Bergedorf. „Zwei Verletzungen hintereinander. Das hat es in 20 Jahren Cheerleading noch nie gegeben“, stöhnt Olaf Griem, Abteilungsleiter der TSG Bergedorf.
Die Landesmeisterschaften von Hamburg und Schleswig-Holstein im Cheerleading sind jedes Jahr im Dezember der erste große Leistungstest für die neuformierten Teams. Besondere Dramatik ist nicht zu erwarten: Die Leistungsanforderungen sind gering, die Konkurrenz ist überschaubar, die Qualifikation für die nächste Runde, die Regionalmeisterschaft, für die erfolgsverwöhnten Teams der TSG Bergedorf normalerweise nur Formsache. Doch dieses Mal sollte für Hamburg Supreme Cheer (HSC), wie sich die TSG-Abteilung nennt, alles ganz, ganz anders kommen...
Ein fataler Schritt zu weit
Betroffen waren in der Holstenhalle von Neumünster die HSC Spiritstars, ein Team für Mädchen ab 16 Jahren, das in der Leistungsklasse 4 (von 6) unterwegs ist und dort zu den Besten in Deutschland gehört. „Es hatte alles so gut angefangen. Die Mädels waren körperlich und mental topfit, und wir freuten uns auf den Auftritt“, konnte auch die Trainerin Ann-Kristin Schack nicht ahnen, welches Drama ihnen bevorstehen sollte. Gleich zu Beginn der Kür unterlief Julina Schammra ein folgenschwerer Fehler. Bei einer Tanzfigur stand sie einen Schritt zu weit vorn. Dadurch passte der Abstand zur Teamkollegin vor ihr nicht mehr, die gerade einen Flickflack turnte. Schammra, die sich nach vorne beugte, bekam deren Füße, ohne es kommen zu sehen, mit voller Wucht an den Hinterkopf. „Sie hatte eine Stauchung der Wirbelsäule erlitten und krümmte sich mit Schmerzen am Boden“, schilderte TSG-Abteilungsleiter Olaf Griem den Moment des Schreckens. Augenblicklich brach Ann-Kristin Schack den Auftritt ab.
Ein neuer Anlauf
Nach einer Weile löste sich der Schock. Julina Schammra, die als „Base“ zu denen gehört, die ihre Teamkolleginnen in die Höhe schleudern und wieder auffangen, ist hart im Nehmen und signalisierte: „Es geht wieder!“ Bei einer Verletzung besagt das Reglement, dass die Mannschaft ihren Auftritt am Ende des Feldes wiederholen darf. Am späten Nachmittag machten sich die Spiritstars also erneut auf der Bühne bereit. Nicht ahnend, dass ihnen ein noch größeres Drama bevorstehen sollte.
Handbruch bei der Landung
Denn dieses Mal erwischte es mit Erika Kammer einen „Flyer“, also eine der jungen Damen, die artistisch durch die Lüfte fliegen. „Sie hat bei der Landung zu früh ihr Gewicht abgegeben, die Körperspannung verloren“, analysiert Schack. Bei dem folgenden Sturz brach sich Erika Kammer den Unterarm. „Ich bin direkt dorthin gelaufen und habe sofort gesehen, dass mit dem Arm etwas nicht stimmt, dass da eine Schiefstellung war“, schildert Schack. Elle und Speiche waren gebrochen. Noch am Abend wurde die Bergedorferin im Krankenhaus in Neumünster operiert. Mittlerweile ist sie wieder zu Hause. „Erika ist sehr tough und schon ganz wild darauf, bald wieder mit zu trainieren, doch das wird noch eine Weile dauern“, schmunzelt Schack.
Regionalmeisterschaften verpasst
Zwei Verletzungen hintereinander. „So etwas habe ich in 20 Jahren Cheerleading noch nie erlebt“, schüttelte Abteilungsleiter Griem ungläubig den Kopf. Durch ihre Pechsträhne haben die Spiritstars als einziges der sechs Bergedorfer Teams die Regionalmeisterschaft am 22. Februar in Wolfsburg – und damit auch die Deutschen Meisterschaften – verpasst. Doch der Sport war an diesem Tag längst zur Nebensache geworden.