Schwarzenbek. Der TSV steigt nach dem verpassten Klassenerhalt in der 3. Liga freiwillig zwei Ligen ab, um in der Oberliga ein neues Team aufzubauen.

Fünf Jahre gehörten die Tischtennisspielerinnen des TSV Schwarzenbek zur nationalen Spitzengruppe. Auf zwei Jahre in der 2. Bundesliga folgten drei Spielzeiten in Liga 3. Doch nach dem besiegelten Abstieg – die Saison wurde wegen der Corona-Pandemie abgebrochen – wollen die Europastädterinnen freiwillig gleich zwei Klassen tiefer antreten.

„Mit einem weinenden Auge“, wie Trainer Mirsad Fazlic zugibt. „Aber ich habe keine Zeit zu trauern. Es geht um die optimale Entwicklung von jungen Spielerinnen.“ Und die sind in der Oberliga einfach besser aufgehoben, auch wenn sie in ihrer Altersklasse zur absoluten norddeutschen Spitze gehören.

Die neue Mannschaft, die behutsam aufgebaut und perspektivisch an alte Erfolge anknüpfen soll, ist blutjung. Julia Braasch, Sophie Pfeifer und Lenara Breyer sind erst 14 Jahre alt, Haiyan Aye sogar noch ein Jahr jünger. Bei den Norddeutschen Meisterschaften belegten sie zuletzt die Plätze eins, zwei, drei und fünf.

Neue Mannschaft hat ein Durchschnittsalter von 15,3 Jahren

Angeführt werden die Youngster von der nur unwesentlich älteren Michelle Weber. Die 17-Jährige ist als einzige Spielerin des Drittliga-Kaders geblieben. Dazu kommt, quasi als „Team-Oma“ Sejla Fazlic, die schon zu Zweitliga-Zeiten zum Team gehörte, derzeit aber aus beruflichen Gründen kürzertritt. Wohlgemerkt: Die Tochter von Trainer Fazlic ist auch erst 20 Jahre alt. Das ergibt ein Durchschnittsalter von 15,3 Jahren. „Mit diesem Team können wir in die Regionalliga aufsteigen und irgendwann aus eigener Kraft wieder Bundesliga spielen“, sagt der Coach.

Aus eigener Kraft. Das betonen die Schwarzenbeker zu Recht sehr gern. In der Europastadt steht das Landesleistungszentrum für Tischtennis, die Schwarzenbeker verstehen sich seit Jahren als Ausbildungsverein.

Wo andere Clubs schon für wenige Partien teure Legionäre zum Teil sogar aus Amerika oder Israel einfliegen, investiert der TSV in die Zukunft. Gerade gestern hat der Verein einer Schwedin abgesagt, die sich für die Regionalliga angeboten hatte. „Wir wollen keine ausländische Spielerin holen und glauben uns mit dem Jugendkurs auch wirtschaftlich besser gewappnet, sollten wegen Corona noch Sponsoren unerwartet abspringen“, betont Mirsad Fazlic.

Mannschaftsführer Wolfgang Weber stellt klar: „Unsere Spielerinnen sollen alle aus einem Umkreis von maximal 100 Kilometern kommen. In diesem gibt es aber nur eine Handvoll mit Regionalliga-Niveau, und die haben alle einen Verein.“ Sollte also bis Ende Mai, dem Ende der Meldefrist, nicht noch unerwartet ein Team auseinanderbrechen, steht auf dem Antrag des TSV Schwarzenbek „Oberliga“ drauf.

1. Herren in der 3. Bundesliga als sportliches Aushängeschild

Das sportliche Aushängeschild des Vereins werden dann die 1. Herren sein. Wegen des Saisonabbruchs haben sie den Klassenerhalt in der 3. Bundesliga auch als Tabellenletzter geschafft. Auch hier spielen drei Schwarzenbeker Eigengewächse: Frederik und Moritz Spreckelsen sowie Sören Wegner. Und Spitzenspieler Daniel Kleinert wohnt inzwischen auch in der Stadt.

Im männlichen Bereich haperte es allerdings lange am Nachwuchs. Doch auch das soll sich jetzt ändern. Zumal Sören Wegner mit 32 Jahren gerne kürzertreten würde. Mit Jonas Kamin und Luca Pascal Wagner wechseln der Norddeutsche U13-Ranglistensieger und der U13-Landesranglistensieger von der TTG Elmenhorst/Fischbek in die zweite TSV-Mannschaft, die in der Verbandsliga spielt. Mit ihnen kommt auch ihr Trainer Lars Frey­statzky, ein früherer Schwarzenbeker Regionalliga-Spieler, als Aktiver zum TSV zurück.