Bergedorf. Die Quelle des EHEC-Erregers ist noch immer nicht gefunden. Doch seine Verbreitung und die schrecklichen Folgen bis hin zu Todesfällen ziehen weite Kreise. Auch solche, die nachweislich unbelastete Unternehmen an den Rand der Existenz bringen.
Gemüsebauer Dennis Bornhöft aus Moorfleet zum Beispiel hat gestern 25 000 Salatköpfe untergepflügt. "Ich kann den Salat nicht verkaufen", sagt Bornhöft. Groß- und Zwischenhändler winken derzeit pauschal ab bei Salat, Gurken und Tomaten. Der 24-Jährige bleibt auf seiner Ware sitzen, hat bereits Tausende Euro Einkommensverluste, musste schon einen Erntehelfer nach Hause schicken. Dabei ist bisher in keiner Probe aus den Vier- und Marschlanden der EHEC-Erreger nachgewiesen worden, sind alle Menschen, die mit dem Gemüse arbeiten oder die Familien, die es selbst essen, gesund. Etwa 100 der 160 Gemüsebaubetriebe sind laut Paul Helle, Geschäftsführer des Gartenbauverbandes Nord, betroffen. Betroffen von einer allgemeinen Warnung des Robert-Koch-Instituts, derzeit kein rohes, ungewaschenes Gemüse zu verzehren. Betroffen von der Kaufzurückhaltung bis Kaufweigerung der Kunden.
"Wir hätten nie geglaubt, dass es soweit kommt", sagt Olaf Neumann. Der 45-Jährige baut seit sieben Jahren am Dorfer Bogen Gurken auf 8500 Quadratmetern Fläche unter Glas an. Bis zu 10 000 Gurken werden während der Saison täglich geerntet. "Noch nie habe ich auch nur eine Kiste Gurken wegwerfen müssen", sagt Neumann. Jetzt geht es um ganze Lkw-Ladungen. Dabei sind die Gurken einwandfrei: "Messwert negativ" ist das gestern eingetroffene Ergebnis der jüngsten Probe, die er bei der Gesellschaft für Bioanalytik (GBA) überprüfen ließ. Dass seine Ware frei von EHEC ist, war Neumann immer klar. Das Wasser für die Pflanzen kommt aus einem 55 Meter tiefen Brunnen, hat beste Trinkwasserqualität. Die Pflanze selbst wächst auf weißkörnigem "Perlite" wird computergesteuert mit Mineraldünger versorgt. Olaf Neumann kämpft um seine Kunden, will beweisen, dass er und seine Waren vertrauenswürdig sind. Auch heute Nacht wird er mit einer Ladung seiner Gurken auf dem Großmarkt stehen, den Prüfbericht in der Hand.
"In Vier- und Marschländer Gurken ist kein EHEC-Erreger", sagt Paul Helle. Der Verband setzte auf 100-prozentige Transparenz: "Kommen Sie in die Betriebe, schauen Sie selbst", sagt er.
Nirgendwo werde in den Vier- und Marschlanden Gemüse mit Gülle, Jauche oder Tiermist gedüngt. "Aller Rindermist von unseren Tieren wird bei uns ordnungsgemäß gesammelt und kontrolliert kompostiert", sagt auch Gärtner Thomas Sannmann aus Ochsenwerder. Dabei erreicht der Kompost Temperaturen von bis zu 70 Grad, was ihn hygienisiert und frei von Krankheitserregern und Unkrautsamen macht. Auch Sannmann kann aktuelle Untersuchungsergebnisse vorweisen, nach denen alle Proben von Gurken, Tomaten und Blattsalaten frei von EHEC-Erregern sind.
Nicht zuletzt Uwe Behncken aus Kirchwerder, Geschäftsführer von "Behncken's Vierländer Gemüsestand GmbH", hat eine Probe untersuchen lassen. Der 51-Jährige war ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, da er Salatgurken des spanischen Erzeugers "Frunet" vertrieben hatte. In einer dieser Gurken war der EHEC-Erreger festgestellt worden - allerdings nicht beweiskräftig. Es blieb bei einem Verdacht. Das Ergebnis der B-Probe, die Behncken von der GBA untersuchen ließ, lag gestern vor: negativ, EHEC wurde nicht nachgewiesen.