Bergedorf. Eine Initiative von über 70 Vereinen ist beim Hamburger Fußball-Verband mit ihrem Wunsch nach einer Reform des Spielmodus gescheitert.
Nachdem der Hamburger Fußball-Verband dem Wunsch eines Großteils der Vereine, den aktuellen Spielmodus während der laufenden Saison zu reformieren, eine Absage erteilt hat (wir berichteten), schwelt der Konflikt zwischen Funktionären und Basis weiter. „Mittlerweile haben sich unserer Initiative schon über 70 Vereine angeschlossen“, verkündet der Fußball-Abteilungsleiter der TuS Dassendorf, Frank Flatau, stolz. Er ist einer der Wortführer der „Initiative Spielmodus“. Die Clubs empfinden es als ungerecht, dass die Punkte nach Abschluss der Vorrunde gestrichen werden sollen und alle Mannschaften dann in der Meisterrunde, beziehungsweise der Abstiegsrunde wieder bei Null beginnen.
So funktioniert der vorgeschlagene Modus
Der aktuelle Modus verspreche zwar große Spannung, sei aber ungerecht: „Vereine, die während der Vorrunde fleißig Punkte gesammelt haben, müssen belohnt werden“, fordert Flatau. Als Gegenvorschlag präsentierte die „Initiative Spielmodus“ bei einer Anhörung eine Quotientenlösung, nach der die Clubs einen Teil ihrer in der Vorrunden erzielten Punkte mit in die Meisterrunde beziehungsweise Abstiegsrunde nehmen sollen.
Wie funktioniert dies? Nehmen wir als Beispiel die beiden Oberliga-Meisterschaftskandidaten SV Curslack-Neuengamme und TuS Dassendorf im direkten Vergleich. Bislang haben die Curslacker sieben Punkte aus drei Partien geholt. Hochgerechnet auf 18 Vorrunden-Partien kämen sie auf 42 Punkte. Die TuS Dassendorf steht bei acht Punkten aus vier Begegnungen. Hochgerechnet auf die gesamte Hinrunde wären das 36 Punkte.
Ein Quotient soll mehr Gerechtigkeit bringen
Nach dem jetzt gültigen Modus werden die Punkte nach der Vorrunde annulliert. Das bedeutet, die sechs Zähler Vorsprung, die sich Curslack vor den Dassendorfern am Ende der Vorrunde erspielt haben würde, fallen weg. Beide Teams würden in der folgenden Meisterrunde der acht besten Oberliga-Teams wieder bei Null beginnen und hätten exakt die gleiche Chance, Meister zu werden – obwohl die Curslacker in der Vorrunde besser waren als die Dassendorfer.
Genau das will die „Initiative Spielmodus“ mit Hilfe eines Quotienten ändern. Dieser Quotient ergibt sich aus der Anzahl der Punkte geteilt durch die Anzahl der Partien) Bei Curslack (42/18) wäre das 2,33, bei Dassendorf (36/18) ein Quotient von 2,00. Dieser Quotient wird dann mit der Anzahl der Partien in der Meisterrunde (7) multipliziert. Folglich würde Curslack 16,3 Punkte (7x2,33) mit in diese Meisterrunde nehmen, die Dassendorfer hingegen nur 14,0 (7x2,00). Das heißt, die Vierländer hätten als Lohn für ihre gute Vorrunde genau 2,3 Punkte Vorsprung auf die Dassendorfer. Und folglich bessere Meisterschaftschancen als diese.
„Zu kompliziert“, findet dies Thorsten Beyer, Trainer des SC Vier- und Marschlande, der die ganze Diskussion nicht nachvollziehen kann. „Wir haben Jahrzehnte lang nach demselben Schema gespielt. Jetzt freue ich mich auf einen neuen, spannenden Modus, wenn die Endrunde wieder bei Null beginnt.“
Vereine prüfen rechtliche Schritte
Als „interessante Alternative“ lobte der Hamburger Fußball-Verband das Konzept der Interessengruppe, erteilt dem Ansinnen der Vereine, die Regeln während der laufenden Saison zu ändern, aber eine Abfuhr: „Das Präsidium des HFV sieht keine Möglichkeit, unbeachtet einer inhaltlichen Bewertung, diesen Vorschlag umzusetzen.“ Die zeitliche Konstellation für eine Befragung der Vereine sei zu knapp, zudem gäbe die Spielordnung eine solche Vorgehensweise nicht her. Denn die erlaubt nachträgliche Veränderungen am Modus nur, wenn diese im Zusammenhang mit Corona stehen. An dieser Frage dürfte sich die weitere Diskussion entzünden: Nach Interpretation des Verbandes ist ein Zusammenhang mit der Pandemie offenbar nicht gegeben, nach Interpretation der „Initiative Spielmodus“ hingegen schon.
Klar ist, dass dem HFV neuer Ärger ins Haus steht. Denn die Initiative strebt nun einen außerordentlichen Verbandstag an und prüft darüber hinaus rechtliche Schritte. „Wir lassen uns von einem Anwalt beraten“, betont der Trainer des TSV Glinde, Sören Deutsch. Ihn ärgert vor allem das Zeit-Argument des HFV: „Das ist doch komplett lächerlich. Eine Online-Befragung ließe sich schnell durchführen.“