Düneberg. Corvin Behrens: Von Thomas Doll gefördert, von Bernd Hollerbach auf Disziplin getrimmt.
Am Vortag des für Sonnabend, 13.30 Uhr, an der Legienstraße geplanten und kurzfristig abgesagten Spiels seines Düneberger SV bei der HT 16 war Corvin Behrens wieder ein Hansdampf in allen Gassen. Ein Termin hier, eine Telefonkonferenz da – und zwischendurch noch ein Café-Besuch mit einer guten Freundin.
Zeit ist für den Angreifer des Geesthachter Landesligisten ein kostbares Gut. „Ich bin beruflich total eingespannt“, erklärt der 36-Jährige, der in der Gesundheits- und Lebensmittelbranche tätig ist. Trotz seines proppevollen Terminkalenders will der langjährige Regionalliga-Kicker auf den Fußball nicht verzichten: „Ich werde so lange spielen, wie es der Körper zulässt und mir niemand davonläuft.“
Diese Ankündigung wird die Konkurrenz des DSV vermutlich nicht mit großem Wohlwollen zur Kenntnis nehmen. Denn Behrens ist auch mit Mitte 30 kaum zu stoppen, läuft seinerseits regelmäßig weitaus jüngeren Spielern davon und liegt mit 16 Treffern in der Landesliga-Torschützenliste auf Platz zwei. Das Geheimnis seiner ewigen Jugend: „Ich habe schon immer sehr auf meine Ernährung geachtet und mache auch zu Hause nebenbei noch etwas Sport.“ Behrens lebt also beinahe wie ein Profisportler.
Mit den Würzburger Kickers in die 3. Liga aufgestiegen
Und viel hatte ja auch nicht gefehlt, und er wäre Fußball-Profi geworden. Der Offensiv-Allrounder spielte in der Jugend beim damals noch in der Bundesliga vertretenen Hamburger SV und hatte dort mit Ex-Nationalspieler Thomas Doll als Coach „einen sehr großen Förderer“, wie er sagt. Doll riet ihm, als der Sprung von den Junioren- in den Herrenbereich anstand, beim HSV zu bleiben. „Aber ich habe mich dann dazu entschieden, nach Lüneburg zu wechseln und dort meinen Zivildienst zu machen“, erzählt Behrens.
Ein Entschluss, mit dem er in den Jahren darauf manchmal haderte. „Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich beim HSV geblieben wäre. Natürlich war es auch mein Traum, ganz oben anzukommen“, sagt er.
Behrens kehrte vier Jahre nach seinem Abgang 2008 zwar noch einmal zum Rautenclub zurück und lief eine Saison für die U23 auf. Doch für höhere Aufgaben konnte sich Behrens im zweiten Anlauf nicht empfehlen.
Behrens bringt es auf 161 Regionalliga-Spiele
Im Anschluss begannen seine Jahre als Fußball-Nomade: Drochtersen-Assel, Goslarer SC, Würzburger Kickers, Wacker Nordhausen, BSV Rehden und Westfalia Kinderhaus hießen die weiteren Stationen, ehe Behrens 2020 zum SV Curslack-Neuengamme wechselte. Er streifte das Trikot des Vierländer Oberligisten mit der Erfahrung aus 161 Regionalliga-Partien über.
Und mit ganz vielen Erinnerungen. So spielte Behrens in Würzburg („Eine traumhafte Stadt und phantastische Zeit“) in seiner zweiten Saison unter Coach Bernd Hollerbach, der den Kickern wie sein Mentor Felix Magath sehr viel abverlangte. „Disziplin stand für ihn an erster Stelle“, erzählt der heutige Düneberger. Die harte Arbeit zahlte sich aus – die Franken stiegen in die Dritte Liga auf (2015). Bitter für Behrens: Sein Vertrag wurde anschließend nicht verlängert.
Spätes Profi-Debüt bleibt Corvin Behrens verwehrt
Ein spätes Profi-Debüt blieb dem damals 29-Jährigen also verwehrt. Immerhin spielte er anschließend unter Profi-Bedingungen für Nordhausen, das seinerzeit üppige Gehälter zahlte und nur knapp am Drittliga-Aufstieg scheiterte. Große Kulissen waren für Behrens und die Thüringer Alltag. „Das ist schon eine andere Dimension in der Regionalliga Nordost“, sagt der DSV-Angreifer mit Blick auf die vielen Traditionsclubs in der Staffel, die noch heute Zuschauermagneten sind.
In der Nordstaffel, in der Behrens anschließend mit Rehden um Punkte kämpfte, waren volle Tribünen eher die Ausnahme. Der BSV war seine letzte Viertliga-Station. „Ich habe überall etwas mitgenommen und viele Menschen kennengelernt, mit denen ich noch heute in Kontakt stehe“, sagt der 36-Jährige. Dass sein Profi-Traum nicht in Erfüllung ging, schmerzt ihn heute nicht mehr: „Ich trauere nichts hinterher. Ich bin mit mir und dem, was ich erreicht habe, absolut im Reinen.“
Trotz vieler Jahre auf hohem Fußball-Niveau ist sein Ehrgeiz ungebrochen, da er nur noch in Liga sechs kickt. „Das Spiel gegen HT 16 ist schon total präsent bei mir. Wir wollen dort einen guten Jahresabschluss feiern“, sagt der Torjäger des Tabellenzweiten. Dann muss er weiter. Es steht der nächste Termin für den Offensivmann an, der auch auf dem Feld rastlos, aber nie ratlos ist.
Weitere Partien am 10./11. Dezember, Oberliga: TuS Dassendorf - SC Victoria (Sonnabend, 13 Uhr, Wendelweg), Sasel - Curslack-Neuengamme (Sonntag, 15 Uhr, Parkweg); Landesliga: Altengamme - Rahlstedt (Sonnabend, 14 Uhr, Gammer Weg), Condor - Voran Ohe (Sonntag, 11.30 Uhr, Berner Heerweg); Bezirksliga: Glinde - SCVM (Sonnabend, 15 Uhr, Am Sportplatz), BU II - Hamwarde (Sonntag, 14 Uhr, Dieselstraße), Kreisliga 8: VW Billstedt II - Glinde II (Sonntag, 12.30 Uhr, Öjendorfer Weg), Wandsetal - ASV Bergedorf II (Sonntag, 13 Uhr, Sportpark Hinschenfelde).