Lohbrügge. Jens Wechsel kandidiert beim VfL Lohbrügge zum 14. Mal für den Vereinsvorsitz.

Der Rasenplatz am Binnenfeldredder muss mal wieder gemäht werden. Fällt Jens Wechsel auch auf. Zwar wird der Naturbelag zurzeit nicht beansprucht: Im Gegensatz zu anderen Bundesländern hat Hamburg wegen Corona noch keine Fußballspiele gestattet. Doch der 1. Vorsitzende des VfL Lohbrügge hält es für möglich, „dass der Senat uns noch alle überrascht und kurzfristig Spiele ermöglicht“. Er sei eben ein unverbesserlicher Optimist, sagt Wechsel.

Eine Eigenschaft, die als Vereinsboss sicherlich von Nutzen ist. Vor allem, wenn man etwas erreichen möchte. Und das will der 69-Jährige mit seinem Verein noch immer. Sonst würde er am 14. August bei der Jahresversammlung des VfL Lohbrügge nicht erneut kandidieren. Wird er gewählt, und daran gibt es eigentlich keinen Zweifel, geht Jens Wechsel in seine 14. Amtszeit.

Anfangs wollte er lediglich „zwei Umdrehungen“

Das war so nicht geplant. Als er 1994 mit seiner Frau Angelika über ein Engagement beim VfL sprach, wollte er lediglich „zwei Umdrehungen“, sprich Amtszeiten, hinlegen. Nun ja, es wurden dann ein paar mehr.

Dabei ist es eher Zufall, dass er beim VfL Lohbrügge gelandet ist. Er folgte 1976 einem Bekannten, um ein „bisschen Fußball zu spielen“. Es hätte auch Bergedorf 85 sein können, sagt Wechsel, der gebürtiger Bergedorfer ist. Bei den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des VfL 1992 engagierte er sich erstmals im Club. Organisieren – das liegt ihm. Dieses fiel auch anderen auf. Als 1994 die nächsten Wahlen anstanden, wurde er gefragt, ob er nicht kandidieren möchte.

Die TSG Bergedorf wollte mit dem VfL fusionieren

Der Verein war damals gespalten. Die TSG Bergedorf hatte angefragt, ob der VfL nicht fusionieren möchte. Finanziell ging es dem Club vom Binnenfeldredder damals nicht gut. Besonders die Fußballer aber waren gegen einen Zusammenschluss mit dem Nachbarn. Ebenso Wechsel. Er kandidierte, gewann die Wahl, und der VfL Lohbrügge blieb eigenständig.

Es sollte nicht der einzige Versuch bleiben, den Verein zu einer Fusion zu bewegen. Anfang der 2000er-Jahre klopfte der ASV Bergedorf 85 an. Der damalige Zeugwart der Ligamannschaft, Hein Häring, hatte sogar ein gemeinsames Vereinslogo in der Tasche. Wechsel lehnt dankend ab. Zumal es dem Traditionsclub von den Sander Tannen wirtschaftlich schlecht ging. Zudem waren die Nachbarclubs damals große Konkurrenten, die sich gegenseitig nichts gönnten.

46 Jahre lang bei der Hauni gearbeitet

Nicht nur was den VfL Lohbrügge betrifft, hat sich Jens Wechsel als treue Seele gezeigt. Bei der Hauni ging er einst in die Lehre, wurde kaufmännischer Angestellter. 46 Jahre später verließ er das Unternehmen und ging in Rente.

Doch was macht auch nach mehr als einem Vierteljahrhundert den Reiz aus, Vorsitzender eines Sportvereins zu sein? Jens Wechsel, der mit seiner Frau in Kirchwerder lebt, muss nicht lange überlegen. „Eigentlich alles“, sagt der Vater eines Sohnes. „Besonders den Umgang mit Menschen, vor allem jüngeren. Ich habe das Gefühl, dabei bleibe ich selbst jung.“

„Hamburg als Sportstadt sagt zu wenig zum Sport“

Durch die Corona-Krise ist sein 1300 Mitglieder großer Club bisher ohne eine nennenswert Zahl an Austritten gekommen. Doch Wechsel fragt sich selbst: „Wie lange halten die Leute noch still?“ Wie viele Vereinsoffizielle ist er der Meinung, dass der Sport, was Lockerungen angeht, zu kurz kommt. „Hamburg als Sportstadt sagt zu wenig zum Sport“, meint Wechsel.

Und welchen Traum möchte er noch beim VfL realisieren? „Den Rasenplatz in einen Kunstrasen umzubauen“, sagt Wechsel. Der müsste dann auch nicht mehr gemäht werden. Da der Club auf seiner Anlage aber bereits über einen Kunstrasen verfügen, sind die Aussichten, den Traum zu verwirklichen, nicht gut. Das stört Jens Wechsel indes nicht. Er ist eben ein unverbesserlicher Optimist.