Kirchwerder. Fünf junge Männer, allesamt unverheiratet und aus „Kirchwärder-Sande“, beschlossen, einen Junggesellenclub zu gründen. Sie nannten ihn „Gambrinus“, nach dem sagenhaften flandrischen König und Patron der Bierbrauer.
Das war im Mai 1885. Zehn Jahre später zählte der Club, der sich ausschließlich dem Frohsinn, der Gemütlichkeit und dem Genuss des leckeren Gerstensaftes verschrieben hat, bereits 28 Mitglieder. Als erstes Vereinsgefährt schafften sie einen Schlitten an, mit dem im Winter Touren von Kneipe zu Kneipe unternommen wurden. Den Schlitten gibt es immer noch, den Verein auch. Vom 3. bis zum 6. Juni feiert der Unterhaltungsclub Gambrinus von 1885 e. V. sein 125-jähriges Jubiläum in einem großen Festzelt auf dem Platz Auf dem Sülzbrack.
Im Laufe seiner langen Geschichte hat der Verein vieles erlebt: In den 1930er-Jahren mussten sich die Gambrinen aus politischen Gründen in einen Schießclub umbenennen, um weiter bestehen zu können. Nach dem Krieg war alles wieder beim alten: Die Junggesellen amüsierten sich bei feucht-fröhlichen Ausfahrten mit dem Seebäderdampfer „Rosenberg“ und kehrten – trotz allen Bierkonsums – stets wohlbehalten in den Heimathafen zurück. 1962 baten sie erstmals zum Osterfeuer an die Elbe – eine Tradition, die bis heute Tausende Menschen nach Kirchwerder lockt.
Derzeit zählt der Club 17 Mitglieder. Die jungen Männer leben alle in Kirchwerder. Eintreten darf jeder Junggeselle ab 16 Jahren. „Spätestens mit Anfang 30 treten die meisten wieder aus, selbst wenn sie noch immer unverheiratet sind“, sagt René Zörner (22), zweiter Vorsitzender. Der Mitgliedbeitrag beträgt 20 Euro im Jahr, die rund 100 passiven Mitglieder (meist ehemalige Aktive) zahlen 7,50 Euro.
Zu besonderen Anlässen – etwa am Vatertag oder zum Erntedankumzug – ziehen die „Gambrinen“ ihre Uniform (weiße Kapitänsmütze, hellblaues Hemd, weinrotes Sakko) an, nehmen auf ihrem alten Holzschlitten mit dem Namen „Leviathan“ Platz und lassen sich von ihrem Oldtimer-Trecker ziehen. Zörner: „Wir haben inzwischen Räder an die Kufen montiert.“ An jedem letzten Freitag des Monats, 20 Uhr, treffen sich die Gambrinen bei Garbers. „Neue Gesichter sind willkommen“, sagt Zörner.