Glinde. Der Ball ruht. Wegen steigender Infektionszahlen ist die Fußball-Saison unterbrochen.
Wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen hat der Hamburger Fußball-Verband (HFV) den Punktspiel-Betrieb in allen Altersklassen bis auf Weiteres unterbrochen. Auslöser der Entscheidung war die Situation im Kreis Pinneberg, wo nach dem Überschreiten des Inzidenzwerts von 50 Neuinfektionen pro Woche Kontaktsport nun nur noch mit maximal zehn Teilnehmern erlaubt ist, was ein Fußballspiel unmöglich macht.
Kreis Stormarn über kritischer Grenze
Mittlerweile hat sich die Situation verschärft, denn auch der Kreis Stormarn liegt nun mit einem Inzidenzwert von 53,6 über der kritischen Grenze. Als Folge ist ab sofort auch dort Kontaktsport auf maximal zehn Personen beschränkt. Der Schleswig-Holsteinische Fußball-Verband tagt am Donnerstag, um über die Konsequenzen für das gesamte Bundesland zu beraten.
Der Hamburger Verband will mit seiner Entscheidung verhindern, dass die Vereine aus Pinneberg und Stormarn im Spielplan zu weit hinter die anderen Teams zurückfallen. Insgesamt nehmen 3000 Mannschaften am Spielbetrieb des HFV teil, darunter etwa 800 Teams aus Schleswig-Holstein, von denen
wiederum ein großer Teil aus den Kreisen Pinneberg und Stormarn stammt.
Freundschaftsspiele in Hamburg erlaubt
Freundschaftsspiele hingegen sollen beispielsweise in Hamburg weiter möglich sein. „Das scheint ja bei vielen Fußballern noch gar nicht angekommen zu sein, dass Testspiele dort, wo es politisch erlaubt ist, weiter ausgetragen werden dürfen“, wundert sich HFV-Sprecher Carsten Byernetzki.
Rein theoretisch wäre es also auch möglich, dass eine Mannschaft aus Pinneberg und ein Team aus Stormarn auf neutralem Platz
in Hamburg gegeneinander ein Freundschaftsspiel austragen. „Wie soll das noch ein normaler Mensch verstehen?“, ärgert sich Sören Deutsch, der Trainer des Fußball-Bezirksligisten TSV Glinde.
Ohe-Coach Seibert: „Entscheidung überfällig“
Mit einem dramatischen Appell hatte sich Deutsch am vergangenen Freitag an die Amateurfußball-Community gewandt. „Lasst uns alle gemeinsam und vorbildlich handeln“, mahnte Deutsch angesichts diverser Verstöße gegen das Abstandsgebot (wir berichteten). „Vielleicht schaffen wir es, zu zeigen, dass wir uns sehr wohl an Vorgaben halten können und wollen. Und schaffen es so, dass der Ball weiter rollen darf.“ Nicht einmal 48 Stunden später kam das Aus für den Punktspiel-Betrieb.
Viel zu spät, findet Rainer Seibert, Coach des Landesligisten FC Voran Ohe. „Diese Entscheidung hätte schon viel eher fallen müssen. Mehrere meiner Spieler haben bereits aufgehört, weil es ihnen zu riskant ist. Auch ich finde es unverantwortlich zu spielen.“
Deutsch: „Freundschaftsspiele? Nein, danke!“
Formal gilt die Entscheidung des Hamburger Verbandes, den Punktspiel-Betrieb auszusetzen, erst einmal nur für das kommende Wochenende. Danach soll je nach Verfügungslage entschieden werden, wie es weitergeht. Für die Fußballer stellt sich nun die Frage, wie sie mit dem neuen Lockdown umgehen. Auf Auswärts-Freundschaftsspiele will Deutsch mit seinen Glindern jedenfalls lieber verzichten: „Im Winter ohne Duschen und Umkleidekabinen macht das einfach keinen Spaß.“