Curslack/Neuengamme. Sie arbeiten als Kindergärtnerin, Steuermann oder Polizist, sind alle in den Vier- und Marschlanden tätig. Wir haben Berufstätigen aus dem Landgebiet über die Schulter geschaut, stellen ihren Arbeitsalltag in der Serie „Ein Tag mit...“ vor. Heute: Polizeikomissar Lange.

Matthias Langes Dienst beginnt um 8 Uhr. Der 46-Jährige blickt in seinem Büro am Curslacker Deich 165 A auf den Bildschirm, prüft, ob es Vorfälle in seinem Revier gab. „Ich bin mit den verschiedenen Dienststellen der Polizei vernetzt“, sagt er. Wichtigste Meldung: Im Kiosk „Alte Garage“ (Curslacker Heerweg) hat vergangene Nacht die Alarmanlage ausgelöst, außerhalb der Dienstzeit des Polizeioberkommissars. „Meine Kollegen waren nachts dort, konnten aber nichts Verdächtiges feststellen.“ Trotzdem setzt sich Lange in seinen Dienst-BMW und fährt hin.

Vor Ort spricht der Dorfsheriff mit der Inhaberin, fragt nach Auffälligkeiten. Da sie verneint, notiert auch er: „Fehlalarm.“

Als nächstes fährt der Polizist, der zwölf Jahre als Zivilfahnder in Bergedorf unterwegs war, zur Kita an der Feldstegel. Dort werden regelmäßig die Gehwege, Feuerwehrzufahrten und privaten Einfahrten von Eltern, die ihre Kinder bringen und holen, zugeparkt. Doch Lange verteilt keine „Tickets“, noch nicht. Statt dessen sucht er das Gespräch mit den Eltern, klärt sie darüber auf, dass sie die Fußgänger gefährden, weil diese nun auf die Straße ausweichen müssen.

Um 13.50 Uhr wird Lange, dessen Büro sich in seinem Wohnhaus befindet, beim Mittagessen unterbrochen: Peter Tepp erstattet Anzeige gegen Unbekannt. Dem Neuengammer wurde nach einem Einkauf im Penny-Markt die Geldbörse gestohlen: „Meine Papiere und 150 Euro sind weg.“ Der Dorfsheriff gibt die Daten der gestohlenen Dokumente in den Zentralcomputer der Polizei ein, händigt vorläufigen Ersatz aus.

Wenn Lange auf Streife ist – mit dem Auto, per Fahrrad oder zu Fuß –, verwandelt sich seine Ehefrau häufig in seine „Sekretärin“: Imke Jans öffnet die Tür, hört sich die Sorgen der Besucher an, notiert ihre Anliegen. „Ich bin etwa 70 Prozent meiner Dienstzeit unterwegs, zeige Präsenz“, sagt der Polizeioberkommissar, der in Curslack aufgewachsen ist und von vielen Anwohnern geduzt und gegrüßt wird. Anrufe, die an sein Diensttelefon gehen, werden auf sein Handy umgeleitet, wenn der Polizist unterwegs ist.

Auf Menschen hat Lange noch nie schießen müssen – auch nicht als Zivilpolizist, obwohl der gebürtige Bergedorfer damals häufig die Waffe ziehen musste. „Ich habe ‚nur’ zwei schwerverletzte Rehe erschossen, weil der Jagdpächter nicht erreichbar war“, sagt er. Mord, Totschlag oder Banküberfälle gab es in Langes Zeit als Polizeiposten (seit 2005) nicht, schweren Raub und Selbstmorde selten, Diebstähle und Einbrüche häufig. 17.30 Uhr: Der Dorfsheriff bringt Post, die weitergeleitet werden muss, zum PK 43 in Bergedorf. Dann fährt er zurück ins Büro, schaut auf den PC-Bildschirm: Keine besonderen Vorkommnisse. Um 18.20 Uhr endet sein Arbeitstag. Matthias Lange geht auf seine Terrasse und genießt die Abendsonne.