Ochsenwerder. Der Ochsenwerder Elbdeich trägt Namen, die sind in keinem Straßenverzeichnis zu finden: “Straße der goldenen Hochzeiten“ etwa oder “Peetersillen-Allee“. Hinter beiden stecken Nachbarschaftsgeschichten der ganz besonderen Art.
Die 100 Meter lange "Straße der goldenen Hochzeiten" bewohnen drei Paare, die im November vergangenen Jahres jeweils Ehejubiläum feierten. Unsere Zeitung berichtete über die mit Transparenten und Fotos geschmückte Straße und die tiefe Freundschaft der Goldpaare Kayser, Struß und Meyer, die vor 50 Jahren sogar die Trauringe gemeinsam ausgesucht hatten.
Von bester Nachbarschaft und Freundschaft erzählt auch das Deichstück, das seit Generationen "Peetersillen-Allee" heißt. "Früher gab es hier links und rechts neben dem Weg eben viele kleine Felder mit Petersilie", erzählt Anwohner Ulrich Kayser. Und so machte man sich einen Scherz daraus, den Weg zur Allee zu erheben - die Petersilie spielt dabei die Rolle der obligatorischen Alleebäume.
Spaß und Fröhlichkeit - das gehört bei den acht jungen Familien, die an der "Peetersillen-Allee" am Ochsenwerder Elbdeich 245 bis 291 wohnen und arbeiten in jeden Fall zu jedem gelungenen Tag. Die Familien Maackens, Mint, Kayser, Edler/Meyer, Disha und drei Mal Meyer könnten mittlerweile einen eigenen Kindergarten bestücken. Denn hier gedeiht nicht nur Petersilie hervorragend. Nach sechs Kindern, die heute zwischen zwölf und 24 Jahren alt sind, kamen an der "Peetersillen Allee" in den vergangenen Jahren zwölf kleine Marschländer auf die Welt.
In wenigen Wochen gibt es noch einmal Nachwuchs. Dann wird Martina Edler als erste Großmutter. Lustig findet sie, dass mit der Geburt des ersten Kindes von Sohn Marco und Schwiegertochter Marianna ihr acht Monate alter Sohn Jonas schon Onkel wird. Wohlbehütet werden die Kleinen in einer nachbarschaftlichen Krabbelgruppe. Im Wechsel betreuen Mütter die Lütten. An schönen Tagen haben die Jungen und Mädchen Auslauf und Spielmöglichkeiten an und in allen Häusern. "Die Rasselbande muss dabei nicht ein einziges Mal auf den manchmal stark befahrenen Deich", sagt Seniorin Magda Kayser erfreut. Und wo Kinder hinterm Elbdeich auftauchen, haben aufmerksame Anwohner ein Auge auf sie.
Kontaktpflege ergibt sich automatisch auch beruflich - alle Familien haben mit Grün zu tun -, beim Besuch des Kindergartens, bei der Freiwilligen Feuerwehr, beim Baden im Hohendeicher See und an Grillabenden. Gut für die Geldbeutel: Abgelegtes Spielzeug und Kinderkleidung, die nicht mehr passt, werden an Jüngere weitergegeben.
Grund zum fröhlichen Beisammensein gibt es in dieser Gemeinschaft oft. Jüngst trafen sich Väter, Mütter und Kinder von der "Peetersillen-Allee" bei Helmut und Magda Kayser an der "Straße der goldenen Hochzeiten" unter dem Motto "Winter ade". Während die Kleinen Schneemänner bauten, auf Schlitten und Schaufeln den Hang hinuntersausten und sich mit Schnee bewarfen, tauschten die Großen Neuigkeiten aus. Nach dem eisigen Vergnügen schmeckte der Glühwein in Kaysers geheiztem Gewächshaus köstlich.
Wer diese "Großfamilie" einmal besucht hat, nimmt etwas von der guten Laune mit. Die "Peetersillen-Allee" ist wirklich eine ganz wunderbare Straße.