Kirchwerder. Beim SC Vier- und Marschlande hoffen sie nach der überraschend starken vergangenen Saison jetzt auf mehr.
Eine eineinhalbstündige Bahnfahrt sowie das Testspiel vom Vortag beim TSV Trittau (2:5) steckt den Fußballern des SC Vier- und Marschlande in den Knochen, als sie sich am 22. August zu einer Freundschaftspartie beim VfL Oldenburg II aufmachen. Die Reise nach Niedersachsen scheint sich aus sportlicher Sicht zunächst zu einem Horror-Trip zu entwickeln. Zur Halbzeit liegt der Bezirksligist mit 0:3 zurück.
Hauke Harrsen, einer der wenigen Routiniers in dem jungen Team, spürt in der zweiten Hälfte, dass sich etwas ändern muss. Der 30-Jährige verlässt ohne Rücksprache mit seinem Trainer Thorsten Beyer seine Innenverteidiger-Position und versucht sich danach als „Wandstürmer“, oder wie es Beyer später tituliert: „Zielspieler“. Harrsens selbst initiierter Schachzug geht auf. „Danach war es ein anderes Spiel“, erzählt Beyer. Sein Team schafft noch ein 3:3 – und hat plötzlich einen neuen Torjäger in seinen Reihen.
Neuer Übungsleiter musste eine neue Mannschaft formen
„Er hat in der Vorbereitung sechs Treffer gemacht“, berichtet Beyer. Er überlegt nun, Harrsen gemeinsam mit dem fünf Jahre älteren Philipp Koschnick dauerhaft als „Ankerspieler“ in der Offensive zu positionieren. „Vielleicht macht er ja in der Saison 20 Tore“, sagt der Trainer über den etatmäßigen Verteidiger, der in der vergangenen Serie von Hamm United zum SCVM gewechselt war.
Seinerzeit befand sich der Bezirksligist in einem kompletten Neuaufbau. Das Gros des Kaders hatte sich nach dem Abschied von Beyer-Vorgänger Olaf Poschmann (inzwischen Coach beim Ligarivalen Barsbütteler SV) verabschiedet. Der neue Übungsleiter musste aus vielen jungen Spielern eine neue Mannschaft formen, die zunächst – unter anderem beim Vierlanden-Cup des SV Altengamme – sehr deutlich ihre Grenzen aufgezeigt bekam. „Daran möchte ich heute nicht mehr zurückdenken. War da was?“, witzelt Beyer mit Blick auf die schlechten Ergebnisse zu Beginn seiner zweiten Amtszeit in Fünfhausen. Aber das Team zeigte einen ungeheuren Lernwillen und entwickelte sich erstaunlich schnell. Rang sieben zum Zeitpunkt des coronabedingten Saisonabbruchs in der Bezirksliga war als Erfolg zu werten.
Ziel ist Qualifikation für die Meisterrunde
Und genau diese Platzierung peilt Beyer auch mindestens für die neue Serie an, würde sie doch die Qualifikation für die Meisterrunde bedeuten. „Das kann ja nur das Ziel sein“, sagt der 58-Jährige. Sein Optimismus gründet sich darauf, dass er bereits ein gutes Mannschaftsgerüst hatte und seine Equipe nun noch mal ganz viel fußballerisches Talent unter anderem durch die sechs Zugänge aus der eigenen A-Jugend-Oberliga dazugewonnen hat. „Die sind alle gut ausgebildet“, freut sich der Jugend-Trainer der späteren Nationalspieler Max Kruse und Martin Harnik. Beyer mag es, mit ungeschliffenen Rohdiamanten zu arbeiten. Und die Vereinsverantwortlichen verfolgen seine Arbeit mit Begeisterung. „Bei uns haben ja jahrelang Leute gespielt, die keiner kannte. Jetzt kriegen wir wieder das Dorf zurück. Die Mannschaft gefällt mir wunderbar. Da blicke ich sehr optimistisch in die Zukunft“, sagt Fußball-Abteilungsleiter Jens Adler. Sein Coach schlägt nach einem Aufbaujahr mit Höhen und Tiefen in dieselbe Kerbe: „Wir sind jetzt
eine gestandene Bezirksliga-Mannschaft mit leichten Ambitionen.“
Kader SCVM (Neu in Klammern):
TORHÜTER
Timo Eilk, Patrick Möller
ABWEHR
Janik Wagner, Hauke Harrsen, Jan Kohlepp, Jonas Lenz (eigene A-Jugend), Hasan Cengiz, Lasse Peitzner (eigene 3. Herren), Tim Wischnewski (SVCN A-Junioren), Joshua Czech (VW Billstedt A-Junioren), Julian Pax
MITTELFELD
Andreas Hepfer, Cenk Cicek, Philipp Koschnick, Kevin Wobbe (SVNA II), Ole Dabelow, Felix Knaack, Leon Kahl (beide eigene A-Jugend), Erik Wegner, Peer Wegner, Finn- Ole Busch, Constantin Gese, Nils Riege (reaktiviert)
STURM
Laurin Pax, Roni Aba, David Toth (beide eigene A-Jugend), Marc-Anthony Bethcke, Ceven-Sydney Cahnbley
TRAINER
Thorsten Beyer
ABGÄNGE
Christian Pawlak (TSG Bergedorf II), Tobias Kehr (TSV Glinde II), Artur Wysokinski (Barsbütteler SV), Osei Kwadwoo (Ziel unbekannt), Eric Tanski (eigene 3. Herren), Max Lenz (eigene 4. Herren)