Bergedorf. Gerrit Noack (20) ist das größte Talent der Judo-Gemeinschaft Sachsenwald. Sein ganzes Leben hat er nach seinem Sport ausgerichtet.

Gerrit Noack ist Perfektionist. Jede einzelne seiner Aktionen auf der Judomatte bereitet der 20-Jährige von der Judo-Gemeinschaft Sachsenwald in der TSG Bergedorf gründlich vor. Passt dann alles zusammen, und er ist bereit für den großen Wurf, dann bereitet ihm dieses Gefühl das höchste Vergnügen. „Wenn man einen Gegner so richtig perfekt erwischt, das ist es, was mir am Judosport Spaß macht“, schwärmt Noack.

Bei den deutschen U21-Meisterschaften in Frankfurt an der Oder passte eine ganze Menge. Schon in der zweiten Runde traf Noack auf seinen schärfsten Konkurrenten, Sebastian Kaun (TSV München-Großhadern), und erwischte ihn mit einer Kontertechnik, wie sie für Noacks Stil typisch ist. Danach war der Weg frei. Der Bergedorfer kämpfte sich durch bis ins Finale, wo er dem Ukrainer Mahomed Khakimov unterlag, der wegen des Krieges in seinem Land bei den Titelkämpfen mitmischen durfte.

Judo-Talent Gerrit Noack: Zweimal pro Tag zum Training

Nach dem Gewinn der deutschen U18-Meisterschaft im Jahr 2018 war das Silber von Frankfurt/Oder bereits sein zweites Edelmetall bei nationalen Titelkämpfen. Damit ist Gerrit Noack der erfolgreichste JGS-Kämpfer der vergangenen Jahre. Erfolge, die nicht von ungefähr kommen: Seit Jahresbeginn lebt Noack in Hannover und trainiert zweimal täglich am Bundesleistungszentrum. Alles hat er dem Sport untergeordnet, auch sein Studium (Wirtschaftsingenieurwesen). Fernziel: Olympia 2028 in Los Angeles. Wenn es optimal läuft. „Man darf sich mit seinen Zielen auch nicht übernehmen“, will Noack die Sache vorsichtig angehen.

Das nötige Talent hat er. Gerrit Noack stammt aus einer Judo-Familie, hat schon mit fünf Jahren mit dem Sport begonnen und ist ihm immer treu geblieben. „Judo ist sehr vielseitig“, schwärmt er. „Das wird nicht langweilig. Ich könnte mir hingegen gar nicht vorstellen, jeden Tag in vielen Wiederholungen dieselbe Bewegung zu machen so wie etwa beim Rudern.“

Sein Stil könnte gegen stärkere Gegner zum Nachteil werden

„Seine Physis und seine Mentalität sind seine großen Stärken“, schwärmt Florian Hahn, JGS-Trainer, Sportdirektor und Landestrainer des Hamburger Judo-Verbandes, über den Bergedorfer. „Er zermürbt seine Gegner, die es gegen ihn oft nicht schaffen, ihre Techniken durchzubringen. Dann werden sie nervös und ungeduldig und machen Fehler. Das ist eine ganz große Stärke von ihm.“

Doch gerade der Perfektionismus und die Vorsicht auf der Matte könnten zum Problem werden, vor allem wenn er 2023 aus dem Jugendbereich herausgewachsen ist. „Er ist nun mal kein „Big Thrower“, wie wir das nennen“, urteilt Hahn. „Er geht nicht ständig auf den Wurf aus. Mit seiner Art zu kämpfen, wird es schwer werden, sich bei den Männern durchzusetzen.“ Einen Vorgeschmack gibt es an diesem Wochenende, wenn Noack bei den deutschen Hochschulmeisterschaften in Potsdam antritt. Eine Riesen-Konkurrenz, gerade in seiner Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm. Doch niemand sollte seine Rechnung ohne den Perfektionisten aus dem hohen Norden machen.