Altengamme/Drage. Der SV Altenagmme weicht zu seinem ersten Testspiel nach Niedersachsen aus und besiegt Eintracht Elbmarsch 8:2.

Ein paar Minuten vor Beginn des ersten Testspiels seines SV Altengamme nach der coronabedingten Fußballpause biegt Markus Nollau mit seinem Geländewagen auf den Parkplatz des Sportplatzes von Eintracht Elbmarsch an der Handwerkerstraße im Drager Ortsteil Drennhausen ein. Der Stadionsprecher des Vierländer Landesligisten steigt aus, holt sich ein Kaltgetränk aus dem Kofferraum und wartet nun neben seinem Auto auf den Anpfiff der Partie. Die Anlage betreten darf die „Stimme des SVA“ nicht.

50 Zuschauer dürfen laut Verordnung zusehen

Der Bezirksligist hatte im Vorfeld des Duells befürchtet, dass zu viele Schaulustige kommen würden und er so gegen die Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen verstoßen könnte. Die besagt unter anderem, dass 50 Personen einer Fußballpartie zusehen dürfen, wenn sie die Abstandsregeln beachten. Sogar 500 Zuschauer sind erlaubt, wenn es für jeden einen Sitzplatz gibt. Doch davon gibt es in Drennhausen nur 40. Also muss Nollau draußen bleiben. Zumindest vorerst.

„Wir als Fußballer genießen das Privileg, dass wir unseren Sport wieder ausüben dürfen. Deswegen wollen wir auch demütig sein“, sagt Eintracht-Ligaobmann Tobias Wenck. Er sitzt mit einem gelben Ordner-Leibchen neben dem geschlossenen Kassenhäuschen inklusive dort angebrachten Desinfektionsmittel und schreibt die Kontaktdaten derer auf, die dem Spiel beiwohnen dürfen.

„Wir haben mit Altengamme ausgemacht, dass pro Verein je 20 Freunde, Helfer oder Fans zuschauen dürfen“, erklärt Wenck. Nollau steht nicht auf der Liste. „Philipp (SVA-Ligaobmann Philipp Mohr, die Redaktion) hat vergessen, mich dort einzutragen“, erklärt der Altengammer Stadionsprecher. Die Vierländer Akteure gehen derweil nach dem Aufwärmen in die Kabine. „Gott sei Dank können wir wieder kicken. Wenn auch nicht bei uns“, sagt Torwart-Trainer Norbert Höft mit Blick auf die Verfügungslage des Hamburger Senats, die Fußballspiele in der Hansestadt – anders als in Niedersachsen – nicht erlaubt.

„Das sind doch maximal 1,5 Kilometer Luftlinie“

Also sind die Altengammer ein paar Kilometer weiter ausgewichen, um ihrer Leidenschaft nachgehen zu dürfen. „Ich glaube, wir sind nur zehn Minuten gefahren“, sagt der verletzte Stürmer Philip Alpen. „Das sind doch maximal 1,5 Kilometer Luftlinie“, meint Höft.

Niedersächsische Vereine wie Eintracht Elbmarsch sind derzeit sehr attraktive Bräute. „Seitdem wir wieder spielen dürfen, haben wir 36 Anfragen aus Hamburg und Schleswig-Holstein bekommen“, erzählt Ligaobmann Wenck. Auf allen drei Anlagen des Clubs finden an diesem Tag Testkicks statt. In den kommenden Wochen auch ohne Beteiligung der Eintracht. So plant der SVA am Sonnabend ein Spiel gegen den ETSV Hamburg in Drennhausen. „Das ist doch eigentlich Quatsch, dass sich zwei Hamburger Teams in Niedersachsen zum Spielen treffen“, sagt Altengammes Coach Jan Krey.

Neuzugang Lasse Voigt erzielt den ersten Treffer

Sinn oder Unsinn der verschiedenen Corona-Verordnungen tangieren den 40-Jährigen in den darauffolgenden 90 Minuten äußerlich jedoch nicht. Krey schaut wie gewohnt konzentriert, aber auch stets mit einem lockeren Spruch auf dem Lippen zu, wie sich seine Elf schlägt. Sie macht es gut. Nach elf Minuten gelingt Neuzugang Lasse Voigt vom Düneberger SV das erste Tor eines Vereins aus dem Heimatgebiet nach der Corona-Pause. Zur Halbzeit führen die Gäste mit 4:1. Nach dem Seitenwechsel nickt der bis dato nicht gerade als „Kopfball-Ungeheuer“ in Erscheinung getretene Spielmacher Jonas Buck sogar per Stirn zum 5:1 ein. Am Ende gewinnt der SVA auch in der Höhe völlig verdient mit 8:2.

„Wir haben den Ball gut laufen lassen“

„Das war ein guter Test. Wir haben uns gut bewegt und den Ball gut laufen lassen“, freut sich Krey nach dem Sieg vor „exakt 50 Zuschauern“, wie Torwart-Trainer Höft zu Protokoll gibt: „Ich habe nachgezählt.“ Einer von ihnen war übrigens Nollau. „Ich habe von unserem Trainer ein VIP-Bändchen erhalten“, erzählt der SVA-Stadionsprecher. Jener Stofffetzen war eigentlich für einen anderen, nicht erschienenen Altengamme-Fan reserviert gewesen. Die Corona-Zeit treibt zuweilen seltsame Blüten – auch im Amateurfußball.

Die Torfolge: 0:1 Voigt (11.), 0:2 Buck (20.), 1:2 Finn Körbelin (26.), 1:3 Voigt (35.), 1:4 Jannis Reinhardt (45.), 1:5 Buck (54.), 1:6 Reinhardt (55.). 2:6 Chuck Bödder (63.), 2:7 Voigt (65.), 2:8 Jan-Claas Eckermann (Eigentor/67.).