Bergedorf. Bergedorf. Die Ruderer Erik Bruns im Vierer mit Steuermann und Leon Braatz im Achter werden in Tokio Junioren-Weltmeister.
Sieben Minuten. Länger dauert ein 2000-Meter-Rennen im Vierer mit Steuermann nicht. Doch bei den U19-Junioren-Weltmeisterschaften in Tokio zeigte sich, wie viel Dramatik in sieben Minuten liegen kann. Für Erik Bruns und Leon Braatz vom Ruder-Club Bergedorf endeten die Titelkämpfe in Japans Hauptstadt mit einem totalen Triumph. Braatz holte überlegen Gold im Achter, Bruns nach einem denkwürdigen Rennen Gold im Vierer mit Steuermann. Es war das spannendste und emotionalste Rennen der gesamten Titelkämpfe.
So ein bisschen hatte sich das in den Vorläufen bereits angedeutet. Da hatten Erik Bruns, Frederik Breuer, Tjark Loewa und Ben Gebauer mit Steuermann Julius Fabry ihre Favoritenrolle durch einen Start-Ziel-Sieg unterstrichen, doch zwischenzeitlich war Frankreich bei der 1500-Meter-Marke bis auf eine halbe Sekunde herangekommen und hatte dem deutschen Quartett eine harte Zeit beschert. Im Finale sprangen die Franzosen nun schon auf den ersten 200 Metern an die Spitze. Nicht noch einmal wollten sie dem deutschen Team hinterherfahren! Doch wie stark würden die anderen Boote sein?
Deutsches Boot zunächst nur Vierter
Irland wagte sich als Erstes aus der Deckung, zog noch vor der 500-Meter-Marke an den Franzosen vorbei an die Spitze, gefolgt von China und Südafrika. Frankreich war damit schon aus dem Rennen. Die vermeintlichen Herausforderer der Deutschen fielen noch hinter Australien auf den letzten Platz zurück, den sie auch nicht mehr verlassen sollten. Doch was war mit dem deutschen Quartett los? Nicht viel! Vorne pflügten China, Südafrika und Irland auf den Bahnen vier bis sechs Bug an Bug durch den Sea Forest Waterway, der künftigen Olympiastrecke im Hafen von Tokio. Die Deutschen auf Bahn drei folgten mit einem gewaltigen Respektabstand auf Rang vier.
Zweieinhalb Sekunden Rückstand waren es bei der 1000-Meter-Marke, über drei Sekunden bei 1500 Meter. Das Rennen schien so gut wie verloren zu sein. Doch dann das Wunder. Schlag um Schlag holten Erik Bruns und Co. auf, kassierten zunächst die Iren, dann Südafrika und machten plötzlich sogar Jagd auf die Chinesen. Die bekamen Panik, brachen völlig ein. Die Deutschen zogen vorbei und ruderten zum Gold, während China sogar noch hinter Südafrika auf den Bronzerang zurückfiel. Drei Zehntelsekunden Vorsprung waren es für das deutsche Quartett im Ziel vor Südafrika. Maßarbeit!
Sieben Sekunden auf Großbritannien
Den traditionellen Abschluss der Titelkämpfe bildete dann der Achter. Würde Leon Braatz mit seinen Teamkollegen Leon Knaack, Jonas Huth, Jan Szymczak, Julian Garth, Nick Welzenbach, Erik Kohlbach und Ryan Smith mit Steuermann Florian Wünscher durch eine ähnliche Achterbahnfahrt der Gefühle gehen müssen wie zuvor der Vierer? Nein! Von Beginn an setzten sie sich an die Spitze und bauten ihren Vorsprung Stück für Stück aus. Schon bei der 500-Meter-Marke hatten sie dem anderen Vorlauf-Sieger Großbritannien, der Bronze gewann, vier Sekunden (!) abgenommen, im Ziel sollten es gar sieben sein.
Das einzige Boot, das noch halbwegs mit den Deutschen mithalten konnte, waren die USA. Bis zur 1000-Meter-Marke blieben die Amerikaner dran, lagen nur eine Sekunde zurück. Dann jedoch hauten sich Braatz und Co. mit mächtigen 37 Schlägen pro Minute so richtig in dieses Rennen rein. Und als ihr Vorsprung dann erstmals mehr als eine Bootslänge betrug, war das Rennen entschieden. Im Ziel hatten die Deutschen dem Silbermedaillengewinner USA satte vier Sekunden Rückstand aufgebrummt.
Somit war das Bergedorfer Doppelgold in Tokio perfekt. Vielleicht ja ein gutes Omen für einen gewissen Torben Johannesen, der in einem Jahr an gleicher Stelle mit dem Deutschland-Achter auf die Jagd nach olympischem Gold gehen wird.