Wohltorf. „Ich bin selten so verpfiffen worden“, schimpfte Trainer Lutz Reiher nach dem verpassten Erstliga-Aufstieg des TTK Sachsenwald.

Ein besseres Gelassenheitstraining, als die rund halbstündige Fahrt von Wohltorf nach Hamburg konnte es für Ricardo Nevado nicht geben. Neben ihm im Auto saß nämlich der Mann, auf den sich der ganze Ärger des Europameisters von 2014 im Hallenhockey und seiner Teamkollegen vom TTK Sachsenwald richtete: Schiedsrichter Jonas Ottmüller.

In den Augen der Wohltorfer war der junge Unparteiische, den Nevado trotz allem netterweise nach Hause fuhr, der Schuldige für die 2:3-Niederlage in der 2. Bundesliga gegen Klipper Hamburg. Dadurch mussten die „Tontauben“ alle Träume auf den ersten Erstliga-Aufstieg in der Klubhistorie begraben. „Ich bin selten in meiner Karriere so verpfiffen worden“, polterte TTK-Coach Lutz Reiher, für den es das letzte Hallenhockey-Heimspiel war. Nach dem Ende der Feldsaison geht der 59-Jährige in den Ruhestand.

Letztes Heimspiel für Trainer Lutz Reiher

Den Bundesliga-Aufstieg als Abschiedsgeschenk wird es nun nicht geben. „Weil die Schiedsrichter massiv Einfluss aufs Ergebnis genommen haben“, schimpfte Reiher. Ihn ärgerte neben den aus seiner Sicht hanebüchenen Entscheidungen Ottmüllers, auch die Tatsache, dass dessen erfahrener Schiedsrichterkollege Stefan Wiarda – beide pfiffen gemeinsam – nicht helfend eingegriffen hatte.

Was war geschehen? Den 0:1-Rückstand (15.) hatten Ricardo Nevado und Finn Dabelstein in der 49. Minute für den TTK, der gewinnen musste, gedreht. Dann entschied Ottmüller, in seinem erst dritten Zweitliga-Einsatz, dass ein Wohltorfer einem Klipper-Akteur auf den Schläger geschlagen habe.

In der Hektik wusste er aber nicht mehr, welcher TTK-Akteur es gewesen war. Also erhielt (regelkonform) Kapitän Dabelstein stellvertretend eine Zeitstrafe. „Mein bester Spieler“, klagte Reiher. Und Nevado ergänzte: „Dabei war Justus Utasch (der Übeltäter, die Red.) schon auf dem Weg nach draußen. Und der andere Schiedsrichter, der es gesehen hatte, wollte nicht eingreifen, weil er so ein Dickkopf ist.“

Am Ende drei gegen sechs Feldspieler

Folge: Der TTK bestritt die letzten zehn Minuten durchgängig in Unterzahl. Nach weiteren aus TTK-Sicht fragwürdigen Zeitstrafen standen in der letzten Minute nur drei anstatt fünf Feldspieler auf dem Platz. Klipper hatte deren sechs – sie hatten extra den Torhüter herausgenommen. 30 Sekunden vor dem Schluss fiel das 2:2, später noch das 2:3 gegen den TTK. „Im Auto tat es dem Schiri dann leid“, sagte Nevado. „Er hätte nicht gut gepfiffen. Aber warum wird so ein unerfahrener Mann überhaupt in einem so wichtigen Spiel angesetzt?“, fragte er.