Bergedorf. Catrin Peters hat einen ungewöhnlichen Berufswunsch: Die 19-Jährige will Schäferin werden. Das dritte Jahr ihrer Ausbildung verbringt sie bei Volker Derbisz, dem Vier- und Marschländer Deichschäfer.

Bisher hat die Ausbildung die aus der Kleinstadt Kleve (Nordrhein-Westfalen) stammende Catrin Peters nach Stuttgart und Papenburg verschlagen. Sie betreute unter anderem eine Herde auf einem Bauernhof mit einer Werkstatt für Behinderte. „Es hat mich gereizt, verschiedene Bereiche kennenzulernen.“

Was die junge Frau an dem Beruf reizt? „Ich bin quasi mit Schafen aufgewachsen. Unser Nachbar hat etwa 300 Tiere.“ Sie könne auch nicht nur im Büro sitzen, müsse raus an die frische Luft. Ihr Großvater war Landwirt. „Meine Eltern meinen, das liegt in meinen Genen. Außerdem mag ich Tiere und sie mögen mich – meistens jedenfalls.“ Nach der Schule machte Catrin Peters deshalb ein Praktikum in einer Schäferei in ihrem Heimatort.

Spannend findet die 19-Jährige auch die Arbeit mit den Hunden. Ihr Meister hat sechs, darunter einen Senior, der sein Gnadenbrot bekommt, und einen Junior, der noch ausgebildet wird. „Ich bin viel mit ‚Yap’ unterwegs, einem Bordercollie, der genau weiß, was zu tun ist.“ Neben dem Treiben der Herden, die voraussichtlich noch zwei Wochen auf dem Hauptdeich unterwegs sind, und dem Auf- und Abbauen des mobilen Stromzaunes, gehört das Versorgen und Füttern der Lämmer und Schafe auf den beiden Höfen zu ihren Aufgaben. „Ich muss auch die Ställe mit Stroh einstreuen, kontrollieren, ob alle Tiere gesund sind und kranke Schafe pflegen.“

Die Arbeit wird an sieben Tagen in der Woche erledigt. Sie beginnt um 7 Uhr und endet oft erst um 19 Uhr, „manchmal aber schon mittags“. Besonders viel zu tun sei in den Wintermonaten: Dann ist die Lammzeit, müssen die Ställe vorbereitet werden, brauchen einige Schafe Geburtshilfe.

In ihrer Freizeit greift die Nachwuchs-Schäferin gern zu Büchern: „Ich lese Fachliteratur, aber auch Krimis.“ Oft geht sie spazieren. „Da bekomme ich den Kopf frei.“

Dass viele Lämmer im Schlachthof enden, ist für die 19-Jährige in Ordnung: „Man darf in diesem Beruf nicht zimperlich sein. Schafe sind keine niedlichen Knuddeltiere, sondern werden gegessen.“

Im Herbst 2011 endet die Ausbildung, die Catrin Peters am 1. Juli dieses Jahres nach Bergedorf geführt hat. Im April 2010 machte sie ihre Zwischenprüfung. „Das lief recht gut.“ Unter anderem musste sie den Futterbedarf für eine Herde errechnen und Rationen einteilen, Hilfsmittel auflisten und technisches Geschick demonstrieren.

Inzwischen würden sich immer mehr junge Frauen für den Beruf des Schäfers entscheiden, erzählt Catrin Peters. „An meiner früheren Berufsschule war fast die Hälfte der 32 Azubis weiblich.“

Die 19-Jährige besitzt sechs eigene Schafe, 15 weitere (von ihrem Nachbarn) kommen bald hinzu. „Die stehen in Kleve, auf einer Weide neben dem Haus meiner Eltern.“ Ihr erstes Schaf war ein Weihnachtsgeschenk: „Ein befreundeter Landwirt, der von meiner Ausbildung erfahren hatte, stand mit dem Tier plötzlich vor der Haustür.“

Bis Catrin Peters sich mit einer eigenen Herde selbstständig macht, sei es aber „noch ein langer Weg“, meint sie. „Dafür brauche ich mehr Erfahrung und viele Tiere. Die kosten viel Geld.“ Sie will nach ihrer Ausbildung am liebsten Deichschäferin werden, „vielleicht in meiner Heimat. Dort fließt der Rhein, haben wir viele Deiche.“ Die Aufgaben eines Deichschäfers seien besonders abwechslungsreich. „Außerdem bin ich gern am Wasser.“