Bergedorf. In unserer Serie Magische Momente geht es heute um Holger Brügmann, der Bergedorf 85 im DFB-Pokal gegen die Bayern mit 1:0 in Führung brachte.

Es gibt sie in jedem Verein: die magischen Momente. In einer Serie stellen wir Höhepunkte aus der Geschichte unserer Clubs vor. Heute: Holger Brügmann trifft zum 1:0 für Bergedorf 85 im DFB-Pokalspiel gegen Bayern München.

Die Menschen stehen dicht gedrängt. Rund 10.000 Fußballfans sind es an diesem 28. August 1982. Sogar bis hinter das Tor von Jean-Marie Pfaff, dem Keeper des FC Bayern, haben es einige geschafft. Sie werden Zeuge eines denkwürdigen Spiels. Schließlich sind die Münchener in der ersten Runde des DFB-Pokals zu Gast in Bergedorf.

Lange steht es 0:0

Lange halten die „Elstern“ ein 0:0. Dann die 68. Minute: Volker Spill kommt in der eigenen Hälfte an den Ball. Der Offensivspieler schaut gar nicht und haut die Kugel einfach nach vorn. „Wir haben uns blind verstanden. Volker war später sogar mein Trauzeuge“, erinnert sich Holger Brügmann. Er liefert sich ein Laufduell mit Bayerns Abwehr-Kante Wolfgang Grobe. Der „Elstern“-Stürmer ist schneller, Grobe setzt noch zur Grätsche an, zieht aber nicht durch. Sonst hätte er wohl die Rote Karte gesehen.

Nun rennt Brügmann allein auf Jean-Marie Pfaff zu. Aus 20 Metern zieht Brügmann flach ab, der Ball zappelt im Netz. Der Torschütze rutscht jubelnd auf dem Rasen übers Feld. Spill kommt angerauscht – und drückt ihn zu Boden. Auch nach 38 Jahren erinnert sich Brügmann an sein Tor, als hätte er es gestern geschossen.

Zuschauer laufen aufs Feld

„Er wollte mich schützen“, sagt Brügmann mit einem Grinsen. Denn die beiden bleiben nicht allein. Dutzende Bergedorfer Zuschauer laufen auf den Rasen. Sie sind Zeuge des wohl berühmtesten Tores, das in der 61-jährigen Geschichte des Sportplatzes an den Sander Tannen erzielt wurde.

Bis zur 90. Minute führt „Klein Kleckersdorf“ – so steht es auf den „Elstern“-Trikots, es ist der Name einer Kneipe –, ehe Dieter Hoeneß doch noch den Ausgleich köpft. In der Verlängerung brechen die Gastgeber ein, verlieren 1:5.

Holger Brügmann ist ein Kind der Region. Im Reinbeker St.-Adolf-Stift geboren wuchs der heute 59-Jährige zunächst in Glinde und Willinghusen auf. 1965 zog er mit seiner Familie nach Lauenburg. Damals hieß er noch Holger Drzyszga. Hier spielte er Fußball und Handball bei der Lauenburger SV. Später heiratete er eine Lauenburgerin und nahm den Namen seiner Frau an. Mit 20 Jahren kam Brügmann zu Bergedorf 85, wo er für eineinhalb Spielzeiten blieb. Anschließend ging es zum gerade aufstrebenden Hummelsbütteler SV, für den er im DFB-Pokal gegen Kicker Offenbach ebenfalls ein Tor erzielte (Endstand 1:6). In Hummelbüttel erhielt er auch seinen Spitznamen: „Brügge“.

Zwei Holger Brügmanns

„Es gab damals zwei Holger Brügmanns. Der andere schreibt sich aber mit zwei G“, erklärt „unser“ Brügmann. „Wenn die Mitspieler Holger gerufen haben, drehten wir uns beide um. Dann haben wir uns geeinigt. Ich wurde fortan ,Brügge’ genannt.“

Vor der Spielzeit 1984/85 gelang ihm der große Wurf: ein Vertrag beim Erstligisten Eintracht Braunschweig. „Leider hat der Trainer aber nur gestandene Bundesligaspieler eingesetzt“, sagt Brügmann. Er kam auf lediglich sechs Einsätze in der höchsten deutschen Spielklasse. Heute ficht ihn das aber nicht mehr an: „Ich trauere der Zeit nicht hinterher.“ Über den damaligen Drittligisten VfL Wolfsburg ging es schließlich nach Gifhorn, wo er bis heute lebt. Hier spielte er noch einige Jahre für den MTV und Clubs aus der Gegend. Irgendwann war das rechte Knie kaputt und die Karriere vorbei. „Ich habe immer sehr gerne Fußball gespielt“, sagt Brügmann und klingt dann doch etwas wehmütig.

Er hat zwei erwachsene Kinder und arbeitet für die Stadtverwaltung Gifhorn. In seiner Heimat sei er schon seit sechs, sieben Jahren nicht mehr gewesen. „Ich hätte aber Lust, die alten Mannschaftskameraden bei Bergedorf 85 mal wieder zu sehen“, sagte „Brügge. Dem steht eigentlich nichts im Weg.