Bergedorf. In der Formel 4 ist der Bergedorfer in Spielberg am Start. Dabei muss er glänzen, wenn es mit der großen Motorsport-Karriere etwas werden soll.

Mit 16 Jahren setzt der Bergedorfer Tim Tramnitz alles auf die Karte Motorsport. Nach der 10. Klasse ist der Formel-4-Pilot mit der Mittleren Reife vom Luisengymnasium abgegangen. Die Doppelbelastung zwischen Steuer und Schulbank war zu groß geworden. „Jetzt hat er mehr Freiraum, kann sich ganz auf den Sport und auf seine Leidenschaft für Autos konzentrieren“, steht sein Vater Jürgen Tramnitz voll und ganz hinter diesem Schritt. In dessen auf Sportwagen-Klassiker spezialisierten Werkstatt „9elber“ in Lohbrügge hat Tim Tramnitz eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker begonnen. Jetzt sind die Dienstwege kurz, wenn es darum geht, frei für seine Rennwochenenden zu bekommen.

Doppelbelastung Schule-Sport war zu groß

Und die häufen sich gerade. Denn Tim Tramnitz startet in zwei Rennserien gleichzeitig und hat in beiden noch Chancen auf einen Podiumsplatz, obwohl er bisher wegen der Doppelbelastung noch nicht einmal alle Rennen mitfahren konnte. Am Wochenende geht es auf dem Red Bull Ring in Salzburg um Punkte für die italienische Serie der Formel 4. Hier ist die Konkurrenz mit 30 Fahrzeugen deutlich größer, aber nicht unbedingt stärker als in Deutschland. Obwohl Tramnitz nur in sechs von zwölf Rennen am Start war, besitzt er als Vierter der Gesamtwertung noch Perspektiven, auf Platz zwei oder drei vorzurücken. Nur der Führende, der Brite Oliver Bearman, der fast doppelt so viele Punkte hat, scheint bereits zu weit entrückt zu sein. Neun Rennen an drei Standorten – Spielberg, Mugello (9./10. Oktober) und Monza (30./31. Oktober), folgen noch.

Einer seiner Konkurrenten ist der Sohn von Montoya

Parallel dazu geht auch die deutsche Formel-4-Meisterschaft in ihre entscheidende Phase. Hier sind die Perspektiven deutlich besser. Zum einen sind nur 23 Piloten am Start, die, wie immer in der Formel 4, in homologierten, also leistungsmäßig völlig gleichen Fahrzeugen sitzen. Die Gefahr, auf der Strecke im Verkehr stecken zu bleiben, ist also geringer. Zum anderen stehen hier noch zwölf von 18 Rennen aus. Gefahren werden jeweils drei Rennen in Hockenheim (18./19 September), auf dem Sachsenring (2./.3. Oktober), erneut in Hockenheim (23/24. Oktober) und auf dem Nürburgring (6./7. November). 25 Punkte gibt es für den Sieg in einem Rennen. Mit 69 Zählern ist Tramnitz auch hier Vierter, liefert sich aber einen spannenden Fünfkampf mit dem Führenden Briten Oliver Bearman (112), dem Kolumbianer Sebastian Montoya (72), dem Sohn des Formel-1-Piloten Juan Pablo Montoya, dem schnellen Russen Kirill Small (70) sowie seinem britischen Teamkollegen bei US Racing, Luke Browning (67).

US Racing, das ist das Team des früheren Formel-1-Piloten Ralf Schumacher und Gerhard Unger, einem früheren Technischen Direktor von Mercedes. Hier, in der Michael-Schumacher-Straße 5 in Kerpen, wissen sie, wie das Motorsport-Business läuft. Nur wer in der Formel 4 heraussticht, kann sich Hoffnungen machen, in die Formel 3 aufzusteigen, dem Sprungbrett für eine große Motorsport-Karriere. „Es kommt für Tim darauf an, im richtigen Moment den nächsten Schritt zu machen“, sagte Ralf Schumacher in einem Interview mit dem Fernsehsender Sat.1.

Mit 17 in der Formel 1 - Max Verstappen hat es geschafft

Wie schnell es dann gehen kann, zeigt das Beispiel des aktuellen Formel-1-Führenden Max Verstappen. Der war in Tim Alter, als 16-Jähriger, bereits in der Formel 3 unterwegs und dort so schnell, dass ihn der Formel-1-Stall Toro Rosso als Testfahrer beschäftigte. Wenige Monate später gab er mit 17 bereits sein Debüt in der Königsklasse des Motorsports und ist nun im Begriff, zum ersten Mal Weltmeister zu werden. Seitdem hat man das Reglement geändert. Unter 18 Jahren darf heute niemand mehr in die Formel 1.

Um den so wichtigen Sprung in die Formel 3 zu schaffen, braucht Tim Tramnitz also in den kommenden Wochen gute Ergebnisse. Denn nur die ein oder zwei Besten in der Formel 4 stechen für gewöhnlich so start heraus, dass sie ein Angebot eines Rennstalls bekommen. Und das braucht es, denn nur mit externen Sponsoren ist die Formel 3 kaum zu finanzieren. Der Druck, der auf dem Bergedorfer liegt, ist also immens. „Ich spreche nicht gern von Druck“, sagt Tims Vater Jürgen Tramnitz. „Wir reden lieber von Zielen, die entwickelt werden können.“