Lohbrügge. Als Torhüter spielte der 22-jährige Lohbrügger in der Hamburger Auswahl. Dann entschied er sich für eine Laufbahn an der Pfeife.
Vor fünf Jahren kürte unsere Redaktion Jarno Wienefeld zum „Fußball-Torhüter des Jahres“ – wohlgemerkt als B-Jugendlicher. Beim SV Nettelnburg/Allermöhe in der Junioren-Regionalliga war er der große Rückhalt, gehörte zudem dem Hamburger Auswahlteam seines Jahrgangs an.
Vieles sprach für eine Karriere im zumindest gehobenen Amateurbereich. Doch der Lohbrügger wählte einen anderen Weg. Einen, der ihm noch erfolgversprechender schien. Und vor allem auch noch mehr Spaß machte: Wienefeld konzentrierte sich auf die Schiedsrichterei. Nun, mit 22 Jahren, ist er in die Regionalliga aufgestiegen.
„Ich möchte in den großen Stadien pfeifen“
„Das ist eine megagroße Ehre für mich, und ich freue mich auf die neue Herausforderung. Die Rolle des Schiedsrichters hat mich von früh auf fasziniert“, betont der Student (Wirtschaftsingenieurwesen), der inzwischen in Hammerbrook wohnt. Dabei soll die vierthöchste Spielklasse nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Mein Ziel ist die Herren-Bundesliga. Ich möchte irgendwann mal in den großen Stadien pfeifen“, sagt Wienefeld.
Um das zu erreichen, hat er nach der A-Jugend – er spielte inzwischen beim Rahlstedter SC – die Torwart-Handschuhe an den Nagel gehängt. „Schiedsrichter ist ein zeitaufwendiges Hobby“, weiß er. Für Partien in der A-Junioren-Bundesliga fährt er mitunter nach Köln oder Leipzig, dazu kommt regelmäßiges Training.
Läuft mehr als jeder Spieler
Denn Schiedsrichter im gehobenen Bereich müssen topfit sein. „Ich laufe mehr als jeder Spieler, so zwischen neun und 13 Kilometer pro Spiel“, betont Wienefeld. Zum Vergleich: Bayern Münchens Joshua Kimmich kommt in der abgelaufenen Bundesliga-Saison als laufstärkster Akteur auf knapp über zwölf Kilometer im Schnitt.
In Schiedsrichter-Kreisen heißt es, dass man mit etwa Ende Zwanzig in der 2. Liga angekommen sein sollte, wenn man es noch bis in die Bundesliga schaffen will. Norbert Grudzinski (TSV Wandsetal) war 27, als er in die 2. Liga aufstieg. Heute, mit 43, ist er Assistent von Hamburgs einzigem Bundesliga-Referee Patrick Ittrich (MSV Hamburg) und seit zwei Jahren Wienefelds Schiedsrichter-Coach.
„Jarno stehen alle Türen offen“
Gemeinsam analysieren sie die Partien des Lohbrüggers, um ihn besser zu machen. Das kann pro Partie zwei oder drei Stunden dauern. „In dem Alter schon in der Regionalliga zu pfeifen, ist eine tolle Leistung. Jarno stehen alle Türen offen“, sagt Grudzinski, der Wienefeld Willensstärke, große Konsequenz auf dem Platz und ein gutes Auge für Zweikämpfe attestiert.
Allerdings, gibt Grudzinski zu bedenken: „Oben ist das Nadelöhr sehr eng.“ Zumal es bei Schiedsrichtern knallhart nach den Noten der Beobachter geht. Stimmen diese, geht es für die Besten eine Liga rauf, aber bei einem schlechten Schnitt auch eine Klasse runter.
Mit 13 das erste Spiel gepfiffen
Trotz allem Ehrgeiz ist die Schiedsrichterei für Jarno Wienefeld immer ein Hobby. „Es ist doch toll mit den Assistenten, mit denen man sich gut verstehen muss, einen schönen Tag zu haben und nicht bloß ein Spiel zu pfeifen“, sagt er. Mit 13 Jahren hat er erstmals eine F-Jugend-Partie geleitet, mit 16 dann sein erstes Herrenspiel in der Kreisklasse.
Dass Unparteiische besonders in unteren Ligen mitunter die Buhmänner sind, weiß er, er selbst hat aber keine negativen Erfahrungen gesammelt. Stattdessen klingt es fast nach einem Werbe-Slogan, wenn er sagt: „Man lernt in diesen Hobby so viel: Entscheidungen treffen, Verantwortung übernehmen, Führungsqualitäten entwickeln, dabei deeskalierend wirken und immer objektiv bleiben.“