Ohe. Das „weiße Ballett“ hat ausgedient. Doch wie soll sich der Fußball-Landesligist dann nennen?

So ein richtig schmissiger Name, der fehlt ihnen noch. „Oben an unserem Sprecherhäuschen ist Platz, da könnten wir ein Schild mit unserem neuen Kampfnamen anbringen“, überlegt Daniel Schmitt, Teammanager des Fußball-Landesligisten FC Voran Ohe. Das weiße Ballett? Schmitt verzieht das Gesicht. „Den Spruch benutzen wir zwar noch auf unserer Homepage“, gibt er zu, „aber ich habe das immer für ein bisschen überheblich gehalten. Das stammt ja noch aus der Ära von vor zwölf, 13 Jahren. Das sind wir nicht mehr!“

Der Dorfverein vor den Toren Hamburgs will stattdessen mit Teamgeist, einer guten Stimmung im Kader und natürlich der speziellen Freitagabend-Atmosphäre am Amselstieg punkten. Doch das ist eben schwer in einem Begriff zusammenzufassen. So wird die Fläche wohl erst einmal frei bleiben. „So ein Kampfname muss sich natürlich ergeben“, sagt Schmitt, „den kann man sich nicht einfach ausdenken, so wie sie es beim VfL Lohbrügge mit ihren ,Wild Boys‘ versucht haben. Das funktioniert nicht!“

Schalitz steht das Voran-Trikot

„Fußball von echtem Schrot und Korn“ gibt es in Ohe, schrieb 2019 mal ein Groundhopper vom „Schwechheimer Landboten“ aus dem Münsterland über seinen Besuch im Hans-Heinrich-Hackmack-Stadion. Vielleicht wäre das ja ein passender Spruch. Es ist auf jeden Fall ein Club, bei dem sie schon immer viel Wert auf das gemeinschaftliche Miteinander gelegt haben. Warum sonst sollte ein gestandener Oberliga-Spieler wie Marvin Schalitz seine Freizeit am liebsten hier verbringen und künftig nun sogar den Stadionsprecher geben? „Marvin ist in Fußball-Hamburg bekannt wie ein bunter Hund, kennt alles und jeden. Das ist eine glückliche Fügung für uns“, freut sich Schmitt über seinen Coup, „aber natürlich werden seine Spiele mit dem SV Curslack-Neuengamme Vorrang haben. Dann übernehme ich den Sprecherposten.“ So ganz konnte Schmitt dann aber doch nicht widerstehen, den 24-Jährigen schon mal für die Zukunft zu umwerben: „Ich habe ihm ein Voran-Ohe-Trikot angezogen. Es steht ihm!“

Neue Lautsprecher-Anlage dank des Haspa-Lotteriesparens

Zu Voran Ohe passt auch, dass sie alle mit anpacken, wenn gerufen wird. „Wir haben die Corona-Pause genutzt, um unser Stadion zu verschönern“, berichtet Schmitt stolz. Das Kassenhäuschen wurde gestrichen, ebenso die Kabine des Platzsprechers. „Wenn auch nicht mit der letzten Sorgfalt“, wie Schmitt beim Anblick der Fotos auffällt. Sei’s drum.

Der ganze Stolz des Vereins ist die neue Lautsprecher-Anlage, die der Fußball-Förderverein Ohe mit Hilfe der Hamburger Sparkasse finanziert hat. Deren Reinbeker Filialleiter Wolfgang Steder ist einer, der als ehemaliger Mittelstürmer vom VfL Grünhof-Tes­perhude, SV Hamwarde und VfL Geesthacht früher selbst wusste, wo das Tor steht. Die „Knipser“-Qualitäten des ehemaligen Bezirksliga-Torschützenkönigs haben sie auch in Ohe nicht vergessen. Topfit wirkt Steder noch immer. „Ich mache jeden Morgen eine halbe Stunde Gymnastik“, verrät der 52-Jährige. Für einen Zuschuss aus den Mitteln des Lotteriesparens kann sich übrigens jeder gemeinnützige Verein bei seiner örtlichen Haspa-Filiale bewerben.

Erster Gegner ist der Niendorfer TSV II

Mit der Malerei und dem neuen Sound ist die Arbeit in Ohe jedoch noch nicht zu Ende. An diesem Wochenende trifft sich erneut ein Grüppchen Freiwilliger, um das gesamte Gelände entsprechend des Hygienekonzepts mit Abstandsmarkierungen zu bekleben. „So 120 bis 130 Zuschauer können wir mühelos unterbringen“, schätzt Schmitt. Bei den Arbeiten werden sie unverhofft Unterstützung von den 1. Herren bekommen, denn die mussten ihr Testspiel in Pansdorf absagen.

„Mir fehlen aus unterschiedlichen Gründen 15 Spieler, das hatte keinen Sinn“, erläutert Voran-Coach Rainer Seibert. So wird der Niendorfer TSV II aus der Landesliga Hammonia am 28. August der erste Gegner und auch der erste Gast am Amselstieg sein. „Da es ja noch ein bisschen dauern kann, bis die Punktspiele losgehen, wollen wir aus unseren Freitagabend-Heimspielen richtige Highlights machen“, betont Schmitt. Zwei weitere Partien stehen schon fest: Am 2. September kommt Bezirksliga-Nachbar SV Börnsen, am 16. September Oberligist SV Curslack-Neuengamme.

Bedenken bei den Spielern wegen Corona

Doch leicht wird es nicht mit dem Neuanfang. „Ich habe allein vier Spieler im Kader, die zwar mittrainieren, aber wegen der Pandemie keine Spiele machen wollen, und das ist auch völlig berechtigt und okay“, schildert Seibert. Der Coach ist ein vehementer Gegner schneller Lockerungen, würde am liebsten weiter auf jeglichen Sportbetrieb verzichten. Auch wenn am Amselstieg alles in neuem Glanz erstrahlt, von Normalität wird es trotzdem noch weit entfernt sein.