Bergedorf. Bergedorf. Die EU-Kommission will das Gummigranulat aus Umweltschutzgründen von den Kunstrasenplätzen verbannen.

Um Kunstrasenplätze – in Deutschland gibt es etwa 5000 – ist eine Diskussion entbrannt. Genauer gesagt um das Granulat, mit dem das Plastik-Grün verfüllt wird. Hintergrund: Die EU-Kommission will aus Umweltschutzgründen Mikroplastik verbannen. In zwei Jahren soll das Verbot in Kraft treten, ab 2022 sollen keine Granulatplätze mehr erlaubt sein.

Auf einem einzigen Fußballplatz liegen etwa 35 Tonnen Gummigranulat. Nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts sollen in Deutschland insgesamt 11.000 Tonnen an die Umwelt abgegeben werden – durch starken Regen oder bei Schneeräumung. Das macht bei 5000 Plätzen 2200 Kilogramm pro Kunstrasen. Es gibt aber auch Zahlen, die deutlich darunterliegen. Wir haben uns umgehört, wie es um Kunstrasenplätze in der Region bestellt ist.

Granulat ist nicht gleich Granulat

„Nicht einmal drei Prozent verlassen pro Jahr die Anlage“, sagt Guido Stille vom Fachdienst Tiefbau der Stadt Geesthacht. Die Plätze an der Berliner Straße und der Wes­terheese in Grünhof besitzen zwar Granulate, diese sind aber nicht an Kreisläufe wie zum Beispiel Regenrückhaltebecken angeschlossen, wie Stille erklärt. Zudem ist Granulat nicht gleich Granulat. Da die Stadt Geesthacht zudem ihre Kunstrasenflächen bewässert, herrscht eine sogenannte Deckenbindung. Das Mikroplastik kann nicht so leicht in die Umwelt gelangen.

Beim Platz des Düneberger SV, der 2020/21 saniert werden soll, geht die Stadt aber auf Nummer sicher. Die Anlage am Silberberg bekommt Quarzsand als Füllmittel – so wie die meisten Kunstrasenplätze im Hamburger Fußball-Verband. Seit 2011 wird bei den städtischen Anlagen nur noch Sand benutzt, dem teilweise Kork beigemischt wird. Carsten Byernetzki, stellvertretender Geschäftsführer des HFV, schätzt, dass mittlerweile 95 Prozent mit Sand verfüllt sind. Nachteil: Bei Frost wird der Sand betonhart. Spiele im Winter müssen mitunter abgesagt werden.

Kork als beste Lösung?

Als beste Lösung galt bisher Kork. Das ist teurer als Sand, „wirkt sich aber schonend auf die Gelenke aus“, berichtet Abteilungsleiter Martin Böttcher vom Escheburger SV. Aus medizinischen, aber auch ökologischen Gründen entschied sich der ESV für Kork bei seiner Anlage. Allerdings ist das Material aus der Rinde der Korkeiche nicht ganz unproblematisch. Auf einigen Plätzen wurden Pestizidrückstände festgestellt.

Als der SV Altengamme seinen Kunstrasenplatz erhielt, spielte Mikroplastik noch keine große Rolle in der Diskussion um eine saubere Umwelt. Das alte, schwarze Granulat, zum Teil aus Autoreifen recycelt, fand am Gammer Weg daher Verwendung. Nach rund 15 Jahren wurde die Anlage 2018 saniert. Das entspricht in etwa der Lebensdauer eines Kunstrasens. Die Vierländer bekamen eine neue Oberfläche – mit Sandverfüllung. „Wir wollten Kork. Aber ein Pilotprojekt des HFV dazu war noch nicht abgeschlossen“, sagt der 1. Vorsitzende des SVA, Bernd Mohr.

Übergangsfristen gewünscht

Dem SV Curslack-Neuengamme steht eine Sanierung seines Platzes (bisher Granulat) noch bevor. „In den nächsten drei Jahren muss sowieso was gemacht werden“, stellt der Vorsitzende Hartmut Helmke fest. Damit wären die Vierländer noch innerhalb der Frist (bis 2022). Diese Jahreszahl scheint aber nicht zu halten zu sein. Sowohl Politik als auch Fußballverbände sprechen von Übergangsfristen.