Bergedorf. Bei der Weitenjagd der starken Männer geht es nicht nur um Titel, sondern auch um die Zukunft der Sportart.

Hammerwerfer, so könnte man glauben, haben mit der Corona-Krise unter den Leichtathleten noch die geringsten Probleme. Schließlich stehen die Athleten allein im Ring, haben reichlich Platz um sich herum. „Das Gegenteil ist richtig“, schmunzelt Rüdiger Möhring von der TSG Bergedorf, „die Läufer konnten zum Training einfach in den Wald gehen. Wir Hammerwerfer hingegen konnten die Anlage im Hamburger Stadtpark, die einzige in der Stadt, zwei Monate lang nicht benutzen.“

So war die Zeit des Lockdowns für den 56-Jährigen eine schwere Prüfung für die Motivation. „Umso wichtiger ist es jetzt, dass an diesem Wochenende die Landesmeisterschaften stattfinden können“, betont Möhring, „Wettkämpfe sind schließlich für jeden Athleten das Salz in der Suppe.“

Möhring war schon Senioren-Weltmeister

Möhring war 2017 im südkoreanischen Daegu Senioren-Weltmeister, hat alles in diesem Sport erreicht. Trotzdem sieht er sich für die Weitenjagd am Sonnabend (12.30 Uhr) in der Jahnkampfbahn nicht als Favoriten. „Die Corona-Krise hat mich fünf, sechs Meter auf meine Vorjahresweite von 47 Meter gekostet“, klagt er, „ich kriege die Technik durch das fehlende Training derzeit einfach nicht richtig hin. Andere Werfer, die mehr über die Kraft kommen, haben da weniger Probleme.“

Die Zukunft des Hammerwerfens ist weiblich

Doch ohnehin geht es bei der Weitenjagd der starken Männer längst um viel mehr als nur um Meter und Titel. Das Hammerwerfen ist im Norden eine aussterbende Sportart. Das schweißt die Verbliebenen zusammen. Nur vier Aktive haben bei den Männern gemeldet. „Alle vier werden kommen“, ist Möhring überzeugt. Neben dem 56-jährigen Bergedorfer sind auch Jan Voigt (65/TSV Lola) und Marlo Burych (46/LC Lübeck) schon im Senioren-Alter angekommen. Nur Helge Holm (TSV Marne) geht mit seinen 28 Jahren noch als Nachwuchs durch.

Besser sieht es überraschend bei den Damen aus. Dort sind fünf Athletinnen am Start, darunter mit Loretta Burchert (Jahrgang 2002/LG Wedel-Pinneberg) und Marla von Behr (Jahrgang 2005/LC Lübeck) sogar zwei Juniorinnen. Die Zukunft des Hammerwerfens – im Norden dürfte sie weiblich sein.