Hamburg. Das Team des FC Bergedorf 85 II wurde vom Verein zurückgezogen und aus der Kreisklasse B6 gestrichen. Wie es zu den Tumulten kam.

Es ist ein Fall, der ganz Fußball-Hamburg erschüttert hat. Minutenlang lieferten sich die Spieler am Sonntag beim Kreisklasse-Spiel zwischen dem FC Bergedorf 85 II und dem TuS Hamburg II Massentumulte. In großen Gruppen standen sie sich gegenüber, bedrohten, beschimpften, provozierten und schubsten sich. Bergedorfer Spieler jagten Mitglieder des gegnerischen Teams über den Platz und verprügelten sie. Dabei wurde selbst dann noch weiter auf diese eingeschlagen und -getreten, als sie schon am Boden lagen. Sechs Spieler des TuS Hamburg wurden verletzt, zwei davon mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Der FC Bergedorf 85 hat als Konsequenz aus diesen Vorfällen seine zweite Mannschaft inzwischen zurückgezogen. Der vormalige Tabellenzweite ist vom Hamburger Fußball-Verband mittlerweile auch schon aus der Kreisklasse B6 getilgt worden.

Amateurfußball: Streit zwischen zwei Spielern war der Ausgangspunkt

Schiedsrichter Dennis Daniel (SC Vier- und Marschlande) hat gegenüber unserer Redaktion erklärt, wie es zu dem Vorfall kam: „In der 32. Spielminute gerieten ein Bergedorfer Spieler und einer vom TuS Hamburg miteinander in Streit. Der Ball war auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes. Ein anderer Bergedorfer Akteur kam hinzu und beging eine Tätlichkeit. Dafür habe ich ihm die Rote Karte gezeigt. Doch er wollte sich nicht beruhigen, die Situation eskalierte.“

In der Kreisklasse B sind die Unparteiischen ganz auf sich allein gestellt. Sie werden nicht, wie in höheren Ligen, von zwei Assistenten an den Seitenlinien unterstützt. Entsprechend weniger Möglichkeiten hat ein Unparteiischer, eine Eskalation zu verhindern.

Schiedsrichter kontrolliert Identität, aber nicht Spielberechtigung

Vor der kritischen Szene in der 32. Spielminute hatten die Gäste vom TuS Hamburg II die Begegnung klar beherrscht, sie führten bereits mit 3:0. Der Vorsitzende des FC Bergedorf 85, Ali Osman Sözen, hatte nach den Vorfällen moniert, die Gäste hätten praktisch nur mit Spielern der ersten Mannschaft statt der zweiten gespielt, was nicht zulässig sei, und so dazu beigetragen, dass die Nerven bei den Hausherren, für die es um den Aufstieg ging, blank lagen.

„Mir gegenüber hat der TuS Hamburg mit offenen Karten gespielt“, betont Referee Daniel. „Alle Namen und Bilder waren für mich ersichtlich.“ Allerdings gehöre es lediglich zu den Aufgaben eines Unparteiischen, die korrekte Identität der Spieler zu überprüfen, nicht aber ihre Spielberechtigung. „Dafür haben die Teams ja die Möglichkeit, hinterher Protest gegen die Wertung des Spiels einzulegen.“

Wann der Vorfall vor dem Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbands verhandelt wird, ist noch offen.