Glinde/Kirchwerder. Nach neun Jahren beim SCVM II wechselt der 33-jährige Keeper zum TSV Glinde. Der siegt 6:1 im Testspiel.

Die Natur bot ein eindrucksvolles Schauspiel, als beim Fußball-Bezirksligisten SC Vier- und Marschlande II eine Ära endete. Es goss kurz vor der Halbzeit des Testspiels beim Ligarivalen TSV Glinde wie aus Kübeln und zugleich schien die Sonne. Ein imposanter Regenbogen entstand über dem Kunstrasenplatz der Stormarner, den Maurice Herzog nun verließ. Nach neunjähriger Vereinszugehörigkeit hatte der Keeper und Kapitän ein letztes Mal für den SCVM II das Tor gehütet. Jetzt standen die Akteure beider Teams Spalier und spendeten dem Schlussmann bei seiner Auswechslung in der 44. Minute Applaus.

Herzog klatschte ein paar Hände ab und fiel dann seinem bisherigen Trainer Olcay Günay in die Arme, bevor er zur Glinder Bank ging, wo er von einen neuen Teamkameraden in Empfang genommen wurde. In Zukunft wird der 33-Jährige im Gehäuse des TSV stehen. Ein Wechsel, den er wollte. Aber eben auch eine Luftveränderung, die dem zweifachen Familienvater alles andere als leicht fiel. „Ich konnte keinem in die Augen schauen, sonst hätte ich geweint. Das war schon Gänsehaut pur“, verriet Herzog.

Nach der Partie, die Glinde mit 6:1 gewann, wurde es für ihn noch einmal sehr emotional, als er von seinen bisherigen Mannschaftskameraden als Abschiedsgeschenk ein eingerahmtes Trikot mit der Rückennummer eins erhielt.

In der Jugend kickte er gemeinsam mit Bundesliga-Profi Max Kruse

„Ich bin aus sportlichen Gründen gewechselt, wollte noch einmal in der Heimatstaffel spielen“, erklärte der Keeper. Beim SCVM II war er für viele Spieler eine Art „Vaterfigur“, wie er sagt. Und ein Wortführer, der im Interesse des Teams keine Konflikte scheute. „Er war kein Kuschel-Kapitän, sondern hat sich immer bemüht, alles zum Wohle der Mannschaft zu tun“, erklärte Glindes Coach Sören Deutsch, der Herzog schon beim SCVM II trainierte. Beide verbindet eine besondere Beziehung. „Er war neben meinem Vater mein größter Förderer“, erzählt der 33-jährige Herzog, der einst mit dem späteren Nationalspieler Max Kruse aus der Jugend der TSV Reinbek zum SCVM gewechselt war. Während Letzterer eine große Fußball-Karriere machte, kickte der Keeper nie höher als in der Bezirksliga, obwohl es immer mal wieder höherklassige Angebote gab – sogar aus der Oberliga.

„Geld war für mich nie relevant, die Gemeinschaft mir immer wichtiger“, sagt der Keeper, der eine Beamtenlaufbahn bei der Stadt Hamburg eingeschlagen hat und nebenbei als Fotograf tätig ist. Kirchwerder, wo die „Zweite“ des SCVM am Zollenspieker ihre Heimspiele bestreitet, wird künftig seine Heimat sein. In Kürze zieht er mit seiner Frau Sarah und den Töchtern Marlie (3) und Minna (1) aus Lohbrügge dorthin. „Deswegen gehe ich aber nicht zum SCVM zurück“, betont er. Auch wenn der 33-Jährige beim TSV Glinde, bei dem auch seine früheren Teamkameraden Alexander Behrens und Joshua Mülter kicken, nicht gesetzt sein wird. „Er wird sich alle zwei Spiele mit Marco Reksidler abwechseln“, erklärt Coach Deutsch: „Das haben wir so besprochen. Warum soll ich immer denselben Torwart spielen lassen, wenn ich zwei starke Keeper habe?“

TSV-Coach Deutsch scherzte: „Wie werden wir den jetzt wieder los?“

Im Testspiel des TSV gegen den SCVM II, Herzogs Abschiedsspiel, bewarb sich der Glinder Zugang übrigens unfreiwillig für eine dauerhaften Bankplatz. Vor der Pause kassierte er im Trikot der Gäste Gegentore durch Christian Albus (18., 41.) und Malte Nickelsen (20.). Nach dem Seitenwechsel musste er – jetzt im TSV-Gehäuse – nach einem Freistoß von Christian Mahr (81.) hinter sich greifen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gastgeber durch Fabian Syrzisko (54.), Janik Mahr (Eigentor/64.) und Fabian Frank (71.) zwar schon auf 6:0 erhöht. Dennoch scherzte Deutsch nach dem Gegentreffer: „Wie werden wir den jetzt wieder los?“