Oststeinbek. Oststeinbek. Spieler kommen zu spät oder verlassen gleich ganz den Verein – Damit soll beim Oststeinbeker SV jetzt Schluss sein.

Von Auflösungserscheinungen waren die vergangenen Wochen beim Fußball-Landesligisten Oststeinbeker SV geprägt. Erst verkrachte sich der frühere Goalgetter Maximilian Kochsiek mit Trainer Simon Gottschling und zog von dannen. Am vergangenen Wochenende musste sich dann Tarik Sbou die Partie beim FC Türkiye von der Ersatzbank aus ansehen. Als er nach dem dritten Wechsel realisierte, dass er an diesem Tag nicht mehr zum Einsatz kommen würde, stand Tarik Sbou noch vor dem Ende des Spiels auf, zog sein Trikot aus, schleuderte es auf die Bank und verließ mit dem Satz „Für diesen Verein spiele ich nie wieder“ die Szenerie. „Er ist vollkommen durchgedreht“, sagt Gottschling fassungslos.

Lieber Tattoo als Tiki-Taka

Andere hatten es gar nicht erst zum Spielbeginn geschafft. „Ein junger Spieler fehlte wegen einer Tattoo-Vorbesprechung, hat man sowas schon gehört?“, wundert sich der OSV-Coach bald über gar nichts mehr. Zwei Stammkräfte, Maximilian Grünberg und Nicklas Frers, mussten passen, weil sie verschlafen hatten. Doch während Frers zumindest zum Spielschluss in der Kabine erschien und der Mannschaft eine Kiste Bier spendierte, schickte Grünberg, der jahrelang von Gottschling gefördert wurde, nach dem 2:3 nur eine Textnachricht: „Schöne Klatsche!“ Mittlerweile hat der Spieler den OSV verlassen, „auf eigenen Wunsch“, wie der Verein schreibt.

Viele der Unruhen entzünden sich an der Person des Trainers, das ist Gottschling durchaus bewusst. „Vielleicht sollte ich manchmal mehr streicheln und loben“, gibt er zu. Doch das falle ihm angesichts der teils arroganten Auftritte seiner Spieler oft schwer. Nach zwei Jahren im Siegesrausch von der Kreisliga bis in die Landesliga fehlt es ihm derzeit an Ernsthaftigkeit im Kader. „Die Spieler leben das alles nicht!“, kritisiert Gottschling.

Fehlandt will künftig durchgreifen

Das soll sich nun ändern. Am Dienstag setzten sich die OSV-Spieler auf Initiative von Trainer-Sohn Dave Fehlandt zusammen – ohne Coaches und Offizielle – und sprachen die Situation durch. Ergebnis: Es soll künftig mehr Disziplin herrschen. Dafür will Fehlandt notfalls im Alleingang sorgen. „Er wird Strafen aussprechen, ohne mich auch nur zu fragen“, schildert Gottschling, „ich hatte immer gehofft, dass so ein Signal mal aus der Mannschaft kommt.“

Mit dem neuen Schwung geht es für den OSV heute Abend nun auf dem heimischen Kunstrasen gegen Schlusslicht FTSV Altenwerder (19.30 Uhr, Meessen). Verzichten müssen die Oststeinbeker dabei auf Youness und Youssef Sbou, die nach ihren Platzverweisen im Türkiye-Spiel gesperrt sind.