Kirchwerder. Mit dem “Plattenaufleger“ früherer Jahre hat der moderne Discjockey von heute nichts mehr gemein. Ein Blick auf die Musikanlage von Peter Ernst aus Kirchwerder vermittelt eher den Eindruck, in einem Flugzeugcockpit zu sein. Tatsächlich hat Peter Ernst für seinen Job sogar einen DJ-Führerschein.

Sicher ist das Erstaunen über DJ-Anlage größer, je älter der Betrachter ist. Wer in seiner Jugend noch die Discoabende bei Garbers oder Capeletti mitgetanzt hat und zu Hause den Zehnerwechsler am Plattenspieler bedient hat, für den ist das moderne Pult ein Buch mit sieben Siegeln. Nicht aber für Peter Ernst.

Er ist seit 30 Jahren im Geschäft, kennt die Entwicklung von Vinyl bis zum Chip. Er nennt Schellack-Platten und Grammophone ebenso sein Eigen wie ein topmodernes "American SDJ", ein schlankes Gerät, das per Chipkarte funktioniert. Auf sechs Chips, ähnlich denen, die heute in Digitalkameras verwendet werden, hat er je 400 Titel in bester Qualität gespeichert. Sie sind individuell abrufbar, können die gesamte Anlage ersetzen, falls die einmal ausfallen sollte. "Ich muss so nicht mehr den Kofferraum voller CDs laden, um im Notfall weiter einsatzbereit zu sein", sagt Peter Ernst.

Routiniert bedient der DJ alle Regler, Knöpfe und die Hightech-Maus seiner Anlage Die rechte Hand ist stets in Aktion, jagt den Cursor über den Bildschirm am Ende des Mischpultes, klickt die Titel an, die dort zu lesen sind. Die Auswahl ist riesig: 45 000 Songs hat Peter Ernst bereits auf der Festplatte des nach seinen Wünschen speziell angefertigten 70 mal 60 mal 30 Zentimeter großen Pultsgespeichert. "Seit zwei Jahren lese ich die Titel von Platten und CDs ein, da hab ich manchmal schon viereckige Augen gehabt", sagt Ernst. Und es werden stets mehr Titel. "Das ist eine Lebensaufgabe", sagt er und der Blick wandert in seinen Musikraum am Süderquerweg auf die Regale, in denen sich wandhoch Platte an Platte, CD an CD reihen.

Eine gescheite Archivierung ist mehr als die halbe Miete für einen gelungenen Disco-Abend, eine Kindermaskerade oder Familienfeier. So hat Peter Ernst nicht nur Songtitel und Interpreten archiviert. Zudem die Länge des Stücks, das Entstehungsjahr, die Art und die Schlagzahl pro Minute. Eine gehörige Portion Erfahrung obendrauf - und schon passt ein Stück zum nächsten. "Musik auflegen kann jeder", sagt Peter Ernst. Das richtige Fingerspitzengefühl ist die Kunst. "Es ist der schönste Lohn, wenn die Leute tanzen, sich wohlfühlen", sagt Peter Ernst.

Dass die Menschen sich wohlfühlen, das hat ein Stück weit auch mit seinem DJ-Führerschein zu tun. Dafür hat er an einer Schulung der Gesundheitsbehörden, Krankenkassen und des Berufsverband Discjockey teilgenommen und eine Prüfung absolviert. "Es ging um den Umgang mit Lautstärke", erzählt Peter Ernst. Immer mehr junge Menschen hätten Hörschäden, unter anderem deshalb, da sie zu laute Musik hören. "Das Ziel ist es, die Lautstärke auf unter 100 Dezibel zu begrenzen", sagt Peter Ernst.

Damit der Partyspaß nicht leidet, hält er eine besonders hochwertige Ausstattung mit Satellitenboxen und Subwoofer bereit, die es erlaubt, die Musiklautstärke auf der Tanzfläche zu konzentrieren und Gespräche am Rand zu ermöglichen. Eine Kunst, die Peter Ernst nicht nur im Tanzsaal perfekt beherrscht. Auch Daheim kann er den ganzen Tag Musik hören - am liebsten 60-Jahre-Hits. Dennoch hat er für seine Gesprächspartner immer und mindestens ein offenes Ohr.