Hamburg. Mit der Erfahrung von über 180 Fußball-Regionalliga-Spielen soll Giese der Defensive des SVCN mehr Halt geben.

Dem Fußball-Oberligisten SV Curslack-Neuengamme ist ein spektakulärer Transfer-Coup gelungen. Vom Regionalligisten Hamburger SV II wechselt Innenverteidiger Henrik Giese an den Gramkowweg. Der 31-jährige gebürtige Kieler war dreieinhalb Jahre lang als Führungsspieler für die jungen Talenten bei der U21 des HSV. Er soll der Vierländer Abwehr mehr Stabilität verleihen. „Wir haben in den letzten Spielen vor dem Lockdown beim 1:3 bei Paloma und dem 3:4 gegen Sasel zu viele Gegentore kassiert, vor allem durch individuelle Fehler“, analysiert SVCN-Teammanager Oliver Schubert. „Zwar lassen sich solche Fehler nie ganz abstellen, aber wir wollen die Konkurrenz in der Abwehr erhöhen.“

Giese hat Germanistik, Spanisch und Sportmanagement studiert

Für den 1,91 Meter großen Abwehr-Hünen Henrik Giese ist der Wechsel nach Curslack der Beginn eines neuen Kapitels, nachdem er im Sommer beim HSV II aussortiert worden war und sich danach nur noch mit Freunden individuell fit halten konnte. „Ich habe gespürt, dass da noch ein Feuer in mir brennt“, sagt der 31-Jährige, der sich in der Zukunft aber vor allem um seinen Berufseinstieg kümmern möchte. Giese hat Germanistik und Spanisch auf Lehramt studiert und absolviert gerade noch einen Studiengang im Sportmanagement. „Im April will ich meine Bachelorarbeit abgeben“, blickt er voraus. „Ich habe große Lust, bei einem Verein, Verband oder Unternehmen im Sportmanagement zu arbeiten.“

Erfolgsduett aus alten Tagen wieder vereint

Die Verbindung nach Curslack entstand vor allem durch Finn Lasse Thomas, der im Sommer aus Dassendorf zu den Vierländern gewechselt war. Beide kennen sich aus ihren drei gemeinsamen Jahren von 2010 bis 2013 beim damaligen Regionalligisten VfR Neumünster, wo Freistoß- und Flanken-Spezialist Thomas dem kopfballstarken Giese so manchen Treffer auflegte. „Damals war ich noch Stürmer und in unserem Spiel ziemlich viel auf mich ausgerichtet“, erinnert sich Giese. „Als ich dann zu Viktoria Köln und Hessen Kassel in die Regionalligen West und Südwest gewechselt bin, war das ganz anders. Da klappen solche Dinge ein-, zweimal, dann nicht mehr, denn alle arbeiten dort sehr professionell mit Videostudium.“

Attraktiver und variabler Fußball als Ziel

Es sind auch solche Erfahrungen, die Giese künftig in der Kabine in den jungen, hungrigen Kader der Vierländer einbringen soll. SVCN-Coach Christian Woike erwartet von seinem Neuzugang, dass er vorangeht. „Es gibt immer mal Spiele, wo man Männer mit Bärten braucht“, beschreibt es Woike bildhaft, „und Henrik ist schon ein paar Mal rasiert worden.“ Hinzu kommt, dass der Neuzugang Curslacks Abwehr flexibler macht. Vor der Saison hatte Woike bereits mit der Dreierkette experimentiert, war aber dann wieder davon abgekommen. „Mit Henrik haben wir jetzt die Option, zumal er als Linksfuß auch neue Möglichkeiten in der Spieleröffnung mitbringt“, will der SVCN-Coach sein Team in der Defensive künftig flexibler agieren lassen. „Ich stehe für attraktiven, aber auch für variablen Fußball.“

Manager Schubert: „Regionalliga wollen und können wir nicht“

Angesichts der Verstärkung scheinen die Curslacker trotz des Abgangs von Stürmer Marcel von Walsleben-Schied gut gerüstet zu sein, um künftig in der Oberliga-Spitze ein Wörtchen mitzureden. „Es wäre aber vermessen, uns mit einem Verein wie Dassendorf zu vergleichen“, schätzt Woike. Gedanken an eine mögliche Perspektive, irgendwann einmal in der Regionalliga zu spielen, schiebt Manager Schubert daher umso entschlossener von sich. „Die Regionalliga ist für uns kein Thema“, betont er. „Das wollen und können wir nicht.“ Eine Haltung, mit der Neuzugang Giese gut leben kann. „Wenn die Verantwortlichen des Vereins das so offen aussprechen, dann ist das doch sehr ehrlich“, schätzt er. Bodenständig waren sie schließlich schon immer in Curslack.