht.

"Wir können die Menschen nur warnen, abwarten und Daumen drücken", erklärt Klaus Wolters sichtlich besorgt: "Es gibt keine Pumpen, die mehr als einen Showeffekt hätten." Die Alarmpieper holen die freiwilligen Helfer der Feuerwehren Curslack, Neuengamme, Kirchwerder-Nord, Reitbrook, Neudorf und der FF Bille aus dem Bett. Sie ziehen zu Fuß von Haus zu Haus, begutachten die Lage und klingeln die Anwohner wach. Diese sollen wissen: Auf dem Bauhof am Kampweg werden Sandsäcke bereitgestellt. Bei Bedarf können die Säcke über die Feuerwehr angefordert werden. Doch viele Bewohner schlafen tief, andere stehen längst mit Taschenlampen am Flussbett und beraten mit den Nachbarn. Immer wieder werden die Pegelstände gemessen und an das Lagezentrum im Rathauskeller übermittelt. Funkgeräte krächzen, Telefone klingeln, die roten Magnete vermehren sich bedrohlich, die Kaffeemaschine spuckt die sechste Kanne aus.

Dann gegen vier Uhr: ein Aufatmen. Der Pegel Riepenburg stagniert bei 145 Zentimeter, der Regen hat aufgehört, das Niedrigwasser der Elbe am Morgen ermöglicht eine Entwässerung. Und Klaus Wolters kann seine Magnete wieder einsammeln.