Wohltorf. Seit 2007 war Lutz Reiher hauptamtlicher Hockeytrainer beim TTK Sachsenwald. In dieser Zeit boomte die Abteilung. Jetzt hört Reiher auf.
Zwei Trainingstage noch, der letzte ist am kommenden Donnerstag, dann ist die Zeit von Trainer Lutz Reiher beim TTK Sachsenwald vorüber. Nach 13 erfolgreichen Jahren als hauptamtlicher Übungsleiter bei den Wohltorfern geht er mit 60 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand. „Der ist wohlverdient, kommt aus meiner Sicht aber viel zu früh“, bedauert Hockeyvorstand Jochen Brettschneider den lange feststehenden Entschluss.
Seit dem Sommer 2007, als Reiher nach einem Engagement beim Bundesligisten Uhlenhorster HC, an den Tonteich kam, hat sich beim Tontaubenklub einiges getan. Damals war Reiher der einzige hauptamtliche Trainer, heute sind es vier. Die Mitgliederzahl in der Hockey-Jugendabteilung stieg um rund 50 Prozent auf circa 270. Vier Nachwuchsteams gewannen unter seiner Ägide die Hamburger Meisterschaft – in der Hockey-Hochburg keine Selbstverständlichkeit.
1. Herren in die 2. Bundesliga geführt
Die 1. Herrenmannschaft des Vereins führte der Coach im Feld von der Oberliga zu zwei Aufstiegen und bis in die 2. Bundesliga (2013 bis 2016, aktuell Regionalliga).
In der Halle etablierte der ehemalige Bundesliga-Spieler den Club in der Zweiten Liga und verpasste den Aufstieg in die Erste Liga mehrmals nur knapp. „Als ich kam, war der TTK ein schlafender Riese. Jetzt wird der Verein in ganz Deutschland beachtet“, betont Reiher nicht ohne Stolz. Und Jochen Brettschneider bestätigt: „Wenn ein Trainer so lange da ist, spricht es dafür, dass er gute Arbeit geleistet hat.“
„Lutz ist ein Menschenfänger“
Doch was ist das Erfolgsgeheimnis des Lutz Reiher? „Er hat vielleicht seinen eigenen Kopf und manchmal eine andere Meinung als wir. Doch dann bringt er Argumente, die einen abholen“, sagt Hockeyvorstand Brettschneider. Und Christian Ridder, der sein Nachfolger ist und viele Jahre gemeinsam mit Reiher beim TTK arbeitete, ergänzt: „Lutz ist ein Menschenfänger.“
Einer, der besonders gut mit jungen Menschen umgehen kann, und der es versteht, Talente zu formen. Unter anderem trainierte er in seiner Zeit beim Uhlenhorster HC den zweifachen Olympiasieger Moritz Fürste oder Hallen-Europameister Ricardo Nevado.
„Lutz ist aber auch ein Unvollendeter“, sagt Christian Ridder. Ein großer Titel fehlt in Reihers 45-jähriger Trainerzeit. Am nächsten dran war er 2004, als er mit den Männern des UHC das Endspiel um die Deutsche Feldhockey-Meisterschaft erst im Siebenmeterschießen verlor.
Mit Italien zur Hallen-WM
Zudem führte er die UHC-Damen in den 1990er-Jahren zweimal in die deutsche Feld-Endrunde und die Männer in der Halle auf Platz drei. Zudem nahm er als Coach der italienischen Nationalmannschaft an einer Hallenwelt- und vier Europameisterschaften teil.
„Ich bin mit mir im Reinen, auch an die Zeit in Wohltorf kann ich einen Haken dran machen. Nur ein Punktspiel gegen meinen Heimatverein UHC hätte ich mit dem TTK gern mal absolviert“, resümiert der angehende Ruheständler, der fortan noch in seinem „kleinen“ Ingenieur-Büro etwas arbeiten will. „Aber über meine Zeit möchte ich selbst bestimmen können“, sagt Reiher.
Das ist auch der Grund für seinen Ausstieg beim TTK Sachsenwald. „Ich hatte den tollsten Job der Welt, war insgesamt 17 Jahre hauptamtlicher Trainer. Jetzt bin ich zwar erst 60, aber Hockey-Jahre zählen doppelt. Ich hatte ja praktisch nie ein freies Wochenende.
Durch die Corona-Zeit hatte ich jetzt schon mal einen Testlauf, und ich muss sagen: Es gefällt mir. Auch wenn ich am nächsten Donnerstag, wenn ich vom Clubgelände fahre, vielleicht eine Träne verdrücken werde“, resümiert Reiher, der eine große Abschiedsparty verdient hätte. Doch die muss wegen Corona ausfallen.